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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Busch passt schon mal ganz gut. Er hielt sich nach dem Kriegsende in der Gegend auf. Das kommt auch hin. Dann verliert sich seine Spur, und als eine ziemlich lange Zeit verstrichen war, kommt er zurück und arbeitet als braver Reichsbahner unauffällig hier in Gardelegen.«
Walter Dreyer kam wieder zum fehlenden Motiv zurück. »Und jetzt erst, nach so langer Zeit, wird Heitmann aktiv? Er ist häufig am Bahnhof gewesen und hat Busch sicher öfter gesehen. Warum wird er gerade jetzt für Busch zur Gefahr?«
»Eine gute Frage«, bestätigte Judith Brunner. »Wir müssen unbedingt noch einmal mit Ahlsens’ Familie, die ja quasi auch Heitmanns war, reden. Vielleicht können sie auf dem Gut mit dem Namen Busch etwas anfangen.«
»Und Johannes Meiring und Irmgard Rehse sollten wir auch einbeziehen. Sie sind so ziemlich eine Generation. Vielleicht kennen sie Karl Busch sogar?«, setzte Walter Dreyer voller Tatendrang hinzu.
»Am besten, Sie fahren gleich nach Waldau. Entgegen meiner Annahme von heute Morgen müssen wir wohl auch dort weiter suchen«, sagte Dr. Grede lächelnd und räumte damit seine Fehleinschätzung ein. »Ich erwarte dann Ihren Anruf.«
     
     
    ~ 53 ~
     
    Mit ihren erneuten Befragungen würden sie sich wieder in das Leben der Waldauer mischen müssen. Egal ob die Leute das begrüßten, in Ruhe gelassen werden wollten oder sogar trauerten. Und sie hatten vor, unbedingt mehr über die Person Karl Busch zu erfahren.
»Mit wem wollen wir anfangen?«, fragte Judith.
Sie fuhren schon am Ortseingangsschild von Waldau vorbei.
»Ich denke, wir beginnen mit Irmgard Rehse, dann Johannes Meiring. Beide könnten uns auch mit den Fotos helfen. Dann sehen wir weiter.«
Judith war der Vorschlag recht, doch leider war Lauras Tante nicht zu Hause. Vielleicht war sie spazieren gegangen oder, was wahrscheinlicher war, sie besuchte jemanden, um über die furchtbaren Neuigkeiten zu reden. Sie würden es später noch einmal versuchen müssen.
Langsam fuhren sie die Dorfstraße hinauf und hofften, zumindest Walters ehemaligen Lehrer anzutreffen. Ab und zu sahen sie Leute bei der Gartenarbeit. Es war ein typischer herbstlicher Spätnachmittag. Die bereits rötlichen Sonnenstrahlen spendeten kaum noch Wärme; mit kühler Luft begann der Abend sich anzukündigen.
Trotz der aufkommenden Frische saß Johannes Meiring auf seiner Bank vorm Haus. Die Aufregungen der letzten Tage hatten ihn sichtbar erschöpft. Seine Hände lagen verschränkt auf seinem Gehstock. Er war eingenickt. Der Kopf hing ihm auf der Brust, die Schirmmütze drohte hinabzurutschen.
Walter Dreyer belastete der Gedanken an das bittere Gespräch, das sie nun führen mussten. Um Meiring nicht in Verlegenheit zu bringen, schlug Walter die Autotür heftig zu.
Noch blieb Johannes Meiring reglos.
In der Hoffnung, ihn sanft aufzuwecken, damit er sich noch schnell sammeln konnte, begann er laut auf Judith einzureden: »Haben Sie alle Unterlagen dabei, auch die Fotos?«
Sie erkannte sein Vorhaben und spielte mit. »Ja, ja, Sie meinen doch sicher den Bericht hier und die alten Aufnahmen?«
In den alten Mann kam Bewegung. Er versuchte aufzustehen, was ihm erst nach mehrmaligem Schwungholen mit dem Oberkörper gelang. Unsicheren Schrittes kam er, auf seinen Stock gestützt, auf sie zu. »Ich habe schon gewartet, ich denke, ich muss Ihnen was erzählen.« Seine Stimme verhieß nichts Gutes.
Aufmerksam sah Walter ihn an. »Wollen wir uns nicht drinnen unterhalten? Es wird schon frisch. Und möglicherweise dauert es länger.«
»Ist mir sehr recht, kommen Sie bitte rein.« Meiring ging langsam voran, bei jedem Schritt probierend, wie wohl der nächste sicher zu setzen sei. »Mein Rheuma macht mir wieder sehr zu schaffen. Es geht mir sowieso nicht gut! Erst das mit Laurenz und nun auch noch Paul Ahlsens.«
Als sie das Haus betraten und wieder in seine gute Stube geführt wurden, fiel die Kühle auf, die im ganzen Haus herrschte.
»Ich fürchte, ich hab’ ganz vergessen zu heizen. Tut mir wirklich leid.« Meiring setzte die Situation schwer zu.
Walter übernahm es gerne, mit dem bereitliegenden Heizmaterial den Ofen an zu machen. »Ich heize auch gleich den Herd in der Küche, dann haben Sie es zum Abendbrot schön warm.«
Er verschwand und Judith bat den alten Herrn, sich doch zu setzen. Hilflos musste sie mit ansehen, wie viel Mühe es ihn kostete. Sie setzte sich gleichfalls an den Tisch.
Johannes Meiring bat sie kurz zu warten, bis Walter wieder kommen

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