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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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dann zwei, drei Leuten beim Verlassen der Bahnhofswirtschaft hinterher geschaut. Heitmann selbst hatte er nicht bemerkt.
Das Gespräch verlief wenig behaglich und Judith wollte es nicht unnötig ausdehnen. Sie bedankte sich und ihr Gesprächspartner verschwand unerwartet gewandt hinter der großen Holztür.
Was hatte sie nun erfahren? Wenig, aber Judith Brunner wusste, dass die Gäste der Wirtschaft sich unter den bereits Befragten befanden, ebenso der Fahrkartenverkäufer. Um sicher zu sein, dass dabei nicht ebenfalls Fragen vergessen wurden, wollte sie auch diese Protokolle noch einmal gründlich analysieren und gegebenenfalls nachhaken. Es entsprach ihrer Erfahrung, dass das kleinste Detail zum Täter führen konnte. In Waldau könnte sie sich auf jeden Fall nützlich machen. Und das Mordkreuz interessierte sie auch.
     
     
    ~ 37 ~
     
    Walter Dreyer hatte sich eingestehen müssen, dass ihn die Berichte über die Mordkreuze faszinierten, obwohl sie ihm bizarr erschienen. Nachdem sich Judith Brunner nach Gardelegen auf den Weg gemacht hatte, zog er sich um, damit er für seinen Waldspaziergang besser gerüstet war. Wanderstiefel, eine derbe Hose und eine dunkle Allwetterjacke sollten Gebüschen und nassem Gras besser gewachsen sein als seine Uniform.
Er war lange nicht beim Vorwerk Lindenbreite gewesen, wo mittlerweile nur noch eine Ruine vom früheren Gehöft zeugte. Der Weg dorthin war hingegen völlig in Ordnung. Die Bäume an beiden Seiten – nicht nur Linden – bildeten eine Allee. Sie waren nicht gepflanzt worden, sondern bei den Rodungsarbeiten zur Anlage des Vorwerks so stehen geblieben. Rechts und links des Weges erstreckten sich abgeerntete, braune Felder. Nach gut einer Dreiviertelstunde Fußmarsch war Dreyer angekommen. Im herbstlichen Morgenlicht sah alles sehr romantisch aus. Und irgendwie stimmte es ihn traurig, dass solche Orte verschwanden, niemand mehr so leben wollte oder konnte.
Was hatte Irmgard Rehse gesagt? Nicht direkt am Weg, kurz vor Lindenbreite. Dreyer blickte sich aufmerksam um. Nichts zu sehen. Er hatte keine Vorstellung, wie groß das Kreuz war. Dreyer verließ den Weg und lief auf den Waldrand zu. Der Waldboden selbst war kaum zu sehen. Das Laub lag zentimeterhoch, dazwischen wuchsen Blaubeerbüsche. An einigen Stellen ragten Wurzelstöcke umgefallener Bäume hoch auf. Von Moos bewachsen und mit Farnen umstanden, wirkten sie märchenhaft.
Doch auch nach über einer Stunde Umherstreifens am Waldrand hatte Walter Dreyer nichts gefunden. Er kletterte auf einen der Wurzelhügel und hoffte, von oben mehr zu sehen. Es fiel ihm nicht gleich auf. Erst als er sich an das diffuse Licht unter den Bäumen gewöhnt hatte, sah er es: Das Laub war aufgewühlt. Eine Spur zog sich nahezu zehn Meter lang hin. Da war etwas über den Boden gezogen worden. Den Anfang der Spur konnte er nicht sehen, da die Sicht durch ein Gebüsch verdeckt war. Doch als Walter dann näher trat, sah er das gesuchte Kreuz hinter einer gewaltigen Baumwurzel stehen. Es war ein Steinkreuz, einen drei viertel Meter hoch und grob aus einem Sandstein gehauen. Und es stand hier noch nicht lange! Dreyer vermutete, dass es erst kürzlich hierher gesetzt wurde und ursprünglich am anderen Ende der Schleifspur gelegen hatte. Die Spur war frisch, und außerdem erinnerte er sich an die Äußerung von Irmgard Rehse. Sie hatte von einem liegenden Kreuz berichtet. Doch warum hatte es jemand kürzlich aufgestellt? Und dann auch noch an einer anderen Stelle! Das Kreuz war sicher schwer. Konnte das ein Mann allein getan haben? Walter sah sich noch einmal gründlich um, dennoch war nicht mehr für ihn zu erkennen.
Dreyer eilte zum Büro zurück. Er wollte es nicht gleich zugeben, aber mit der Zeit beunruhigte ihn das steinerne Kreuz immer mehr. Falls es wirklich ein Mordkreuz war, hatte das womöglich eine Bedeutung. Für einen Kinderstreich gab es keine Anhaltspunkte. Paul Ahlsens kam ihm in den Sinn. Das neu aufgestellte Kreuz sah sehr nach einer Botschaft aus!
     
     
    ~ 38 ~
     
    Kaum war Walter Dreyer von Lindenbreite zurück, hörte er Judiths Wagen kommen und direkt vor seinem Haus halten. Er saß noch im Flur und wechselte gerade sein Schuhwerk, als sie, fast schüchtern, eintrat.
»Kommen Sie nur rein, bitte. Es war ziemlich feucht draußen im Wald, aber schön. Und wirklich interessant«, spannte er sie auf die Folter.
»Haben Sie tatsächlich ein Kreuz gefunden?«, wollte Judith sofort wissen.
»Ja, aber was viel

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