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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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konnten meine Kollegen im oberen Bereich, wo die Waffe den Stoff durchtrennte, Rückstände von Silber ermitteln.«
»Silber?«, fragte Judith Brunner erstaunt.
»Ja, und zwar nur an der Stelle, die dem Stich ins Herz entspricht«, bestätigte Dr. Grede.
»Hm, soll das bedeuten, die Tatwaffe war ein silbernes Messer? Bizarr.«
»Wem sagen Sie das. So etwas hatte ich auch noch nicht. Ich melde mich wieder, wenn ich weitere Ergebnisse habe.«
Judith Brunner bedankte sich und legte auf.
Walter Dreyer war von den Neuigkeiten begeistert. »Na, das ist doch mal was. Diese Tatwaffe dürfte nicht so häufig vorkommen.«
»Allerdings!«, stimmte Judith Brunner zu. »Wussten Sie eigentlich, dass Thekla Müllers Mann vermisst wurde?«
»Wurde? Er wird es, so weit ich weiß, immer noch. Doch ich habe den Eindruck, sie kommt inzwischen gut damit klar, so weit das eben geht. Auf dem Gut hat sie auskömmliche Arbeit, und der Junge macht immerhin eine Lehre, da hat sie dann bald eine Sorge weniger. Warum?«
Judith Brunner wiederholte sich: »Uns fehlen Motiv und Verdächtige. Ich suche einfach nach Möglichkeiten.«
Walter schlug vor: »Hm, machen wir eine kleine Pause und sehen uns dann bei Irmgard Rehse zum Abendessen?«
Judith war einverstanden. Ihr fiel jetzt sowieso nichts Brauchbares mehr ein. »Wann ist es denn üblich zu erscheinen?«
»Hier essen die Leute nicht so spät. Die meisten müssen früh raus. Also, auch bei Irmgard Rehse gibt es spätestens um sieben das Essen, obwohl sie schon ein paar Jahre nicht mehr arbeiten geht.«
»Schön, bis nachher dann.«
     
     
    ~ 24 ~
     
    Der Tisch war in der guten Stube, die wie bei den anderen Häusern auch den Blick auf die Straße bot, gedeckt. Irmgard Rehse hatte ihre damastene Tischdecke aufgelegt, welche sie schon mit ihrer Aussteuer bekommen, seither bestens gepflegt und für besondere Gelegenheiten gehütet hatte. Darauf standen tiefe, geschwungene Teller mit Goldrand. Schwere Löffel mit Silberauflage, extra für diesen Anlass geputzt, lagen daneben. Irmgard Rehse hatte schließlich nicht jeden Tag eine Kommissarin zum Essen. Und Laura war inzwischen auch wie eine Besucherin aus der Stadt. Bei den Weingläsern hatte sie lange mit sich gerungen und sich dann doch entschieden, Gläser mit verschiedenem Schliff hinzustellen, da sie sie hübscher fand, als die zusammenpassenden Kelche, die ihr eine Freundin hätte borgen können. Als Kompott hatte sie Birnen ausgewählt und zwei Gläser aus dem Keller geholt. Sie waren noch vom vergangenen Jahr, und da Irmgard Rehse im Moment die neue Ernte verarbeitete, hatte sie die Glasschalen großzügig füllen können. Die Gäste konnten kommen. Ein bisschen bange war ihr trotzdem, denn dass es ein fröhliches Essen werden würde, war sicher ausgeschlossen. Sie hoffte wenigstens auf etwas Ablenkung und, das gestand sie sich dann auch ein, auf einige exklusive Neuigkeiten, denn dichter dran an der Aufklärung der Ereignisse war an diesem Abend niemand.
Astrid und Laura kamen als Erste. Astrid hatte ihrer Freundin beim Ankleiden geholfen und dabei versucht, sie beide aus ihrer missmutigen Stimmung zu holen: Jedes Stück aus Lauras Gepäck war lobend kommentiert worden und verschiedene Teile hatte sie sogar selbst anprobiert.
Allerdings half diese Ablenkung nur etwas, denn Laura war – nicht ganz zu Unrecht – überzeugt, mit ihrem Kopfverband und dem hohläugigen, grauen Gesicht jeden modischen Eindruck zu beeinträchtigen. Sie hatte sich letztlich für eine schwarze, klassisch geschnittene Bundfaltenhose und einen brombeerschwarzen Rollkragenpullover entschieden. Auf dem kurzen Weg zu Irmgard Rehses Haus hatte Laura dann lediglich ein buntes Schultertuch übergeworfen, das ausreichend wärmte. Ihre Freundin trug unter einem leichten Mantel einen schicken rehbraunen Wildlederrock und ein Twinset, das sie in Lauras Kleiderschrank entdeckt hatte.
Die Frauen legten nach einer herzlichen Begrüßung ab und gingen in die gute Stube. Das Zimmer war extra geheizt worden, und Wilhelmina hatte sich bereits eingefunden und den Platz auf der Sessellehne am Ofen belegt. So hatte sie alles gut im Blick.
»Hoffentlich kommen die anderen bald. Das sieht ja schon gut aus hier«, lobte Laura ihre Tante. Der Tisch war ausgezogen und mehr in die Mitte des Raumes gerückt worden, sodass ausreichend Platz für die Gedecke gegeben war und jeder Gast bequem sitzen konnte. Die sechs unterschiedlichen Stühle waren Erbstücke und entstammten

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