Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)
heraufziehende Dämmerung und die Rosenbeete leuchteten in seltener Intensität.
Astrid Ahlsens hatte das Auto der Polizisten kommen sehen. Ohne dass sie klopfen mussten, öffnete sie ihnen die Tür. »Guten Tag.« Sie bat Judith Brunner und Walter Dreyer herein, doch fühlten sie sich irgendwie nicht willkommen. Auf jeden Fall waren sie nicht der erwartete Besuch.
»Wir würden gern noch einmal mit Ihnen reden, es haben sich neue Fragen ergeben«, sprach Judith sie an.
»Dann kommen Sie doch bitte mit, wir sitzen wieder im Wintergarten.«
Sie ging voran. Ihr Onkel hatte Schritte gehört und kam ihnen entgegen. »Ist er endlich ... Oh, Sie sind es. Nun, haben Sie etwas Neues für uns?«
»Wen haben Sie denn erwartet? Stören wir?«
»Nein, nein, es ist nur ...«, die junge Frau deutete auf die Sitzgelegenheiten. »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
»Vielen Dank, ich möchte nichts«, lehnte Walter höflich ab.
»Und Sie, Frau Brunner?«
Auch Judith schüttelte nur leicht den Kopf und nahm Platz.
»Also, was wolltest du sagen, Astrid?«, begann Walter.
Sie blickte ihren Onkel Rat suchend an. Augenscheinlich hatten beide, bevor sie den Besuch bekamen, eine Diskussion geführt und sich noch nicht auf einen Standpunkt einigen können.
»Es geht um Paul, meinen Bruder«, half Botho Ahlsens seiner Nichte aus der Verlegenheit. »Er ist immer noch nicht zurück von seiner Reise. Und langsam machen wir uns Sorgen, wo er bleibt. Er ist jetzt fast eine Woche weg.«
»Und du willst mir nicht sagen, wohin er gefahren ist«, warf ihm Astrid vor. »Das mit dem Pferdekauf ist doch purer Unsinn! Wir und Pferdezucht?!«
»Astrid, müssen wir das jetzt vertiefen?«, versuchte Botho Ahlsens, das Thema zu beenden.
»Auch wir sind hier, um uns mit Ihnen über diese Reise zu unterhalten, Herr Ahlsens. Hat Ihr Bruder sich denn bei Ihnen gemeldet, seit er abgereist ist?«, sprang Walter Astrid bei.
»Nein, hat er nicht! Denken Sie, ich würde sonst so unruhig sein?«
»Können Sie uns bitte genau erklären, was der Zweck seiner Reise war? Wollte er wirklich Pferde besichtigen?«, machte jetzt auch Judith Brunner Druck.
Botho Ahlsens blickte seine Nichte unruhig an. »Nein.«
»Aber du hast mir das so gesagt!«, bemerkte Astrid enttäuscht.
»Ja, Paul und ich hatten das so besprochen. Es war dumm, ich weiß, doch wollten wir dir keine unnötigen Sorgen bereiten.«
»Wieso? Was ist los, Onkel Botho?«
Drei fragende Gesichter wandten sich gespannt dem Befragten zu. Der rang einen Moment mit sich selbst. »Ich habe keine Ahnung«, brachte er gequält hervor.
»Was soll das heißen, Herr Ahlsens. Erklären Sie uns bitte, wovon Sie überhaupt reden«, versuchte Judith Brunner einen sinnvollen Einstieg in die Geschichte zu bekommen.
»Also gut. Mein Bruder wollte etwas herausfinden. So hat er es mir erzählt. Ein alter Freund hätte ihn um seine Hilfe gebeten und deshalb müsse er verreisen, um irgendeine vermaledeite Angelegenheit zu klären. Was genau, hat er mir nicht gesagt, doch schien ihm sehr daran gelegen, helfen zu können.«
»Wer ist der Freund? Wir können ihn doch fragen?«, warf Walter Dreyer ein.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Paul hat keinen Namen erwähnt.«
Judith Brunner übernahm wieder die Gesprächsführung: »Haben Sie ihn nicht gefragt?«
»Doch, was denken Sie! Er konnte es mir aber nicht sagen; er hätte es versprochen.«
»Aber wer seine Freunde sind, wissen Sie doch sicherlich. Dann fragen wir eben alle. Jemand muss das doch mit Ihrem Bruder besprochen haben! Geben Sie uns bitte alle Namen?« Judith holte ihr Notizbuch aus der Tasche und notierte die Namen, die Botho Ahlsens einfielen. Es waren nur zwei.
»Er kennt natürlich noch mehr Leute, doch wirkliche Freunde? Ich denke, die da sind es!«
»Und worum es genau ging, hat er nicht gesagt? Nicht einmal Andeutungen gemacht?«, ließ Judith Brunner nicht locker.
»Nein, das kam mir vorige Woche auch nicht so merkwürdig vor, ich dachte doch, er ist nach ein, zwei Tagen wieder hier.«
»Und wann gedachten Sie, uns davon zu erzählen?«, konnte Judith sich nicht enthalten, ihrer Entrüstung nachzugeben. »Sie wussten doch, dass wir Ihren Bruder im Zusammenhang mit Laurenz Heitmanns Ermordung dringend befragen wollten.«
»Ja, schon. Aber er ist ein erwachsener Mann. Ich dachte, er wird schon seine Gründe haben«, antwortete Botho Ahlsens. »Und sicher meldet er sich bald«, fügte er mit einem um Verzeihung bittenden Blick auf seine
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