Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)
Winter umgebracht«, warf Judith Walters Frage erneut auf.
Dr. Grede nickte und wollte es genauer wissen: »Und begraben?«
»Und begraben«, bestätigte Judith Brunner und setzte dramatisch fort: »Jahrzehnte später wird Heitmann ermordet, ebenfalls erstochen und ...«
»Und sein Arbeitgeber auch?«, unterbrach sie Dreyer, der der Schilderung kritisch folgte. Dann begründete er seinen Einwurf: »Laurenz Heitmann hat doch offenbar Paul Ahlsens um Hilfe gebeten, der sofort reagierte. Heitmanns Chef handelte aus Freundschaft oder Dankbarkeit und verlor dabei sein Leben. Beide Männer wurden ermordet! Ist es da nicht wichtig, erst einmal zu fragen: warum? Was für ein Geheimnis verbindet die aktuellen Morde?«
Judith folgte Walters Argumenten und ließ ihn ausreden. Doch dann stellte sie fest: »Genau darauf wollte ich hinaus! Nehmen wir mal an, Emil Winter wurde ermordet. Dann hätten wir ein lange zurückliegendes Verbrechen, das noch nicht gesühnt wurde. Wenn wir zudem davon ausgehen, Heitmann hat Winter begraben, aber nicht umgebracht! Dann haben wir ein Rätsel, nämlich, wer damals der Mörder war.«
»Richtig. Und es stellt sich ebenso die Frage, warum wurde Heitmann erst jetzt aktiv?«, warf Dr. Grede ein. »Warum unternahm er nicht schon früher etwas, um den Tod Emil Winters aufzuklären?«
»Das scheint wirklich die Schlüsselfrage zu sein.« Walter Dreyer nickte. »Es muss erst kürzlich was passiert sein, das Heitmann zum Handeln brachte.«
Judith Brunner nickte ihm zu. »Heitmann hatte wahrscheinlich eine Vermutung, wer der Mörder seines Freundes war, und Ahlsens hat ihm geholfen, diese zu untermauern. Ahlsens war der Lösung auf der Spur oder hatte das Rätsel sogar gelöst. Und das hat er nicht überlebt.«
»Beide Männer haben es nicht überlebt«, betonte Walter Dreyer und schlussfolgerte: »Also wussten sie, wer der Mörder Winters war und mussten für dieses Wissen sterben!«
Judith Brunner führte den Gedanken fort: »Wenn der Mörder der beiden auch der von Emil Winter ist, müsste er heute im Alter seiner Opfer sein, ich meine, wir suchen keinen jungen Mann.«
»Einen betagten Dreifachmörder, na, das hatten wir wirklich noch nicht!« Dr. Grede seufzte. »Das muss ausgerechnet dann passieren, wenn ich den Laden hier am Hals habe. Na ja, wir haben immerhin gute Arbeitshypothesen.« Er blickte ernsthaft in die Runde und wies auf die nächsten Aufgaben hin: »Also, heute wird Dr. Renz den Zahnstatus von Emil Winter suchen und sicherlich auch finden. Dann ist diese Identifizierung abgeschlossen. Lisa Lenz telefoniert noch wegen der Blechmarke und fragt auch wegen der anderen Männer nach. Das Labor müsste heute fertig werden, zumindest mit den wesentlichen Untersuchungen. Und Sie haben mit den Zeugenbefragungen am Bahnhof genug zu tun. Es kann ja überhaupt nicht sein, dass auch im Fall Ahlsens keiner etwas bemerkt haben will. Ich denke, wir müssen am Bahnhof intensiver suchen. Beide Morde wurden hier verübt!«
Dreyer pflichtete ihm bei, obwohl diese Weisung fast schon wie ein Vorwurf an ihrer bisherigen Ermittlungsarbeit klang, und ergänzte: »Die Männer wurden dort im Abstand von einem Tag ermordet. Spätestens ab Donnerstag Nachmittag haben die Leute doch alles intensiv beobachtet und ausführlich diskutiert, wer wohl den Mann im Auto umgebracht hat. Selbst unsere Polizisten waren stets vor Ort. Und dann schlägt der Mörder einen Tag später auf die gleiche Art zu – ich muss schon sagen, da gehört eine gewaltige Portion Kaltblütigkeit dazu!«
»Oder er fühlte sich extrem in die Enge getrieben«, gab Dr. Grede zu bedenken.
Judith Brunner hielt es nicht mehr auf ihrem Stuhl. »Beides, denke ich. Also, auf zum Bahnhof! Die Fotos versuchen wir dann heute Abend in Waldau mit Irmgard Rehses Hilfe zuzuordnen. Es wird bestimmt wieder ein langer Tag.«
Dr. Grede nickte, setzte aber noch hinzu: »Ich habe keine zusätzlichen Leute, die Sie dabei unterstützen könnten. Sie kennen meine Situation. Und Verstärkung vom Bezirk will ich noch nicht anfordern. Erst einmal versuchen wir, mit eigenen Kräften und Ihrer Unterstützung, den Fall zu lösen, einverstanden?«
Walter Dreyer, dem bewusst war, dass Leute aus Magdeburg ihn aus den Ermittlungen drängen würden, machte eine zustimmende Geste.
Und Judith Brunner war eine Untersuchung ohne Bezirksbehörde mehr als recht, sie wollte ihren Kollegen nicht eher als nötig begegnen. »Das schaffen wir auf jeden Fall auch ohne die
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