Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
einen an der Marmel. Wahrscheinlich hörte sie selbst Stimmen.
    Marc Weitz bog auf den Parkplatz des Schauspielhauses ein. Das würde zu Binkel passen. Seine ganze Mordserie als kranke Theateraufführung. Außerdem wurde hier der aufgehängte Nicolai gefunden.
    »Kennen Sie sich hier aus?«, fragte Weitz einen jungen Mann, der hinter seiner Glasscheibe saß und den Blick nur langsam vom Schirm seines Fernsehers löste.
    »Nee, ich bin hier das Phantom des Theaters und erschrecke die Besucher.«
    »Hör zu, Phantom, ich werde dir gleich mal deine Tür eintreten.«
    »Welche Vorstellung?«, fragte der Mann und hob die Hände über seine Tastatur.
    »Lass stecken«, sagte Weitz. »Es gab da einen Zeitungsbericht über die Restaurierung der Engel im Theaterraum.«
    »Sie meinen die Putten?«
    »Was ist der Unterschied?«
    »Soweit ich weiß, sind Putten männlich. Knabenengel halt.«
    »Scheißegal. Hauptsache, sie haben Flügel«, sagte Weitz. »Sie haben doch Flügel?«
    »Klar, und meistens ein Musikinstrument in der Hand.«
    »Wo stehen die Dinger?«
    »In den Vorräumen, im Zuschauerraum, auf den Wandgemälden. Wir haben eine ganze Menge davon.«
    »Und gibt es auch Leute, die das abmalen?«
    »Kann schon sein.«
    Weitz streckte seinen Kopf vor.
    »Und? Ist dir da jemand aufgefallen? Jemand, der öfter kam? Mit Skizzenblock oder so?«
    »Kann mich nicht erinnern, soll ich mal in der Dramaturgie anrufen?«
    »Mach das«, sagte Weitz.
    Ja, das wäre ein riesiger Glückstreffer gewesen, doch jetzt aufgeben kam nicht in Frage. Binkel malte Engel ab, fliegende, verstümmelte, blutende … was lag da näher, als sich gerade jetzt unter den vermeintlichen Schutz der geflügelten Wesen zu begeben?
    Denk nach, Weitz, denk nach. Wo sonst waren Engelsdarstellungen gehäuft anzutreffen?
    »Da weiß niemand was von einem Maler. Auch die Restaurateure fotografieren eher, als dass sie abmalen. War’s das?«
    »Das war’s«, sagte Weitz. »Und halt mal deinen Glaskäfig sauber.«
    Weitz zeigte auf die zusammengeknüllte Tüte eines Schnellrestaurants, die neben einer alten Zeitung auf dem Boden der Kabine lag.
    »Was soll das alles?«, protestierte der Mann hinter der Scheibe.
    »Wo geht jemand hin, der Engel abmalen will?«, fragte Weitz. »Na, eine Ahnung?«
    »Ich würde ins Museum gehen.«
    »Museum? Gemälde …«
    »Oder ins Museum für Kunst und Gewerbe, da gibt es jede Menge Ausstellungsstücke zur christlichen Kunst.«
    »Nicht schlecht«, sagte Weitz. »Ein Mann mit Ideen.«
    Ein paar Minuten später betrat er das Museum für Kunst und Gewerbe. An der Kasse hielt er seinen Ausweis in die Höhe und ging dann durch die Absperrung.
    Selbst Tannen war ja in einem Museum auf seine Idee mit dem Versteck der Unterlagen von Tanja Binkel gekommen. War es möglich, dass ihr Bruder sich hier herumdrückte, um seine krankhaften Fantasien aufs Papier zu bringen?
    In den Vitrinen standen Altäre und Christusfiguren, daneben Weihegefäße und Mariendarstellungen. Und mittendrin geschnitzte oder aus Silber oder Bronze gegossene Engel, die mit einem verklärten Gesichtsausdruck zum Himmel sahen.
    An einer Wand im ersten Stock entdeckte er das Schild mit dem Hinweis auf den Museumspädagogischen Dienst. Er öffnete die Tür, ohne zu klopfen. Im Vorraum stand eine Frau mit einer Hochfrisur und fragte, wie sie helfen könne.
    Weitz zog das Foto von Binkel aus der Tasche, das man vor einigen Jahren von ihm gemacht hatte.
    »Kennen Sie den?«
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Gibt es hier Leute, die Figuren oder Bilder abmalen?«
    »Sicher«, sagte die Frau. »Aber die melden sich eigentlich immer an, besonders dann, wenn sie eine Staffelei aufstellen.«
    »Und an einen Typen mit so einem Gesicht können Sie sich nicht erinnern? Es ist wirklich wichtig.«
    Sie betrachtete noch einmal das Foto und sagte: »Nein, tut mir leid. Aber ich kann auch nicht ausschließen, dass er hier gearbeitet hat.«
    »So, Arbeit nennt man das.«
    Weitz nickte kurz und verließ das Büro. Er stieg die Treppen hinauf und gelangte in einen Saal mit Einrichtungsgegenständen aus den 1970er Jahren.
    Vielleicht sollte er mal seinen Dachboden entrümpeln und den Mist diesem tollen Museum vor die Tür kippen. Die würden sich bestimmt freuen.
    »Send me an Angel«, dachte er. »Send me …«
    Er zog sein Handy heraus und tippte »Wo in Hamburg gibt es Engel?« hinein. Sollte sich doch mal das Genie darum kümmern. Schließlich konnte dieser Typ, der ihn als Partner

Weitere Kostenlose Bücher