Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
Vom Netzwerk:
Gardelegener Altstadt zurück zur Stadtbibliothek. Trotz zweier Stadtbrände im 17. Jahrhundert waren erfreulich viele Fachwerkhäuser und die mächtigen Kirchen erhalten geblieben. Selbst der Grundriss der fast 800-jährigen Stadt mit ihrem Wall, den Stadttoren und Marktplätzen war immer noch deutlich erkennbar.
Laura war noch nie in dem Gebäude der Stadtbibliothek gewesen und es schien ihr recht klein. Doch kaum hatte sie das Foyer betreten, wurde ihr deutlich, dass die denkmalgeschützte Fassade eines alten Bürgerhauses lediglich den Eingangsbereich bildete und sich dahinter zweckmäßige Neubauteile anschlossen.
Ein recht junger Mann, vielleicht noch ein Lehrling, der am Aufsichtstisch saß, half ihr bei den Anmeldeformalitäten, zeigte ihr den Katalograum und Laura begann zu suchen. Doch ließen sich hier keine Stichworte ermitteln, die sie ihren Mordkreuzen näher brachten. »Ich konnte hier nichts finden. Gibt es noch andere Kataloge?«, fragte Laura Perch leise. Sie wollte die anderen Leser nicht stören.
Der Jungbibliothekar musste diese Rücksichtnahme noch üben. Er sprang geräuschvoll von seinem Stuhl auf und meinte: »Da muss ich erst fragen.«
»Bitte, Sie würden mir helfen«, sagte Laura, sich für den Lärm entschuldigend umblickend.
Kurz darauf erschien ein Mann, in dem sie den Bibliotheksleiter vermutete, und sie hatte recht. Er stellte sich vor: »Ich bin Peter Kreuzer, der hiesige Stadtbibliothekar. Sie wollten unsere Sondersammlungen nutzen?«
So hieß das also hier. Na gut. Ein Pluspunkt für den jungen Mann, er hatte das Richtige gefragt. »Ja, mich interessieren Brauchtum und Traditionen in der Altmark.«
Kreuzer verzog keine Miene. Solche Anfragen hatte er offensichtlich täglich zu bearbeiten.
Laura Perch merkte, dass sie deutlicher werden musste, um voranzukommen: »Insbesondere zum Totengedenken.«
»Nun, dann müssen wir wirklich tiefer graben.« Ein langer, prüfender Blick ruhte auf Laura Perch. Nach kurzem Zögern und mit einem zwischen Neugier und Herablassung schwankenden Gesichtsausdruck bat Peter Kreuzer sie, ein paar Schritte zu gehen. Der Bibliothekar schloss eine vom Katalograum abgehende Tür auf und ließ ihr den Vortritt. »Darf ich nach dem Zweck Ihrer Forschungen fragen?«
Schon als Laura den Raum betreten hatte, war ihr klar geworden, dass dies kein üblicher Leseraum war. Regale bis unter die Decke, vollgestellt mit Kartons, viele von ihnen einige Jahrzehnte alt, und auffällig wenige Bücher für eine Bibliothek. Sie konnte die Frage ihres Gegenübers verstehen; er wollte wissen, ob er ihren Beweggründen folgen und ihr die sichtbar alten Materialien anvertrauen konnte. »Ich bin hier in der Gegend aufgewachsen. Jetzt mache ich Urlaub und wollte etwas Heimatgeschichte betreiben. Ich bin fast eine Kollegin von Ihnen, eine Archivarin.« Sie hoffte, dass die Nennung ihres Berufs ihr diesmal half.
»Na, dann ist das ja ein wirklich glücklicher Umstand, dass Sie zu uns gekommen sind.« Plötzlich war Peter Kreuzer wie ausgewechselt. »Dann können Sie diesen Schatz ja nutzen!« Er zeigte mit der rechten Hand an den Regalen lang. »Unser Stadtarchiv. Zumindest ein Teil davon. Die Sammlungen. Die Akten liegen woanders; gesichert, aber nicht nutzbar. Nachdem man den letzten Archivar in Rente geschickt hat, ist es der Stadt nicht mehr gelungen, diese Position neu zu besetzten, Sie wissen sicher, was ich meine.«
Laura kannte das Problem nur zu gut. Fachkräfte zu finden, noch dazu in diesem etwas exotischen Beruf, war für kleinere Städte mit Finanznot ungleich schwieriger als für größere staatliche Archive.
Immerhin lagen die Archivalien hier halbwegs zugänglich bereit, und für Laura sollte es möglich sein, erfolgreich zu recherchieren. Sie blickte den Bibliothekar freundlich an und nickte.
Der hatte nur noch eine kleine Bitte: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich über Ihre Fortschritte zu informieren? Ich kann Ihnen die Sachen nämlich nicht ausleihen, Sie müssten also hier lesen.«
Laura sah sich um, entdeckte einen kleinen Lesetisch, einen vernünftigen Stuhl und bestätigte: »Das hier ist schon in Ordnung, ich denke, ich versuche erst mal, das Ordnungssystem zu verstehen. Zur Not komme ich morgen wieder.«
Schon im Gehen teilte Peter Kreuzer ihr noch mit: »Wenn Sie mich brauchen, fragen Sie einfach vorne nach mir. Ich bin in der Regel im Hause.« Er ließ sie unter Hinweis auf die Öffnungszeiten allein.
Laura hatte eine konkrete

Weitere Kostenlose Bücher