Blutengel: Thriller
ab.
»Verbot der Kontaktaufnahme – Ordnungswidrigkeit«, stand auf einem Schild, das am Zaun befestigt war.
Kein Gebäude im Inneren ragte über die Gefängnismauer. Die Anstalt war als Hochsicherheitsgefängnis gebaut worden. Mit über 800 Plätzen war es bis zu 90 Prozent belegt. So stand es jedenfalls im Internet.
Weitz parkte den Wagen hinter einem Rondell.
Neben einem kleinen Unterstand, der bei Regen einer Handvoll Menschen Schutz bot, war als einziger Zugang zum Gefängnis eine ebenfalls grau gestrichene eiserne Schiebetür in die Mauer eingelassen.
Tannen drückte den Klingelknopf und hielt seinen Ausweis vor das Kameraauge. Mit einem kreischenden Geräusch glitt die Tür auf.
Im inneren Bereich waren die Mauer und die Drahtzäune mit Stacheldrahtrollen gesichert. Über einen kleinen Vorplatz ging es zu einer gläsernen Wachkabine, die Tannen an eine Art flachgelegten Flugzeugtower erinnerte.
Tannen und Weitz schoben ihre Ausweise durch einen Schlitz.
»Wir sind angemeldet.«
»Sie wollen zu Claus Schurmann?«
»Ist er gerade runter zum Strand?«, fragte Weitz, doch der Beamte in dem Glasbau ignorierte das geflissentlich.
»Sie wissen sicher Bescheid, auch Sie müssen durch unsere Schleuse. Reicht Ihnen der normale Besucherraum? Ist gerade leer, Besuchszeit beginnt erst in einer Stunde.«
»Reicht«, sagte Tannen.
»Wir hätten Ihnen den Mann auch gern ins Präsidium gebracht«, sagte der Beamte. »Ist ja wohl das übliche Vorgehen.«
Der Beamte wies ihnen den Weg zur Sicherheitsschleuse. Ein Schild informierte sie, dass sowohl Geld, Portemonnaies und überhaupt alle Metallgegenstände in einem Spind zu verschließen waren. Ihre Waffen wurden in einem separaten Panzerschrank verstaut. Tannen konnte Weitz ansehen, dass ihm diese Behandlung absolut nicht recht war.
Prompt ertönte ein Signal, als er den Scanner passierte.
Ein Beamter bat ihn, die Arme zu heben, und begann ihn abzutasten.
»Schließer! Das findest du geil, was?«, blaffte Weitz.
Der Beamte sah ihn scharf an, verkniff sich dann aber einen Kommentar.
Am Eingang zum Besucherraum erhielten sie einen Schwarzlichtstempel.
»Wir wollen ja nicht, dass der Falsche hierbleibt«, sagte die Beamtin.
Der Besucherraum war in hellen Farben gestrichen. Acht Tische mit jeweils vier Stühlen standen im Raum. Jeder Platz konnte von einer gläsernen Wachkabine aus genauestens eingesehen werden.
Am Nebentisch saß eine Frau, die ihre Hände auf der Tischplatte gefaltet hatte. Immer wieder sah sie zu einem vielleicht dreijährigen Mädchen hinüber, das sich in der Spielecke des Besucherraums mit einem hellblauen Elefanten beschäftigte. Das Mädchen kroch um ihn herum, hob den Zeigefinger und sagte ihm mit strenger Miene etwas ins Gesicht. Dann setzte sie sich auf ein Schaukelpferd, ließ die Beine baumeln und blickte stumm auf den Boden vor sich.
Schaukelpferd, Bauklötze und eine Plastikeisenbahn mitten im Knast! Damit hatte Tannen nun wirklich nicht gerechnet.
Weitz trommelte auf den Tisch und grinste zu den beiden Justizangestellten hinüber, die in ihrem Glaskasten keine Miene verzogen. Sie schienen ganz sicher zu wissen, was sie sich gefallen lassen mussten und was nicht.
Claus Schurmann wurde von einem Beamten bis zur Tür geführt und betrat dann den Besucherraum.
Er setzte sich an den Tisch und sagte: »Womit kann ich dienen?«
»Clemens Carolus, sagt Ihnen der Name etwas?«, fragte Weitz. Tannen sah ihn böse an. Damit hatte dieser Spinner die Strategie, die er sich ausgedacht hatte, durch eine völlig blöde Frage durchkreuzt.
»Wie wär’s mit ein paar Erdnüssen?«, sagte Schurmann und deutete mit dem Daumen auf den Automaten hinter ihm.
»Stell dir vor, die haben uns das Geld abgenommen«, sagte Weitz. »Nur weil du im Käfig sitzt, musst du nicht glauben, dass wir dich füttern.«
»Acht Euro darf man mit reinnehmen.«
»Das Geld spar’ ich mir für Hagenbeck auf. Was ist jetzt mit Carolus?«
»Der schwarze Ritter«, sagte Schurmann. »Kümmert sich Jahre nicht um seine Mutter und wirft mir dann vor, dass sie zu wenig trinkt.«
»Sie sind verurteilt worden. Wegen unterlassener Hilfeleistung für Schutzbefohlene.«
»Wissen Sie, wie es in Altersheimen zugeht? Da kann man nicht danebenstehen und aufpassen, dass Oma auch ihr Glas Wasser trinkt.«
»Wollten Sie sich an Carolus rächen? Haben Sie einem Mitgefangenen einen kleinen Auftrag mitgegeben?«
Claus Schurmann lachte verächtlich.
»Rächen? Bin ich
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