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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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intensiv darüber nachzudenken, wann wohl das erste Stück gegessen werden kann. Doch Vorsicht, wusste Tante Irmgard, den Kuchen nicht zu heiß essen, das könnte zu unangenehmen Bauchschmerzen führen. Und man will doch am Nachmittag Gäste bewirten und nicht mit einer Wärmflasche das Sofa hüten! Also: Geduld und Willensstärke sind gefragt. Nach dem Abkühlen kann man den Kuchen in rhombenförmige Stückchen schneiden, dann sieht er noch appetitlicher aus. Wenn man dann noch heißen Kakao oder Kaffee dazu anbietet, brauchte man sich über die Aufbewahrung von Resten keine Gedanken mehr zu machen.

Montag
     
     
    ~ 34 ~
     
    Walter Dreyer überreichte Judith Brunner am Montagmorgen stolz die fertigen Protokolle und berichtete ihr von seinem Sonntagsspaziergang und der nicht ganz zufälligen Begegnung mit Anne und Emily Winter.

Er hatte sie Sonntagvormittag bei herbstlichen Arbeiten im Vorgarten angetroffen, wo sie die Blumen ausschnitten. Harke und Laubbesen standen für weitere Arbeiten bereit.
»Guten Tag, darf ich Sie noch einmal sprechen?«, fragte Walter Dreyer freundlich vom Gartentor aus.
Mit deutlich vorwurfsvollen Gesichtern drehten sie sich ihm widerwillig zu. Emily Winter ergriff die Initiative und tadelte: »Ja, es muss ja wichtig sein, wenn Sie am Sonntag um diese Zeit auftauchen.«
»Danke schön«, versuchte Dreyer, höflich zu bleiben.
Die Schwestern waren in ihrem Garten stehen geblieben.
So hatte er sich selbst die Pforte geöffnet und war zu ihnen getreten. »Sie wohnen doch nun schon sehr lange hier in Waldau«, hatte er das Gespräch begonnen.
Keine Reaktion von beiden.
»Wie lange eigentlich?«
»Warum ist das wichtig, Herr Dreyer?«, fragte Emily Winter jetzt.
»Nun, wir suchen immer noch Leute, die Heitmann auch in seiner Jugendzeit kannten.«
»So? Na, wir kamen erst nach dem Krieg hierher, gemeinsam. Waren aus dem Osten geflüchtet.«
Walter Dreyer hatte genug über diese Zeit und die Flüchtlingstrecks gelesen, um zu wissen, dass dies kein leichtes Schicksal war. Auf einmal taten ihm die beiden ein wenig leid. Es war sicher nicht einfach für sie gewesen, wieder Fuß zu fassen. Und das erklärte vielleicht auch ihre verschrobene Art. Und dass sie nie Besuch erhielten. Wer weiß, was mit ihrer Familie geschehen war? Aber er war nicht hierher gekommen, um darüber zu reden.
»Wenn Sie damals schon hier waren, müssten Sie mit Herrn Heitmann auch bekannt geworden sein?«
»Ja, gesehen haben wir ihn schon, aber nicht näher kennengelernt. Das haben wir Ihnen doch alles schon gesagt.« Emily klang hart.
Ob sie das wusste? Dreyer war schon klar, dass nicht alle Dorfbewohner immer auch befreundet waren, doch nach dem Krieg wird es so viele junge Leute in Waldau nicht gegeben haben, und zwei fremde Frauen hätten sicher das Interesse der örtlichen Mannsbilder geweckt. »Und ein Emil Winter aus Waldau, war Ihnen der bekannt? Ich frage nur, da Sie den gleichen Namen tragen.«
Emily Winters Augen verengten sich, als sie finster antwortete: »Aus unserer Familie stammt er nicht. Wir haben alle durch den Krieg verloren! Und Winter kann ja jeder heißen. So selten ist der Name nicht!«
Walter Dreyer zuckte mit den Schultern. »Schade, aber trotzdem vielen Dank für Ihre Zeit.«
Anne Winter hatte bis jetzt überhaupt nichts gesagt, deswegen war er ein wenig überrascht, als sie ihn im Weggehen fragte: »Glauben Sie, dass die alten Zeiten mit all dem zu tun haben?«
Dreyer war stehen geblieben und hatte sich noch einmal umgedreht. »Fällt Ihnen denn dazu etwas ein?«
»Nein, nein, das haben Sie missverstanden. Nur weil Sie nach Heitmanns Jugend fragten«, wiegelte Anne Winter ab.

»Doch sie hat wachsam geklungen, Judith, ganz gewiss!«, erinnerte sich Walter.
»Für einen Sonntag waren Sie wirklich fleißig. Und außerdem haben Sie sogar noch etwas über die Winter-Schwestern erfahren.« Judith Brunner wollte nicht verletzt klingen, doch seit er ihre Gesellschaft verschmäht hatte, fühlte sie sich schlecht.
Walter Dreyer schien das zum Glück nicht zu bemerken. »Ach, das geht schon in Ordnung. Wissen Sie was, wenn Sie jetzt nach Gardelegen fahren, schaue ich mich inzwischen mal bei Lindenbreite um. Vielleicht finde ich das Mordkreuz?« Er klang richtig abenteuerlustig und zwinkerte ihr so offen zu, dass sich ihre Laune schlagartig besserte. Er hatte ihren Tag gerettet.
     
     
    ~ 35 ~
     
    Laura fuhr mit Judith bis zur Kreisbehörde und spazierte von dort durch die

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