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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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noch hat er eine weitere Person bemerkt. Nichts. Offenbar galt die Aufmerksamkeit mehr den genauen Gewichten ihrer Säcke als dem Bahnhof. Ist ja auch verständlich.« Er reichte den Bericht an Judith Brunner weiter.
Die blätterte die wenigen Seiten durch; eigentlich hatte sie sich schon mehr erwartet. »Schade. Hätte ja sein können, wir erhalten einen Hinweis. Warten Sie! Was sind denn das für Fragen? Personalien, in Ordnung, Zeit am Frachtschalter, auch. Aber dann sehen Sie, er hat die Zeugen tatsächlich nur gefragt, ob ihnen am Parkplatz etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. Jedoch nicht die kompletten Zeitabläufe und Begegnungen mit anderen Personen erfragt! Fehlt noch ein Teil vom Bericht?«
Dr. Grede schaute sie schuldbewusst an. »Nein, tut mir leid. Aber ich weiß, was Sie meinen. Es waren ja fast schon Suggestivfragen. So bekommt man keine zusätzlichen Informationen. Ich werde sofort einen anderen Kollegen losschicken.«
Judith Brunner lehnte ab: »Nein, nein, es ist meine Schuld, ich hätte auch Vorgaben für die Befragung machen können. Ich fahre selbst vorbei!« Sie deutete auf die erste Seite. »Die Adressen habe ich ja hier. Und ärgern Sie sich bitte nicht zu sehr, wir kriegen das schon hin«, wandte sie sich zum Abschied aufmunternd dem zerknirscht aussehenden Dr. Grede zu.

Der erste Zeuge, ein Hans Wilke, 52 Jahre alt und Viehbauer von Beruf, wohnte gleich im ersten Ort nach Gardelegen in Richtung Waldau. Dass dieses Dorf noch nicht eingemeindet worden war, glich einem Wunder. Nur wenige Kilometer von der Kreisstadt entfernt, keine zweihundert Einwohner zählend, kein nennenswertes Gewerbe, noch nicht einmal eine Schule. Nur ein Gasthaus an der Hauptstraße zeugte von öffentlichem Leben. Dem hiesigen Gemeinderat musste es auf wundersame Weise gelungen sein, sich der Okkupationen durch die nahe Stadt zu erwehren. Dem Dorf jedenfalls sah man an, dass seine Bewohner sich hier wohlfühlten. Die Häuser, Höfe und Gärten waren sämtlich in gepflegtem Zustand und würden erstklassige Motive für jede Ansichtskarte hergeben.
Vor dem Gasthaus konnte Judith parken und lief in Richtung der Dorfkirche. Sie hoffte, unterwegs jemanden nach dem genauen Weg zum Hof von Wilke fragen zu können. Ein Junge kam ihr mit einem Fahrrad entgegen, an beiden Lenkerseiten und auf dem Gepäckträger voluminöse Beutel mit Grünfutter, und deshalb zu Fuß unterwegs. Er schien geübt darin und machte keinen angestrengten Eindruck, sodass Judith es wagen konnte, ihn anzusprechen. Sie bekam die benötigte Auskunft und schon der übernächste Hof erwies sich als der gesuchte Ort.
Judith Brunner öffnete die Gartentür und ging die wenigen Meter zur Tür des Hauses, das zur Straße stand. Hier liebte jemand die Herbstastern. In allen Farben und Größen blühten die Körbchen und wetteiferten um die Aufmerksamkeit der Betrachter. Wunderschön. Judith klingelte, stellte sich vor und schilderte ihr Anliegen. Wilkes Ehefrau, zumindest nahm Judith an, dass es sich um diese handelte, da sie ihr die Haustür öffnete, sagte: »Hei is hinnen«, und deutete auf die hübsche Bank, die im Vorgarten neben der Haustür stand.
Sie nahm Platz und hoffte, den Hausherrn bald zu sehen. Nach einiger Zeit hörte sie rechts von sich Schritte und sah erwartungsvoll zur Hausecke. Zuerst erschien eine schwarz-weiße Katze, die vorsichtig um die Ecke blickte. Dann kam sie neugierig auf die Besucherin zu, wählte für deren Besichtigung jedoch nicht den direkten Weg, sondern wanderte durch den schönen Blumengarten. Sie ließ sich unter einer bordeauxroten, hohen Herbstaster nieder und harrte erwartungsvoll der kommenden Ereignisse.
Judith Brunner stand auf, als nun auch Hans Wilke sichtbar wurde. »Guten Tag.« Sie stellte sich erneut vor und begann: »Ich muss Sie bitten, mir einige Fragen zu beantworten. Es haben sich neue Aspekte ergeben«, begründete sie das erneute Erscheinen der Polizei.
Der Bauer wirkte nicht unfreundlich, doch blieb er unentschlossen stehen. Er war mit derben Schuhen, blauschmutziger Arbeitshose und einem karierten Hemd, dessen Farbe unbestimmbar war, gekleidet. Er bemerkte Judith Brunners Blicke und sah sich zu einer Erklärung genötigt: »Ick bin in Stall. Hev keene Tied.«
Die hatte Judith Brunner auch nicht im Übermaß. »Bitte, es ist wirklich wichtig.«
»Komm Se mit up’n Hof, da sinn Stühle.« Wilke lief voran, um die Ecke und an der Giebelseite vom Haus vorbei. Als Judith ihm folgte, bemerkte

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