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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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sie den enttäuschten Blick der Katze, die offenbar auf mehr gehofft hatte und sich nun zu einer anderen Unterhaltung aufmachte.
Um einen rechteckigen Kunststofftisch standen mehrere Gartenstühle. Bunte Kissen sorgten für Bequemlichkeit.
Beide setzten sich und Judith Brunner begann ohne Umschweife mit der Befragung: »Herr Wilke, Sie wissen doch noch, es geht um letzten Donnerstag. Wann genau waren Sie am Bahnhof? Und wie lange haben Sie sich dort aufgehalten?«
Nun wurde es offiziell und der Bauer versuchte, Hochdeutsch zu reden: »Na, ich war hier auf dem Hof erst mal fertig, im Stall und alles. Ich habe mich noch frischjemacht, einen Happen jejessen und bin dann los. Muss so viertel zwölf gewesen sein. Dann nach Gardelegen, hin zum Bahnhof – vielleicht fuffzehn Minuten. Also, halb zwölf war ich da. Bin gleich hinter jefahren und hab nach meine Säcke jekuckt. War alles in Ordnung. Die Waage hat jeklappt. Also uffjeladen, bezahlt und wedder los. Vielleicht ne Viertelstunde?« Er überlegte noch und meinte dann: »Ja. So war ’s!«
»Haben Sie in der Zeit jemanden gesehen?«
»Ne, hab ich doch schon jesacht.«
»Ich meine nicht jemand Fremden oder so, sondern wen Sie überhaupt gesehen haben.«
»Ach so.« Es blieb still.
»Fällt Ihnen niemand ein?«
»Na, wen hab ich jesehen. War ja nich inne Kneipe. Also hinten am Schalter die beiden, die da immer sind. Und als ich kam, da saß noch einer am Tisch, konnte man sehen. Mehr nich.«
Judith Brunner sah ihn aufmerksam an. »Wie sah der Mann aus, können Sie sich daran erinnern?« Immerhin. Ein möglicher Augenzeuge für Heitmanns Anwesenheit!
Wilke bemühte sich, so gut es eben ging. Er war der Aufgabe, Leute zu beschreiben, nicht gewachsen. Außer einem Achselzucken kam nichts.
»Und als Sie zurückfuhren, ist Ihnen da noch etwas aufgefallen?«, fragte die Kommissarin nach.
Erfreut, dass ihm noch etwas einfiel, meinte Wilke: »Mir iss eener entjejen jekommen, als ich wegfuhr.«
»Haben Sie ihn erkannt oder könnten Sie ihn mir beschreiben?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Ne, ich hatte ja keene Tied zum Kucken, musste nach Haus, war doch schon lange Mittag.« Judith Brunner hatte eher den Eindruck, dass in dieser Bemerkung ein wenig das Bedauern über die verpasste Möglichkeit zur Einkehr in die Bahnhofswirtschaft mitschwang.

Zum zweiten Kunden musste sie in Richtung der nächsten Kreisstadt fahren, also erst einmal auf der Hauptstraße weiter und dann im übernächsten Dorf nach rechts. Der Adresse konnte sie entnehmen, dass Georg Dallner am Dorfplatz wohnen musste. Aus dem Wissen um die Dimensionen, die sie aus Waldau kannte, würde die Ermittlung dieses Hofes nicht übermäßig schwierig sein. Genau drei Häuser standen zur Auswahl und beim dritten Gehöft sah sie einen Mann, der gerade das Tor zu einer Hofeinfahrt öffnete, um einen Traktor hineinfahren zu können. Sie stellte ihren Wagen ab und es gelang ihr, den Mann noch anzusprechen, bevor er das Hoftor wieder schloss. »Darf ich Sie kurz sprechen? Sind Sie vielleicht Georg Dallner?«
»Wat iss’n los?« Ein schmuddeliger, leicht nach Alkohol und deutlicher nach Schweiß riechender Mann unbestimmbaren Alters stellte sich breitbeinig auf. Er nickte zwar, wirkte aber nicht entgegenkommend.
»Ich bin von der Polizei und hätte noch ein paar Fragen«, versuchte Judith Brunner mit einem freundlichen Lächeln, das Eis zu brechen.
»Hab schon alles gesagt!« Er wollte das Tor schließen.
»Wenn Sie jetzt keine Zeit haben, kommen Sie bitte gleich morgen früh zur Kreisbehörde nach Gardelegen«, wurde die Kommissarin nun doch energischer.
Die Aussicht auf einen Vormittag auf einem Amt behagte Dallner wohl noch weniger als das bevorstehende Gespräch mit dieser Frau, die ihn beharrlich bedrängte. »Wat brauchen Se denn noch?« Er machte die Tür hinter sich zu und stand nun mit ihr vor dem Tor, von jedem Vorübergehenden gut zu beobachten. Das schien den Bauern weniger zu stören, als eine Fremde auf seinen Hof zu bitten.
Judith Brunner stellte dieselben Fragen wie zuvor bei Hans Wilke. Georg Dallner bestätigte, jemandem auf der Zufahrt zum Frachtschalter begegnet zu sein. Da er ihn beschreiben konnte, war Judith Brunner klar, dass es sich nur um Wilke handeln konnte. Darüber hinaus konnte Dallner sich auch erinnern, das Auto vom Gut gesehen zu haben. Als er zurückfuhr, hatte er flüchtig den geparkten Wagen Heitmanns wahrgenommen – »so eine vornehme schwarze Kutsche« – , und

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