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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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gesehen.«
»Wie lange arbeiten Sie schon im Gutshaus?«
Thekla Müllers Gesichtsausdruck wurde angespannt. »Als mein Mann vor Jahren verschwunden ist, musste ich mir eine Arbeit suchen, bei der ich den kleinen Heini noch versorgen konnte. Viel gab es da in der Gegend nicht. Eigentlich bin ich gelernte Rinderzüchterin, doch mit der Schichtarbeit ging es nicht weiter. Na ja, schließlich wurde bekannt, dass man auf dem Gut jemanden suchte. Ich hatte keine große Wahl, fragte nach und wurde genommen. Wir zogen nach Waldau; das Haus vermietet uns die Gemeinde.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich nachfrage. Ihr Mann ist verschwunden?«, unterbrach Judith Brunner den Redefluss.
Verzweiflung und Ratlosigkeit zeichneten so plötzlich Thekla Müllers Gesichtszüge, dass Judith fast ein schlechtes Gewissen bekam. Doch so war ihre Arbeit.
»Seit Jahren schon. Wir lebten in der Stadt; er fuhr eines Morgens zur Arbeit und kam nicht zurück. Alles Suchen der Polizei war nutzlos. Keine Spur, er hatte uns verlassen. Ich konnte es irgendwann akzeptieren, er war eben weg. Doch Heini war noch klein und niemand konnte ihn trösten. Wir reden nicht drüber, also wenn Sie ihn bitte damit in Ruhe lassen.«
»Sicher, wenn das geht. Wie alt ist Ihr Sohn denn jetzt?«, fragte Judith Brunner mit milderer Stimme.
»Siebzehn gerade geworden. Er hat eine Lehre in Gardelegen angefangen. Es war eine Umstellung für uns, doch er packt das, da bin ich mir sicher.«
»Sagen Sie, Frau Müller, was genau haben Sie im Gutshaus zu tun?«
Sie zögerte. »Nun, eigentlich mache ich nur sauber, immer vormittags. Fußböden, Fenster, wische Staub, solche Dinge eben. Manchmal kaufe ich auch ein, wenn Astrid Ahlsens mich bittet. Aber oft erledigt sie das selbst oder jemand anderes, der die Gelegenheit hat. Es ist ein großes Haus aber nur ein kleiner Haushalt, und ich komme gut zurecht.«
»Sie meinen, Sie schaffen die Arbeit gut, oder sollte das heißen, Sie kommen mit den anderen Angestellten gut aus?«
»Beides, wir verstehen uns.«
»Dann können Sie doch sicher einiges über Laurenz Heitmann erzählen. Wie verlief sein Tag? Was hatte er zu tun?«
»Warum fragen Sie nicht auf dem Gut nach? Ich hatte nicht viel mit ihm zu schaffen.« Thekla Müller schien, auf die Frage nicht antworten zu wollen.
»Das haben wir bereits getan, aber Sie kennen ihn sicher von einer anderen Seite als die Ahlsens. Versuchen Sie es doch bitte«, vermittelte Walter Dreyer.
»Wissen Sie, er ist – war – wesentlich älter als ich. Er hat bereits Jahrzehnte auf dem Gut zugebracht. Als ich dort anfing, war es nicht einfach, sich gleich zurechtzufinden. Erst der Wechsel von der Stadt hierher. Die ungewohnte Arbeit und Heini war noch klein. Er musste manchmal mitkommen, wenn ich im Gutshaus war. Natürlich konnte ich mich dort nicht um ihn kümmern und manchmal, na ja, dann hat der Heitmann sich seiner angenommen. Er hat ihn im Auto mitfahren lassen oder ihm Geschichten erzählt. Anfangs wusste ich nicht, ob das die Ahlsens dulden würden, doch Heitmann hatte gewisse Freiheiten. Jedenfalls wechselten wir damals immer ein paar Worte über den Jungen. Ich war auch dankbar, dass keiner nach seinem Vater fragte, und redete nicht mehr als nötig mit anderen. Und als Heini selbstständiger wurde und andere Interessen hatte, ließen seine Aufenthalte auf dem Gut von allein nach. Doch Persönliches, ich meine richtig Privates, habe ich mit Herrn Heitmann nie besprochen. Da kann ich Ihnen nichts zu sagen.«
»Bekam er denn keinen Besuch oder mal einen Brief?«, regte Judith Brunner an.
»Sämtliche Post erhalten Paul oder Botho Ahlsens immer persönlich und verteilen sie dann. Ich nehme an, auch Laurenz Heitmann erhielt so seine Briefe. Und Besuch für ihn habe ich nie gesehen.«
»Die ganzen Jahre über nicht? Bitte überlegen Sie noch einmal. Hatte er keine Familie?«
Thekla Müller schien unschlüssig zu sein.
»Fällt Ihnen etwas ein?«, fragte Judith Brunner hoffnungsvoll.
»Na, vielleicht? Einmal, nur einmal habe ich ihn gesehen, wie er sich mit zwei jungen Männern unterhielt; gar nicht so lange her, erst im Sommer. Es war nachmittags und ich war im Oberdorf unterwegs. Sie standen vor dem Wirtshaus und unterhielten sich. Das Gespräch dauerte aber nicht lange, ich sah Heitmann noch weitergehen. Ich habe mir überhaupt nichts dabei gedacht.«
»Natürlich nicht«, hatte Walter Dreyer Verständnis und fragte: »Haben Sie zufällig etwas von dem Gespräch

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