Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
allerdings die Mitschnitte, die sie während der Gespräche mit dem Savant angefertigt hatten.
    Doch wer steckte dahinter? Wer wollte sie davon überzeugen, das Kind auszutragen?
    Sie sah aus dem Fenster hinaus auf den Leinpfadkanal. Ruderboote und Alsterdampfer zogen an den Schwänen vorbei, dazu läuteten die Glocken der barocken St. Johanniskirche, die wegen ihrer freundlichen Atmosphäre bei Brautpaaren besonders beliebt war und deshalb kurzerhand Hochzeitskirche genannt wurde. Doch da draußen gab es keine spielenden Kinder, keine Menschen, die sich mit einer Picknickdecke an den Rand des Kanals setzten. Vor ihr herrschte lähmende und klebrige Sonntagsidylle. Und das jeden Tag.
    Warum sollte sie nicht an Halluzinationen leiden? Die Tatorte hatten sie zum ersten Mal ganz konkret damit konfrontiert, zu was psychisch kranke Menschen fähig waren. Kein Wunder, wenn auch ihr Kopf verrückt spielte.
    Panikattacken überfielen die Menschen doch auch von einer Sekunde auf die andere. Oft hatten sie nicht die geringste Ahnung, warum sie mit rasenden Herzen, zu hohem Blutdruck und dem Gefühl panischer Angst aus dem Schlaf gerissen wurden. Warum sie plötzlich mit dem Auto nicht mehr über Brücken fahren konnten oder Furcht vor Höhe entwickelten. Gut möglich, dass sich in ihrem Hirn etwas wehrte und mit einer Halluzination reagierte.
    Nach der Vergewaltigung oder besser »Befruchtung« hatte ihr Doktorvater an der Universität ihr dringend geraten, sich in eine Therapie zu begeben. Das sei ohnehin besser und gehöre zu einer anständigen »Ausbildung«.
    Musste sie Mangold über diesen Anruf informieren? Gut möglich, dass er sie sofort von ihren Aufgaben in der Sonderkommission entband. Und das wäre das Ende ihrer »Karriere« bei der Polizei gewesen, die sie vor dem Universitätseinerlei hätte retten können.
    Andererseits war gar nicht sicher, ob Mangold so reagierte. Was aber, wenn jemand aus dem Präsidium, vielleicht einer ihrer Kollegen, ihr diesen Streich gespielt hatte? Würde sie nicht in eine Falle laufen, indem sie den Anruf verschwieg?
    Sie sah hinaus in den Garten. Dort lagen immer noch abgebrochene Äste und Laub aus dem Vorjahr. Und zerbrochene Kinderspielzeuge, die der Wind durch den Garten gefegt hatte. Es war sicher der unordentlichste Flecken in dieser Schönwettergegend. Nein, sie hatte keine Lust, diesen Müll wegzuräumen. Es war nicht ihr Garten, nicht ihr Haus, nicht ihr Leben.
    Sie war nichts als eine Art Housesitter im Auftrag ihrer Mutter. Je eher sie diese Protzbude verkaufte – desto besser.
    Sie klappte ihr Notebook auf und öffnete die Pathologieberichte, die die Gerichtsmediziner aus Berlin und Schleswig-Holstein geschickt hatten.
    Der Täter hatte seine Opfer gerade so stark narkotisiert, dass sie sich nicht mehr wehren konnten. Sie waren bei vollem Bewusstsein, bekamen alles mit.
    Den Spuren nach war er in allen drei Fällen nach dem gleichen Muster vorgegangen.
    Er betäubte die Opfer mit einer Chloroformmischung, setzte sie auf einen Sessel oder die Couch und ließ sie zusehen, wie er seine Vorbereitungen traf. Alle Werkzeuge, die er benötigte, etwa um Haken an der Decke zu befestigen, brachte er mit und hinterließ absolut nichts am Tatort. Außer der Schaukel in Niendorf, Seilen und Haken in Berlin oder dem Mundknebel bei dem Augenzeugen.
    Er hatte sogar einen Staubsauger dabei, um Mörtel-, Gips- oder Holzreste säuberlich vom Boden und den Möbeln zu saugen.
    Der Todeskampf zog sich bei allen Opfern über Stunden hin. Die Einritzungen wurden am lebendigen Körper vorgenommen. Sehr wahrscheinlich war, dass der Täter das langsame Sterben seiner Opfer gerade so angesehen hatte, wie andere Menschen sich einen Kinofilm ansehen.
    Die Opfer waren männlich und weiblich. Sexuelle Motive waren deshalb fraglich, aber nicht ganz ausgeschlossen.
    Der Täter hatte seine Macht demonstriert. Das hatte in Form der Dominanz auch immer etwas mit Sexualität zu tun. Auch wenn nichts auf eine Vergewaltigung oder andere sexuelle Handlungen an den Opfern hinwies, so war doch auffällig, dass er ihnen allen Hose oder Rock ebenso ausgezogen hatte wie Slips und Unterhosen.
    Er genoss seine Macht, indem er seine Opfer schutzlos machte. Oder befriedigte ihn dieser Anblick? Allerdings: Samenspuren des Täters waren an keinem Tatort nachgewiesen worden. Das musste nichts bedeuten, denn es gab Triebtäter, die impotent waren und ihren Kick anders auslebten. Auch die Benutzung eines Kondoms war

Weitere Kostenlose Bücher