Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)
Täterkreis erheblich ein«, war Walter wichtig zu betonen.
Sie hatten im Fall Heitmann keine Mordwaffe gefunden. Doch nachdem Walter vor einigen Stunden die bei der Leiche von Paul Ahlsens gefundene Waffe gesehen hatte, ging nicht nur er davon aus, dass es sich um dieselbe Tatwaffe handelte.
Judith stimmte ihm rasch zu. »Weiter. Wer wusste, dass Heitmann dort war?«
»Alle drei Ahlsens.«
»Sonst niemand?« Sie blätterte die verschiedenen Zeugenaussagen durch, Thekla Müller, Wilhelm Berger, ... »Nein, ich kann sonst niemand finden.«
»Ah! Mir fällt noch jemand ein: Irmgard Rehse, die hat Laura doch erwartet und wusste sicher, mit welchem Zug sie kommen würde. Und sie hatte dafür gesorgt, dass Astrid sie von Laurenz Heitmann abholen ließ.«
Judith bestätigte: »Stimmt, doch kommt sie angesichts der anderen Tätermerkmale wohl kaum als Tatverdächtige in Betracht.«
»Vielleicht hat sie es jemandem erzählt? Gleich morgen frage ich sie danach, geht das in Ordnung?«, erbat Walter ihre Zustimmung.
»Einverstanden. Nächster Punkt: Wusste der Mörder von Heitmanns Aufenthalt am Gardelegener Bahnhof?«
»Mag sein, er hatte es irgendwie erfahren, vielleicht aber auch nicht, Judith«, ließ Walter beides offen.
»Ein zufälliger Mord war das auf keinen Fall!«
Dem stimmte Walter zu, gab aber zu bedenken: »Nein, der Mord nicht, aber möglicherweise der Zeitpunkt?«
»Wie meinen Sie das?«, wollte Judith jetzt genauer wissen.
»Na, vielleicht hatte jemand schon seit Langem vor, Heitmann zu ermorden, und hat bloß auf eine günstige Gelegenheit gewartet.« Walter dachte an den Tod von Emil Winter und dass ihr Fall weit in die Vergangenheit reichen könnte.
Judith ließ sich vom gefundenen Messer leiten und beharrte: »Und hatte immer einen spitzen Dolch dabei, falls er mal zufällig auf Heitmann trifft? Nein, ich vermute, der Mörder hatte sich auf diesen Moment gezielt vorbereitet.«
Dem konnte Walter nicht widersprechen. »Gut, einigen wir uns darauf: Der Mörder wusste, dass Heitmann auf den Zug wartete und allein im Auto saß. Waren die beiden eventuell verabredet?«
»Möglich. Entweder das, oder der Mörder hatte beobachtet, wie Heitmann vom Frachtschalter zurückkam und sich wartend in sein Auto setzte. Es war schönes Wetter«, wie Judith aus eigenem Erleben wusste. »Warum spazierte er nicht draußen rum?«
»Gute Frage«, bestätigte Walter. »Das spricht aber für meine Hypothese des verabredeten Treffens und dafür, dass sie dabei nicht gesehen werden wollten. Denken Sie bitte an die Wahl des Parkplatzes. Heitmann konnte alles sehen, ohne selbst gesehen zu werden.«
»Aber Heitmann lässt seinen Mörder einsteigen? Er war also arglos?«
»Ja, ich denke schon«, Walter nickte. »Er hat die Gefahr des Treffens unterschätzt oder nicht erahnen können.«
»Gut, lassen wir das erst mal beiseite. Wir wissen, dass Heitmann seit einiger Zeit über irgendetwas nachdachte, es etwas gab, das ihn umtrieb. Er fragte seinen ältesten Freund Johannes Meiring nach einem ganz speziellen Buch. Außerdem bat er Paul Ahlsens noch um Hilfe.«
»Letzteres nehmen wir bis jetzt nur an. Wir haben jedoch keinen Beweis dafür«, schränkte Walter seine eigene Schlussfolgerung etwas ein.
»Ich stimme Ihnen da voll zu und denke, wir können einstweilen die Ermordung Paul Ahlsens’ als starkes Argument anführen«, erwiderte Judith. »Paul Ahlsens kündigte seinem Bruder am Mittwochabend an, für einige Tage das Gut zu verlassen. Also hatte er etwas vor, was er von dort aus nicht erledigen konnte.« Sie kam ins Grübeln, stellte dann aber fest: »Wir haben seine letzten Tage noch nicht vollständig rekonstruiert. Am Donnerstag wird sein Chauffeur – und wie wir jetzt annehmen, auch Freund – in Gardelegen ermordet. Spekulieren wir mal, Ahlsens erfährt davon und geht trotzdem nicht zur Polizei. Wir wissen, er war am Freitag gleich morgens in der Bibliothek, wo er sich unter anderem nach Begräbnisstätten und alten Ritualen erkundigte. Und wir wissen, dass er auch etwas fand: den Mordkreuz-Zeitungsausschnitt.«
Walter versuchte, Judith auf ein wichtiges Detail aus Lauras Bericht hinzuweisen: »Wenn wir annehmen, dass er den Zeitungsausschnitt so zurücklegte, dass er leicht wiederzufinden war, was bezweckte er damit?«
»Nun: Einen Hinweis geben, ihn bei Bedarf schnell wiederfinden, oder er hatte es einfach eilig und war schludrig.« Judith zuckte mit den Achseln, aus ihrer Sicht gab es keine schlüssige
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