Blutengel: Thriller
hättest du gern eine Hundestaffel …«
»Du bist einverstanden?«
»Eine Hundestaffel auf dem Friedhof! Was fängst du mit den Knochen an, die sie dort ausbuddeln? Weitz, du bist ein Spinner. Ist sonst noch was? Vielleicht ein paar Hubschrauber? Oder Kampfbomber mit Wärmebildkameras?«
Fluchend trennte Marc Weitz das Gespräch.
Typisch Tannen! Der gönnte ihm den Erfolg einfach nicht. War eifersüchtig auf seinen Riecher. Konnte sich nicht durchsetzen, der Mann. Nicht mal bei seiner Freundin. Und jetzt wühlte er bei den ach so armen Opfern herum, die ihr ganzes Leben mit in den Boden gerammten Mundwinkeln verbrachten, weil sie früher mal ein wenig Dresche bekommen hatten.
Er fuhr an einem Schild vorbei, das die Öffnungszeiten des Friedhofsmuseums verkündete. Die Leute hatten zu viel Zeit. Sahen sich lieber die bei den Einäscherungen übrig gebliebenen Hüftknochen und geschmolzenen Herzschrittmacher an, als etwas Vernünftiges zu unternehmen.
Weitz fuhr die Hauptstraße entlang und bog dann links ab, um das Außengelände zu sondieren.
Sollte sich Binkel tatsächlich auf dem Friedhofsgelände befinden, dann musste er zumindest ab und zu herauskommen, um sich zu verpflegen.
An allen anderen Ein- und Ausgängen des Friedhofs gab es allenfalls Wohnhäuser oder Spielplätze. Nur gegenüber dem Hauptausgang gab es neben den üblichen Cafés, die an Friedhöfen klebten wie Fliegen an Kuhscheiße, auch einen Imbiss und einen kleinen Lebensmitteldiscounter.
Nein, es konnte nicht schaden, hier ein wenig zu warten.
Weitz parkte den Wagen gegenüber vom Haupteingang direkt vor einem Steinmetzbetrieb. Er kurbelte das Fenster herunter und ließ frische Luft in den Wagen. Abgesehen vom Lärm der Hauptverkehrsstraße direkt neben ihm war es fast idyllisch. Ein Jammer nur, dass er auf keinen Fall die Augen schließen durfte.
Er suchte einen Radiosender und kippte die Lehne zurück. Anschließend ging er noch einmal durch, an welchen Orten sich Binkel verborgen halten konnte. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Er rechnete sicher damit, dass der Flughafen und der Hauptbahnhof überwacht würden. Nach seinen Ermittlungen hatte der Mann keinen Führerschein, eine Flucht mit dem Auto war also unwahrscheinlich. Nein, der Friedhof passte zu ihm. Er musste hier Tage verbracht haben, um seine Bilder zu malen.
Nach zwei Stunden nickte Weitz kurz ein, zwang sich aber, die Augen zu öffnen. Er stieg aus dem Wagen und ging einige Schritte an den Grabmalen des Steinmetzbetriebs entlang.
Ein Mann mit einer Schleifmaschine in der Hand und einer Atemmaske, die ihm um den Hals baumelte, blickte ihn misstrauisch an.
»Was ist?«, sagte Weitz in seine Richtung. Der Mann verschwand in einem Schuppen.
Sein Handy klingelte. Ein Anruf aus dem Präsidium. Nein, er hatte keine Lust, sich jetzt hier wieder abziehen zu lassen. Nicht jetzt. Weitz wies den Anruf ab und sah auf die Uhr. Außerdem hatte er längst Feierabend. Niemand konnte verlangen, dass er rund um die Uhr zur Verfügung stand. Schon gar nicht, wenn er an die beschissene Bezahlung dachte.
Gerade als er die Tür seines Wagens öffnete, sah er ihn. Jens Binkel trug eine schwarze Militärjacke und eine dunkelgrüne Cargohose. Von der rechten Hand baumelte eine Plastiktüte herunter.
Er hatte es ja gewusst! Dieser Irre konnte sich nur hier versteckt halten. Seltsam nur, dass er nicht gesehen hatte, wie der in den Discounter gegangen war.
Weitz wartete, bis der Verkehr ihm eine Lücke ließ. Dann lief er zum Haupteingang. Binkel vor ihm fühlte sich sicher. Er drehte sich nicht mal um. War das eine Finte? Wollte er ihn in eine Falle locken? Jemand, der sich verborgen hielt und auf dem Weg zu seinem Versteck war, sah sich doch um!
Weitz blieb stehen, tastete nach seiner Waffe und beschleunigte dann seine Schritte.
26.
»Was wollen Sie von mir? Was?«, schrie Clemens Carolus. Dem Geräusch nach musste es sich um eine Metalltür handeln, die der Mann vorhin geschlossen hatte. Gab es eine Möglichkeit, dass er ihn hörte? Ihm zusah?
Wie lange lag er schon auf dieser Sonnenbank? Die Schnüre, mit denen er darauf festgebunden war, bestanden aus Baumwolle. Keine Chance, dass sie durchbrennen würden.
Seltsamerweise spürte er immer noch die Feuchtigkeit, in der er lag. Sein Schweiß, oder war es schon Blut? Jemand da draußen musste diesen gleißenden Lichtschein doch sehen. Oder befand er sich in einem Keller?
Er hielt die Augen geschlossen, doch selbst dann sprühten Funken
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