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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Mit freundlichen Worten nahm er dem Wirt die Würste ab. »Ah, mein Essen. Danke!«
Judith Brunner lobte: »Die sehen aber lecker aus. Guten Appetit! Und wo ist der Haken an der Geschichte?«
»Der Haken? Sie haben offenbar eine Begabung zum Zuhören, Frau Brunner. Natürlich gab es einen Haken. Ich war unerfahren und die Winter-Schwestern hatten mich mehrfach belogen. Sie liebten es offensichtlich, sich durch kleine Flunkereien einen besonderen Ruf zu schaffen, auch wenn der nicht immer positiv für sie ausfällt. Sie besitzen in der Tat etwas schauspielerisches Talent. Ich habe ihnen damals ihre kleinen Lügenmärchen abgekauft und aufgehört nachzuforschen. Den Verdacht gegen sie habe ich aber auch nicht ausräumen können.«
»Aber die Geschichte bot doch eine Erklärung für die Diebstähle und die Wilderei.«
»Richtig, doch Emily und Anne Winter schlossen mich seither nicht in ihr Herz. Und falls ich in all den Jahren, die inzwischen vergangen sind, genötigt war, die beiden etwas zu fragen, wichen sie mir aus oder haben mich angelogen. Ich wollte vorhin nur nicht wieder eine Räuberpistole aufgetischt bekommen«, beendete Walter Dreyer seine Geschichte.
»Klingt ja wirklich eigenartig. Eine Mischung aus Argwohn, Fantasie und realen Vergehen. Die beiden scheinen recht nachtragend zu sein«, setzte Judith Brunner hinzu. Sie lehnte sich zurück und trank hastig die letzten Schlucke ihrer Schorle.
Walter Dreyer fragte aufmerksam: »Noch ein Glas?«
»Nein, danke. Ich bin, ehrlich gesagt, etwas unruhig. Wir sind noch nicht viel weiter als gestern um die Zeit«, lehnte Judith Brunner lächelnd ab.
»Na, ganz so schwarz würde ich da aber nicht sehen. Wir wissen doch schon eine ganze Menge.«
»Ja? Was denn?«
»Na die Tatzeit, den Tatort und wir haben eine Vorstellung von der Tatwaffe.«
»Von der haben wir nur eine vage Ahnung«, fiel Judith ihm ins Wort. Sie war mit einem Mal unzufrieden. Sie hatte sich von dem gemächlicheren Tempo hier auf dem Dorf einfangen lassen. »Und was wir nicht haben, ist viel wichtiger. Wir haben kein Motiv. Und keine Verdächtigen.«
Walter überlegte. Eigentlich hatte er weiter argumentieren wollen. Doch als der Wirt den Nachbartisch bediente, beglich er rasch bei ihm die Rechnung, und ehe sich seine Kollegin weiter in ihre miese Stimmung vertiefen konnte, schlug er vor: »Kommen Sie, wir machen einfach weiter, befragen die Leute. Am Weg liegt das Haus, in dem Thekla Müller, die Putzfrau der Ahlsens wohnt. Was meinen Sie?«
Judith war richtig froh, wieder etwas tun zu können.
»Es ist eine kleine Kate, die sie mit ihrem Sohn Heini bewohnt. Vielleicht ist der auch zu Hause und wir können ihn gleich mit befragen. Er hat immerhin gestern Abend schon gewusst, wie Heitmann ermordet worden war!«
     
     
    ~ 22 ~
     
    Als Judith Brunner und Walter Dreyer das winzige Fachwerkhaus erreicht hatten und die Gartenpforte öffneten, lief ihnen ein kleiner struppiger Hund entgegen und bellte aufgeregt.
»Ruhig Kleiner, was ist denn los? Ach, Sie sind’s«, erkannte eine Frau mittleren Alters Walter Dreyer und sah ihnen von der Haustür entgegen. »Sie kommen wegen Laurenz Heitmann, stimmt’s?«
»Ja, das ist Hauptkommissarin Brunner, und wir würden Sie gern einiges fragen. Hätten Sie etwas Zeit für uns?«
»Ich warte auf meinen Sohn, wir wollten noch rasch in den Wald, Holz holen. Bis dahin können wir reden.« Sie blickte unruhig auf ihre Armbanduhr. Lange würde es nicht mehr hell genug sein. »Kommen Sie rein.«
Sie wurden in die Küche geführt und setzten sich um den Tisch. Welch ein Kontrast zu dem Haus der Winter-Schwestern! Alte, abgenutzte Möbel, die nicht zusammenpassten. Die Wände und Fenster lange nicht vorgerichtet. Verbeultes Kochgeschirr, gesprungenes Steingut. Und doch hatte die Frau es vermocht, mit geringen Mitteln die Tristesse aufzulösen: Geraffte Baumwollvorhänge mit kleinen Streublümchen, auf dem Fensterbrett ein kleiner Asternstrauß, und der Tisch war mit einem zu den Vorhängen passenden hübschen Wachstuch bedeckt.
»Danke, Frau Müller«, eröffnete Dreyer das Gespräch. »Es dauert ja auch nicht lange. Woher haben Sie eigentlich von dem Mord erfahren?«
»Von Heini, meinem Sohn. Er brachte die Nachricht gestern Abend mit. Ich war sehr erschrocken.«
»Wann genau kam Ihr Sohn mit der Nachricht nach Hause?«, erkundigte sich Judith Brunner.
»Kurz nach acht ungefähr. Er hatte seinen Heimatfreunde-Abend und wir hatten uns vorher nicht

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