Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)
sie gut leben.«
Walter blieb skeptisch, da war aus seiner Sicht noch mehr. »Außerdem erkenne ich keinen Zusammenhang zu den aktuellen Morden!«
»Hat Heitmann je erfahren, wie die beiden wirklich hießen und warum sie überhaupt eine neue Identität annahmen, Herr Meiring?«, versuchte Judith die Herkunft der Frauen aufzuklären.
»Also davon hat er mir nichts erzählt. Ich bin auch gar nicht drauf gekommen, ihn das zu fragen. Ich war ja selber ganz platt von der Geschichte. Die Winter-Schwestern, also das war schon ein Ding!«
»Hat Ihr Freund gewusst, was genau vor seinem Erscheinen passiert war? Hatte er mit den Frauen darüber gesprochen?« Judith Brunner nickte ihm hoffnungsvoll zu.
»Auch dazu hat er nichts gesagt.«
Sie fragte weiter: »Er hat auch nicht angedeutet, wer von beiden den Emil Winter erstochen hat?«
»Nein, ich hab’ aber auch nicht nachgefragt. Ich war zu überrascht. Erst später habe ich mir selbst dann die eine oder andere Frage gestellt.«
»Warum erzählen Sie uns das alles erst jetzt, Herr Meiring?« Judith Brunner war schon ein wenig ärgerlich, dass Johannes Meiring den Mund nicht eher aufgemacht hatte.
»Weil Sie erst gestern den Emil gefunden haben! Ich wollte doch der Irmgard keinen Kummer machen! Den Laurenz macht das auch nicht mehr lebendig, und das mit Paul Ahlsens konnte ich nicht ahnen.«
Walter wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Irmgard Rehse keinen Kummer machen? Es ging um einen Mord!
Meiring setzte leise an: »Das war aber noch nicht alles.«
»Wie bitte!?«
»Wissen Sie, der Laurenz hatte da noch was auf dem Herzen. Ich merkte das. Doch er hat es mir nicht erzählt. Da noch nicht.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Judith Brunner.
»Na ja, später hat er dann wohl etwas mitbekommen, was die Ereignisse von damals in einem anderen Licht erscheinen ließ. Er war völlig aufgelöst deswegen und an dem Tag, als«, Meiring kämpfte mit den Tränen, und schluckte, »als Laurenz ermordet wurde – was ich da ja noch nicht wusste – da wollten wir uns abends im Park am vertrauten Ort bei den Blutbuchen treffen und darüber beraten. Das habe ich Ihnen ja schon erzählt.«
Walter fragte nach: »Also was er genau herausgefunden hatte, darüber konnten Sie und Laurenz Heitmann nicht mehr reden?«
»Nein. Ich wünschte, wir hätten die Gelegenheit gehabt.«
Walter sagte zu Judith: »Möglicherweise hatte sich Heitmann aber jemand anderem anvertraut: Paul Ahlsens.«
Die kombinierte. »Das muss er dann Anfang letzter Woche getan haben, denn Paul Ahlsens fuhr bereits am Mittwochabend weg und kam nicht wieder. Sehen Sie, Herr Meiring, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, doch möglicherweise brauchte Heitmann Hilfe einer Art, die Sie ihm nicht gewähren konnten, eine Reise oder aufwendige Recherchen zum Beispiel.«
»Ja, so habe ich mir das auch schon zu erklären versucht.«
»Was mich wundert, ist, dass damals wirklich niemand etwas von dem Überfall mitbekommen haben soll. Wo waren Sie zum Beispiel, als das passierte? Warum hat Heitmann sich Ihnen nicht schon damals anvertraut?«, fragte Walter wieder voller Mitgefühl.
Meiring erinnerte sich: »Ich war gar nicht hier. Ich war zur Neulehrer-Ausbildung für ein paar Monate in der Stadt. Als ich zurückkam, habe ich zwar nach Emil Winter gefragt, ob jemand etwas Neues wüsste, doch alle erzählten mir, er werde immer noch vermisst. Diese Erklärung habe ich nie infrage gestellt.«
»Sagen Sie doch bitte noch, hat Heitmann Ihnen gegenüber mal einen Mann namens Karl Busch erwähnt?«
»Karl Busch. Hm, Busch. Nein, tut mir leid, Walter, ich kann mich an diesen Namen nicht erinnern. Wer soll das sein?«
»Wir sind bei unseren Ermittlungen auf ihn gestoßen und nun versuchen wir, ihn einzuordnen«, wich Walter aus.
Inzwischen war es im Haus warm geworden und Walter wollte aufbrechen. Hier hatten sie wohl für heute alles schon erfahren. »Ich geh dann mal, die Heizvorräte auffüllen. Kommen Sie ansonsten zurecht, Herr Meiring?«, fragte er seinen alten Lehrer.
Der nickte nur. Die Beichte hatte ihn viel Kraft gekostet, auch wenn er jetzt gelöster schien.
Judith räumte Flaschen und Gläser in die Küche und spülte noch rasch das Geschirr ab. Als sie sich von Johannes Meiring verabschiedete, hatte sie ein Gefühl, das sich nicht in ein Wort fassen ließ: Wut, Ärger, Mitleid, vor allem aber Sorge. Auch Meiring wusste viel zu viel.
~ 54 ~
»Machen Sie sich nicht so viele Gedanken um ihn,
Weitere Kostenlose Bücher