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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Grübchen, wulstige Lippen, energisches Kinn, schräg nach unten laufende Augenbrauen, hohe Wangenknochen.«
    Mangold bemerkte, dass Hensen mit seinen Notizen kaum folgen konnte.
    »Gut, sehr gut«, sagte Mangold.
    »Ich glaube, es war keine sehr genaue Erinnerung«, sagte Stevens. »Als ich mit der Zeichnerei loslegte, mochte er sich nicht so recht festlegen. Eierte regelrecht herum. Die Zeichnung wurde mit der Zeit immer konkreter, also markanter, aber nach all den Jahren hier hatte ich den Eindruck, der Mann wollte uns mit einer möglichst genauen Täterbeschreibung einen Gefallen tun. Da können die Zeugen dann häufig Fantasie und Realität nicht mehr voneinander unterscheiden. Je öfter sie sich die Szene in Erinnerung rufen, umso ungenauer wird es.«
    »Verstehe«, sagte Mangold.
    Er musste jetzt äußerst behutsam mit dem Mann umgehen, durfte ihn auf keinen Fall verschrecken. Alles, was er sagte, konnte wichtig sein. Schließlich war er der Einzige, der mit einem Augenzeugen gesprochen hatte. Das Gehirn spielte einem üble Streiche, wenn es darum ging, sich an Details zu erinnern. Und übermäßigen Druck mochte das Gehirn schon gar nicht. Bei keinem Menschen.
    Letztlich war das auch das Prinzip jeden Verhörs: Druck aufbauen. Druck und noch mal Druck. Bis das Gegenüber die Kontrolle aufgab und der Täter oder die Täterin sich in ein Gewirr verstrickte, das aus Halbwahrheiten, Wahrheiten und Lügen bestand. Bei Zeugen war das anders. Sie brauchten einen Halt und die Freiheit, ihre Erinnerungen zusammenzusetzen. Sie brauchten Sicherheit.
    »Herr Stevens, es ist sehr wichtig für uns, woran erinnern Sie sich noch? Lassen Sie sich Zeit. Vielleicht eine Äußerung von dem Zeugen, die so ganz nebenbei kam, vielleicht etwas Nebensächliches? Etwas über den Gang des Täters, seinen Geruch …«
    »Geruch?«
    »Warum nicht Geruch? Hat er was darüber gesagt, was er gedacht hat, als er dem Mann im Flur begegnet ist? Hatte er vielleicht Angst? Oder die Vermutung, dass etwas nicht stimmte?«
    Stevens starrte auf den Boden und dachte angestrengt nach.
    Dann schüttelte er den Kopf.
    »Nee, nichts dergleichen. Höchstens … ja, abgehackt.«
    »Der Täter hatte abgehackte Bewegungen?«
    »Nein, der Zeuge redete ganz kurz und knapp. Fast technisch korrekt. Wie eine Bedienungsanleitung.«
    »Der Mann war Ingenieur«, sagte Mangold.
    »Das passt«, sagte Stevens.
    Mangold überreichte ihm seine Visitenkarte und bat ihn, sich unbedingt zu melden, wenn ihm noch etwas einfiele.
    »Manchmal kommt das sogar im Schlaf hoch«, sagte Mangold.
    »Mach’ ich«, sagte der Polizeizeichner, dem man die Erleichterung darüber ansah, dass er den Raum wieder verlassen durfte.
    »Rufen Sie an, auch wenn es eine Kleinigkeit ist. Der Täter muss sich von diesem Mann bedroht gefühlt haben, sonst hätte er ihn nicht umgebracht.«
    »Er … er ist tot?«, fragte der Polizeizeichner. »Der Augenzeuge?«
    Mangold nickte und bedankte sich bei Stevens dafür, dass er einen Teil seines Feierabends geopfert habe.
    »Selbstverständlich«, sagte Stevens und verließ das Büro. Arlandt, der sich aus der Befragung komplett herausgehalten hatte, umrundete seinen Schreibtisch und setzte sich auf seinen Bürosessel.
    »Nicht eben viel.«
    »Na ja«, warf Hensen ein. »Es bleiben genau umrissene Fragen.«
    »Und?«, fragte Arlandt.
    »Woher wusste der Täter, dass der Zeuge auf ihn aufmerksam geworden war?«
    »Da gibt es eine ganz undramatische Erklärung«, sagte Arlandt. »Er ist ja nicht sofort hier angetanzt. Möglich, dass er seine Beobachtung herumerzählt hat. Sich ein wenig wichtig machen wollte.«
    »Möglich«, sagte Mangold. »Oder der Täter ist ihm gefolgt und hat ihn beobachtet. Als der Mann zur Polizei ging, ist er hinterher, und um Schlimmeres zu verhüten, also eine Identifizierung, hat er ihn umgebracht. Auf jeden Fall sollten Sie Ihre Kameraaufzeichnungen checken.«
    »Sie meinen vom Eingangsbereich zum Präsidium?«
    »Genau. Sollte er Innach gefolgt sein, habt ihr vielleicht eine schöne Aufnahme von ihm.«
    Arlandt sagte eine umgehende Überprüfung zu.
    »Noch etwas, Mangold. Ich werde auf alle Fälle kooperieren, weil ich diese Idee von spezialisierten Sondereinheiten bei der Polizei für ganz hervorragend halte. Allerdings …«
    »Ja?«
    »Sollte es sich trotz des Niendorfer Opfers um eine reine Berliner Angelegenheit handeln … also in dem Fall erwarte ich, dass wir den Fall umgehend zurückbekommen. Ich gehe davon aus

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