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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Schluckte. Süß und zugleich mit einem Hauch Zitronengeschmack. So, wie ich es mochte. Trotzdem hätte ich ebenso gut auf Pappe kauen können.
    »Und? Köstlich, oder?«
    Ich nickte, stocherte weiter in meinem Stück herum.
    Abermals schaute Cris zum Durchgang, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Verwirrt folgte ich seinem Blick. Ich glaubte, ihn in der Halle zu hören, gleich darauf kam er in die Küche. Jetzt nicht mehr in Jeans und Hemd, sondern in maßgeschneidertem Anzug und Krawatte. Auf dem Weg zur Hintertür nickte er Cris zu. »Halt dich an das, was wir besprochen haben.« Er sah zu mir, wieder ein Nicken. »Wir sehen uns heute Abend.«
    »Wann bist du zurück?« Cris leckte Zuckerguss von seiner Gabel.
    »Ich melde mich, sobald ich es weiß. Es kann spät werden.« Er hatte die Tür schon geöffnet, als er sich noch einmal umdrehte. Seine Augen suchten meine. »Es tut mir leid, Lucinda«, murmelte er nach einer weiteren Sekunde. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Etwas Bitteres zuckte um seine Lippen, ein weiteres Nicken zu Cris und mir, dann war er hinaus.
    Sein Bruder schaute die Tür an. Diesmal war es offensichtlich,
dass er auf seine Schritte lauschte, darauf, wie er sich vom Haus entfernte. Plötzlich fühlte ich mich, als sei ich Teil einer Verschwörung, bei der ich weder wusste, worum es ging, geschweige denn, dass ich zu ihr gehören wollte. Um irgendetwas zu tun, schob ich mir einen Bissen Torte in den Mund und kaute, ohne wirklich etwas zu schmecken.
    Als das leise Röhren eines Automotors erklang, erschien ein Grinsen auf Cris’ Gesicht. Er stellte seinen Teller beiseite, kam um den Tresen herum und nahm mir die Gabel aus der Hand. »Ich hätte nicht gedacht, dass Joaquín es mir so einfach macht, dich zu entführen.«
    »Entführen?« Ich starrte ihn an.
    Cris lachte, zog mich von meinem Hocker herunter. »Ja, entführen. Nach Los Angeles! Wir gehen shoppen!«
    »Shoppen?«
    »Shoppen! Ich zahle! – Mein Geburtstagsgeschenk.« Er schob mich zum Durchgang. »Wir müssen Joaquín nur einen kleinen Vorsprung geben … Um sicherzugehen.« Er zwinkerte mir zu. »Was hältst du davon, wenn du dich umziehst? Ein bisschen schick machst?«
    Ein kleiner Schubs ließ mich zwei Schritte vorwärtstaumeln. Ich blieb wieder stehen. »Ich bin nicht sicher, was Joaquín dazu …« War ich verrückt? Cris bot mir die Chance, von hier wegzukommen, löste sozusagen die Ankündigung seines Bruders ein und ich machte mir Gedanken, was er dazu sagen würde?
    »Was Joaquín nicht weiß, macht Joaquín nicht heiß. – Keine Sorge. Wir sind vor ihm wieder zurück. Und wir werden ihm auch nicht begegnen.« Er wedelte mit der Hand. »Jetzt geh dich umziehen.«

    »Der Tisch …«
    Cris seufzte theatralisch. »Ja, ja. Ich räum ihn ab. – Nun geh schon.«
    Noch immer zögernd setzte ich mich in Bewegung.
    »Lucinda?«
    Ich wandte mich zu ihm um.
    »Du wirst doch nicht versuchen, davonzulaufen, oder?« Wieder dieser Hundeblick, während er ganz dicht vor mich trat.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.« Weil ich einen Deal mit deinem Bruder habe.
    »Gut.« Mit den Fingerspitzen strich er über meine Wange. Der Ausdruck in seinem Gesicht änderte sich, als ich einen Schritt zurück machte, einen zweiten, bevor ich mich umdrehte und die Küche verließ.
     
    Es fühlte sich falsch an.
    Daran änderte auch der Umstand nichts, dass Cris mir die ganze Fahrt nach L.A. von den Shops vorschwärmte, in die er mich schleifen würde. Ich hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Die meiste Zeit sah ich aus dem Fenster, hinaus in das harte Flimmern, das über Sträuchern und Felsen hing, und fragte mich, was er dazu sagen würde.
    Und was geschehen war, dass ein Lt. der Mordkommission ihn zu sich aufs Revier bestellt hatte. Ihn, Joaquín de Alvaro.
     
    Wo Cris mit mir shoppen gehen wollte, wurde mir erst klar, als ich all die edlen Boutiquen – Armani, Dior, Gucci, Vuitton, Cartier, Yves Saint Laurent, Tiffany, zusammen mit etlichen anderen – und das Straßenschild sah. Selbst wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch Zweifel gehabt hätte, wären sie endgültig
vergangen, als er seinen Porsche am Rand der mit Palmen gesäumten Straße parkte: dem Rodeo Drive.
    »Du bist verrückt«, entfuhr es mir, als ich schließlich mehr als ein Japsen zustande brachte.
    Lachend stellte Cris den Motor ab, sah mich an, zog ein bisschen umständlich seinen Geldbeutel aus der Hosentasche, fischte eine silbrige Karte heraus und hielt sie mir grinsend unter

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