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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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»Bringen Sie mir bitte was zu essen mit? Ich gehe rasch zum Amtsgericht rüber, vielleicht kann ich dort helfen.« Walter Dreyer wollte nicht mehr warten.
Und Judith Brunner und Dr. Grede verstanden seine Ungeduld gut.

Rasch fand Walter Dreyer die Tür im Dachgeschoss, auf der »Bodenregistratur« stand. Der Pförtner hatte ihm den Weg gut beschrieben. Als er den Raum betrat, verschlug es ihm die Sprache: meterlange, raumhohe Regale, voll belegt mit Akten. So etwas hatte er noch nie gesehen. Dazwischen spendeten altertümliche Glühbirnen ein gelbes, düsteres Licht. Wer fand sich in diesen Papierbergen zurecht? »Hallo?«, rief er nach Lisa Lenz.
»Ja, hier hinten.«
Walter ging der Stimme nach. Er fand sie an einem Tisch vor einem Berg von Akten sitzend.
Lisa Lenz war der Verzweiflung nahe. »Sehen Sie das hier? Das sind alles die Kaufverträge aus den ersten Jahren nach dem Krieg. Immerhin gibt es hier einen Registrator, der die Akten überhaupt finden konnte. Und für die neueren hat er auch ein Namensregister, aber für die Nachkriegszeit eben nicht. Und wenn man nicht weiß, wer der Notar war, bei dem der Vertrag beurkundet wurde, kann man es eigentlich gleich vergessen, hier irgendetwas schnell zu finden. Außerdem hat jeder Notar seine Urkunden nur nach Nummern abgelegt, nicht etwa nach Namen, wo man unter ›Winter‹ einfach nachsehen könnte. Ich bin bis jetzt erst zum dritten Notar vorgedrungen.«
»Und wie viele Notare sind es noch?«, fragte Walter Dreyer ganz besorgt.
»Weitere drei! Das dauert ewig!«
»Geht nicht, wir brauchen die Information viel schneller. Ich suche mit.« Walter nahm den nächsten Stapel und begann, nach notariellen Verträgen ab dem Sommer 1945 zu suchen. Er war kaum im Herbst angekommen, da juchzte seine Kollegin: »Hurra! Ich hab ihn.«
»Zeigen Sie mal her.«
»Hier, sehen Sie, Gemeinde Waldau und Anne und Emily Winter. Alles richtig. Und hier der Kaufpreis. Oh!« Lisa sah Walter mit großen Augen an.
»Richtig. Oh. Ein ganz schöner Batzen Geld für die damalige Zeit.«

Zügig liefen sie zur Kreisbehörde zurück, wo sie gespannt erwartet wurden.
Walter verschlang noch schnell ein belegtes Brötchen und trank den lauwarmen Kaffee. Lisa Lenz berichtete von ihrer Suche.
»Stolze Summe«, bemerkte Judith. »Da bin ich aber gespannt, was uns die zwei Damen nun zur Quelle ihres Vermögens verraten.«
»Das unterstützt immerhin Buschs Darstellung, dass sie professionelle Betrügerinnen waren.«
»Oder alle drei eine gemeine Räuberbande«, ergänzte Lisa Lenz.
Judith überlegte. »Warum erzählt Busch uns das eigentlich? Warum zieht er die Frauen mit rein?«
»Eine alte Rechnung? Sie schieden damals immerhin im Streit!«, erinnerte sich Walter schnell.
Judith war noch nicht überzeugt. »Nach vierzig Jahren? Das kann ich mir nicht vorstellen. Und inzwischen haben die sich bestimmt gesehen. Zumindest am Bahnhof, wenn die Frauen verreisten und er ihnen die Fahrkarten verkaufte. Übrigens ein hübscher öffentlicher Ort, bestens geeignet für die unauffällige Abwicklung krummer Geschäfte aller Art.«
»Sie meinen, die hätten sich wieder zusammengetan, Judith?«
»Was spräche dagegen? Nach einiger Zeit natürlich, als genügend Gras über die Sache gewachsen war.«
»Könnte gut sein. Zumindest, seit Busch in Gardelegen lebte. Fragen Sie ihn doch einfach direkt danach«, schlug Walter vor.

Karl Busch saß im Vernehmungsraum und wartete. Was würde weiter mit ihm geschehen? Was konnte die Polizei überhaupt beweisen?
Judith Brunner ging davon aus, dass ihm inzwischen klar geworden war, dass er sich zu sehr in Widersprüche verwickelt hatte, um ungeschoren aus der Geschichte herauszukommen.
Der Verdächtige versuchte es mit väterlichem Charme. »Vielen Dank für die Mahlzeit. War wirklich gut. Ich hätte nicht gedacht, dass man hier so gut verpflegt wird.«
Was wollte er? Seine Haut so teuer wie möglich verkaufen? Judith ging nicht darauf ein. »Sagen Sie, Herr Busch, woher wissen Sie, dass die Winter-Schwestern noch heute von ihrer Beute aus den Kriegsjahren zehren können?«
»Na das?« Erst jetzt bemerkte seinen Fauxpas. »Das habe ich so gehört.«
»Gehört? Von wem?«, ließ Judith Brunner nicht wieder locker.
»Weiß ich nicht mehr genau. Ist schon ’ne Weile her.«
»Herr Busch, bitte verkaufen Sie uns hier nicht für dumm. Ist es nicht eher so, dass Sie wieder zusammenarbeiten, als Trio?«
»Was? Wie kommen Sie denn da drauf?«, fragte

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