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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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schuldbewusst auf seine Schuhspitzen.
    »Ich weiß, ich hätte noch mehr Details herausarbeiten können, aber der Zeuge …«
    »Ja?«
    »Er war unglaublich nervös, hat mich ständig korrigiert. Erst waren die Augen richtig, dann sollten sie doch ein wenig geschlitzt sein, dann war es perfekt, und eine Minute später … Wenn Sie mich fragen, hat der den Mann gar nicht richtig gesehen, oder er konnte sich nicht erinnern. Ich hab’ das schon ausgesagt.«
    »Nervös?«
    »Unbedingt.«
    »Nicht ganz verwunderlich, wenn man die Einzelheiten dieses Mordfalls in der Zeitung gelesen hat. Ist Ihnen denn noch etwas eingefallen? Also der Mann kam in Ihr Büro …«
    »… mit einem Kollegen vom Empfang. Stand unschlüssig im Zimmer, und ich hab’ ihm dann gesagt, er soll damit anfangen, was ihm gerade so einfällt.«
    »Sie benutzen kein Computerprogramm, um die Phantomzeichnung zu erstellen?«, fragte Hensen.
    »Zeichnungen sind plastischer«, sagte Stevens. »Außerdem kann man sich langsam vorarbeiten. Ist meine Technik, die Leute erinnern sich entspannter, wenn man so ruhig vor sich hinkritzelt.«
    Tannen sah kurz vom Bildschirm auf. Das war es nun, warum sie nach Berlin gefahren waren: ein Zeuge, der einen Zeugen beschreibt.
    »Da war einfach nicht mehr herauszuholen«, sagte Stevens, der unruhig auf seinem Stuhl hin- und herrutschte. »Glauben Sie mir. Der Mann schien Angst zu haben. Ich hatte den Eindruck …«
    »Ja?«, fragte Hensen.
    »Na ja, als hätte er den Täter schon mal gesehen. Sie wissen, so eine vage Erinnerung, bei der man sich an Gesichtszüge erinnert und sich dann sagt, nein, um Himmels willen, das kann nicht sein.«
    »Sie meinen, er ist ihm vor vielen Jahren schon mal begegnet?«
    »Möglich.«
    »Vielleicht, als der Zeuge ein Kind war?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Nur so ein Gefühl.«
    Plötzlich steckte Kommissar Arlandt seinen Kopf zur Tür herein und meinte: »Sie wissen nicht vielleicht, warum wir seit einer Woche ständig Störungen mit unserem Computersystem haben?«
    Tannen und Hensen sahen sich gleichzeitig an. Sienhaupt!
    »Wir? Wie sollte das gehen?«, sagte Hensen. »Wer knackt schon einen Polizeicomputer?«
    »Sie haben da doch so einen Computerfreak in Ihrem Team.«
    »Sie meinen Sienhaupt. Der Mann ist schlau, verflucht schlau, aber in den Berliner Polizeicomputer einbrechen, nein. Da sind Sie doch sicher bestens abgesichert.«
    Arlandt ließ nicht locker.
    »Drei Mal ist unser gesamtes System zusammengebrochen, um sich dann wie von Zauberhand wieder hochzuladen.«
    Arlandt sah Hensen und Tannen misstrauisch an.
    »Keine Ahnung«, sagte Hensen.
    Arlandts Kopf verschwand, und der Polizeizeichner sagte: »Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.«
    »Eins noch«, sagte Hensen, »Könnten Sie aus dem Gedächtnis diesen Zeugen zeichnen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Stevens. »In meinem Job kann man mit der Zeit die Gesichter abrufen. Zumindest die Leute, mit denen man zu tun hatte.«
    Hensen bedankte sich, und als Stevens gegangen war, blickte er achselzuckend zu Tannen.
    »Vage, alles verflucht vage.«
    In diesem Augenblick betrat ein Uniformierter den Raum. Der Mann war Mitte 30, und in seinem kantigen Gesicht wuchs ein Dreitagebart.
    Mit flackerndem Blick sah er sich im Büro um, konnte aber nicht entscheiden, an wen er sich nun wenden sollte. Das Hemd war perfekt gebügelt und seine Uniformjacke zugeknöpft. Obwohl der Mann bestimmt vier Meter entfernt war, fielen Tannen sofort die frisch polierten Schuhe auf.
    »Kommissar Arlandt schickt mich«, sagte er unschlüssig.
    »Ja, und?«, fragte Hensen.
    »Ich bin der Beamte, der den Zeugen Hans Innach zur Fahndung gebracht hat.«
    »Sie sitzen im Empfang?«
    »Nur einmal in der Woche.«
    »Na, dann lassen Sie uns mal runtergehen.«
    Hensen nickte Tannen zu und verließ mit dem Polizisten das Büro.
    Tannen gab den Namen Tanja Binkel ein und fand Hinweise auf fünf Verfahren wegen Kindesmissbrauchs in evangelischen und katholischen Kinderheimen. Allem Anschein nach hatte sie darüber hinaus zwei Selbsthilfegruppen betreut. Tannen tippte das Aktenzeichen eines Vorgangs ein. »File unbekannt«, verkündete der Computer. Er versuchte es beim nächsten Aktenzeichen. Wieder stieß er ins Leere.
    Tannen notierte sich die Namen und Adressen zweier Sprecher von Opferverbänden. Die vorhandenen Untersuchungsakten zweier Missbrauchsanzeigen kopierte er auf seinen USB-Stick. Nach den Vermerken waren zwei Verfahren wegen

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