Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)
Antwort auf die Frage.
»Einen Hinweis geben?«, griff Walter auf. »Das würde ja bedeuten, dass er eine Gefahr auch für sich sah. Was war so gefährlich? Sollte ihm der Ausschnitt etwas aufgezeigt haben, worauf wir noch nicht gekommen sind?« Walter überlegte.
Judith hob leicht die Schultern. »Ich weiß es nicht, doch Paul Ahlsens liest etwas über Mordkreuze und wird kurz darauf ebenfalls ermordet. Wollte jemand nicht, dass er darüber berichten kann?«
»Womit wir wieder beim Kreuz und Emil Winters Grab im Wald bei Lindenbreite wären«, verwies Walter nochmals auf den Zusammenhang.
»Genau. Bloß, woher sollte Paul Ahlsens wissen, wessen Grab das war?«
»Von Heitmann vielleicht?«, war Walter um eine schnelle Antwort nicht verlegen. »Der hatte doch auch Winters Foto und war sein Jugendfreund.«
»Ja und? Deswegen ist es doch recht kühn anzunehmen – selbst wenn sie sehr enge Freunde waren – dass Laurenz Heitmann nach der zufälligen Auffindung des Steinkreuzes gleich gedacht haben soll, dass dort sein Freund begraben liegt. Und außerdem wurde das Kreuz erst zum Grab bewegt!«
Da schien Judith recht zu haben.
Plötzlich traf Walter ein Gedanke, bei dem er spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. »Und wenn ...«, traute Walter sich kaum, ihn zu Ende zu denken, »und wenn er es gewusst hat? Wenn Laurenz Heitmann gewusst hat, dass hier sein Freund Emil Winter begraben liegt, seit Jahrzehnten schon?« Seine Stimme klang ungewöhnlich rau.
Judith bemerkte, wie auch sie vor dem Gedanken erschrak, doch fasste sie sich schnell wieder. »Das muss gar nichts besagen, selbst wenn es so ist, Walter. Vielleicht hatte er von einem Gerücht gehört oder sonst wo eine alte Geschichte aufgeschnappt.«
Walter ließ sich von seinem Gedanken aber nicht mehr abbringen. »Heitmann hat es gewusst! Und er hat versucht, darauf aufmerksam zu machen: Die merkwürdigen Hinweise – die anonymen Briefe – stammten von ihm, in der Hoffnung, die Polizei zu Ermittlungen zu bewegen!«
»Hat ja auch geklappt. Ich war bloß nicht rechtzeitig da, um ihn zu schützen!«, musste Judith einräumen und klang so kleinlaut, dass Walter sich beeilte, sie zu überzeugen: »Das ist ja wohl kaum Ihre Schuld gewesen, Judith, und außerdem wissen wir nicht, ob es wirklich so war.«
Judith sah ihn dankbar an.
Doch nach wenigen Augenblicken war es offensichtlich, dass sich Walters Vermutungen als zutreffend erweisen würden. Judith hatte sich nicht weiter um die Briefe gekümmert. Nun sahen sie, dass es dieselbe Handschrift sein konnte, die sie mit Schriftstücken aus Heitmanns Unterlagen verglichen. Auch eine professionelle Schriftanalyse der anonymen Briefe würde den Chauffeur als Autor nachweisen.
»Nun gut, Heitmann wusste es und hat auf dieses Grab und auf einen Mord hingewiesen«, gab Judith zu. »Warum? Und warum erst jetzt? Wenn er mit Winters Tod etwas zu tun hatte, warum hat er dann überhaupt etwas gesagt? Und wenn es ein anderer war, warum hat Heitmann sein Leben lang geschwiegen?«
Aber auch Walter war ratlos. »Warum kam er nicht zu mir? Wir kennen uns so lange. Ich bin hier die Polizei.«
»Vielleicht wollte er Sie nicht belasten, gerade weil Sie sich so gut kannten?«
»Aus Rücksicht? Und statt meiner, vertraut er sich Paul Ahlsens an?«, fragte sich Walter traurig. »Den kennt er doch noch länger«, wies er Judiths Erklärungsversuch zurück.
»Unter Umständen aber konnte nur Ahlsens ihm wirklich helfen. Wir haben noch keinerlei Vorstellung, worum es wirklich ging«, versuchte Judith erneut, ihn wieder aufzubauen.
»Fakt ist, Ahlsens ist nun auch tot, auch ermordet, und wir können nur vermuten, dass es derselbe Täter war. Was wusste Paul Ahlsens, was hatte er herausgefunden, das ihn für den Mörder so gefährlich machte?«, brachte Walter es auf den Punkt.
»Ja, und hatte Paul Ahlsens noch Gelegenheit, mit jemandem darüber zu reden? Wir wissen noch nicht einmal genau, wann er ermordet wurde. Wir brauchen noch viel genauere Zeitabläufe.«
»Hm, damit müssen wir bis morgen früh warten. Dann bringt uns Dr. Renz schon weiter.« Walter blickte auf seine Uhr. »Es sind nur noch ein paar Stunden. Gehen Sie schlafen, Judith, wir sind doch schon etwas vorangekommen.«
Was blieb ihr übrig? Judith war wirklich müde. Sie stand auf. Die Unterlagen konnte sie hier liegen lassen.
Walter brachte sie bis vor die Tür.
Sie flüsterten sich einen Gutenachtgruß zu.
Er sah ihr bedauernd hinterher.
Es war kurz
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