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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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umhören.«
»Und zum Gerichtsmediziner müssen Sie auch, nicht vergessen«, erinnerte Walter Dreyer seine Kollegin, mit einem Unterton, der seine Erleichterung über ihre Arbeitsteilung deutlich werden ließ.
     
     
    ~ 26 ~
     
    Judith Brunner parkte in der Nähe des immer noch durch Bänder abgesperrten Tatorts. Zunächst erst einmal musste sie den Frachtschalter heute geöffnet vorfinden. Ein Schild neben dem Eingang zum Bahnhofsgebäude führte die Öffnungszeiten auf und wies mit einem dicken Pfeil nach rechts. Auch am Sonnabend war geöffnet, aber erst ab zehn. Judith sah auf die Uhr. Es war noch nicht so spät, doch hoffte sie, schon jemanden dort anzutreffen. Es waren gut zweihundert Meter auf einer mit Feldsteinen gepflasterten Straße zu laufen, bis Judith am Rand des Bahngeländes auf ein flaches, breites Gebäude stieß, das sich durch eine Laderampe und eine große Toreinfahrt durchaus als Lagerhaus nutzen ließ. Ob es hier einen Eingang zum Frachtschalter gab? Zu sehen war niemand, den sie fragen konnte. Und im Übrigen herrschte rund um den Bahnhof völlige Stille. Vormittage auf dem Gardelegener Bahnhof waren wahrscheinlich nie sehr ereignisreich, dachte Judith bei sich, es sei denn, jemand wurde ermordet.
Sie kletterte eine kleine Steigleiter zur Laderampe hinauf und drückte eine ungehobelte Schiebetür zur Seite. Gleich roch es nach einer Mischung aus Tierfutter und Baustoffen. Dann betrat sie einen großen dämmerigen Lagerraum und sah an seiner rechten Stirnseite einige abgetrennte fensterlose Räume, die offensichtlich als Schalter genutzt wurden: Über zwei großen Luken mit flachen Tischen, die gleichzeitig die Begrenzung zum Lagerraum bildeten, stand in alten Schrifttypen »Lebende Fracht« und »Stückgut«. Eine dritte Luke war mit zwei Holzläden verschlossen.
Judith Brunner sah, dass in diesem Bereich Licht brannte, und sie konnte Radiomusik und Stimmen hören. »Hallo, kann mich da hinten jemand hören? Hallo!«
Sofort wurde die Musik leiser und ein Mann mittleren Alters kam an den Tisch. »We ham noch nich offen. Erst ab zehn. Warten noch uff den Oebisfelder. Is eh noch nix hier.«
»Ich möchte nichts abholen. Ich bin von der Polizei aus Magdeburg, ermittle aber von Waldau aus.« Sie zog ihren Ausweis aus der Tasche. »Mein Name ist Judith Brunner. Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten, wegen des Mordes vor zwei Tagen hier am Bahnhof.«
Inzwischen war ein zweiter Mann hinzugetreten. »Kommen Sie am besten mit nach hinten.« Er hob ein mit Scharnieren befestigtes Brett am Frachttisch hoch, sodass ein Durchgang entstand.
»Danke.« Judith Brunner hoffte, dass es dahinter nicht mehr so zog. Der Lagerraum hatte zwar keine offenen Wände, doch schlossen die großen hölzernen Schiebetüren nicht dicht, sodass durch den stetigen Luftzug auch drinnen die Temperaturen ziemlich frisch waren. Sie trat näher und sah nun einen stabilen großen Tisch, um den mehrere Stühle verschiedenster Bauart standen. Eine schon lange benutzte Wachstuchtischdecke hatte ihre schmückende Funktion längst eingebüßt und konnte lediglich noch die Tischplatte schützen. An manchen Stellen war von dem aufgedruckten Dekor nichts mehr zu sehen und das Untergewebe war sichtbar geworden. Gedeckt war mit dem üblichen Geschirr – von zu Hause mitgebrachten Einzelteilen. Ein großer Teller mit frischem Hefekuchen, mehrere Zigarettenschachteln, ein Aschenbecher und zwei verschiedene Tageszeitungen vervollständigten das Stillleben.
»Steht denn da was zum Mord drin?«, fragte Judith Brunner, um gleich zum Thema zu leiten.
»Ne, heute nich. Gestern, da war schon eine kleine Notiz, aber nich mal ein Bild«, maulte der Jüngere von beiden.
»Stimmt nich, ein Bild war schon, bloß nur vom Bahnhof.« Auch sein Kollege klang enttäuscht.
»Was wollten Sie denn sehen? Die Leiche?«, fragte Judith Brunner ungläubig.
»Nee, so nu auch nich. Aber wir kannten den Heitmann doch. Da will man schon Bescheid wissen, wer’s war. Da könnte schon mehr in der Zeitung stehen.«
»So weit sind wir leider noch nicht. Aber Sie können mir helfen! Wollen wir uns hinsetzen?«
Zögernd ließen sich die beiden Männer auf die Stühle nieder.
»Darf ich fragen, wie Sie heißen und was Sie hier genau zu tun haben?«
»Ham wa allet schon Ihren Kollegen jesacht.«
»Darf ich Sie trotzdem darum bitten? Manchmal hilft es mir, die Geschichte selber zu hören und nicht nur das Protokoll zu lesen«, versuchte Judith Brunner ihnen

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