Blutengel: Thriller
willen ist das?«
Sienhaupts Gesicht zerfloss in einem glücklichen Strahlen.
»Schau…feln und Spa…ten«, sagte er.
Mangold umkreiste den ersten Kartonturm und sah, was der Savant mit »Schaufeln und Spaten« meinte. Mindestens vier neue Flachbildschirme hatte er bereits angeschlossen und so angeordnet, dass sie eine Art Cockpit ergaben. Unter und neben dem Tisch stapelten sich Computer, Server, Platinen, blinkende Metallkästen, in denen sich den Schaltern nach elektronische Bauteile befinden mussten. Auf dem Boden schlängelten sich zahlreiche Kabel, die an Knotenpunkten durch blinkende Weichen verbunden waren. Unzählige Päckchen hatte er noch gar nicht ausgepackt.
Elke Sienhaupt trat auf ihn zu.
»Was soll das?«, fragte Mangold. »Wer hat das genehmigt?«
»Ich glaube, Peter ordnet sein Verhältnis zur Außenwelt neu«, antwortete sie. »Das ist was Großartiges.«
Gerade schraubte Sienhaupt eine Kamera auf ein Stativ, setzte sich dann auf seinen roten Knautschsessel und betrachtete begeistert sein Gesicht.
»Aber wie …«
»Oh, er hat das alles selbst bezahlt«, sagte Ellen Sienhaupt.
»Und das Geld? Woher hat er das?«, fragte Mangold.
»Das verrät er mir nicht, es ist immer genug auf unserem Konto.«
»Sie meinen, er …«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte sie.
»Hören Sie, wenn aus dem Polizeipräsidium heraus illegale Hackerattacken …«
Sienhaupt sah Mangold missbilligend an. Dann wühlte er auf seinem Schreibtisch und warf ein dickleibiges Buch auf einen Pappkarton.
Mangold las den Titel: »Das A und O der Börse.« Untertitel: »Für Einsteiger und Fortgeschrittene.«
»Er spekuliert an der Börse?«, sagte Mangold.
Viktor Riehm trat grinsend auf ihn zu.
»Schön, was?«
»Verkraften das überhaupt unsere Server? Unsere Leitungen?«
»Er benutzt eine modifizierte WLAN -Anbindung, das heißt, er hat mehrere zusammengeschaltet und gebündelt.«
»Hast du schon mal gesehen, dass er mit Aktien handelt?«, fragte Mangold.
»Hauptsächlich Optionsscheine … außerdem handelt er nicht. Er lässt handeln.«
»Und was soll das wieder heißen?«
»Da agiert ein Programm, das er unregelmäßig anpasst. Das kauft und verkauft automatisch. Irgendwo muss ein Ausdruck herumliegen, da hatte er Tausende von Papieren in seinem Portfolio. Über die ganze Erde verteilt, um die Schwankungen im Wechselverhältnis der internationalen Währungen auszugleichen.«
»Das steht in dem Ausdruck?«
»Die Videokamera«, flüsterte Riehm. »Ich hab’ gesehen, dass das Programm sich bei größeren Transaktionen selbstständig meldet und er Entscheidungen treffen muss. Er hat übrigens eine Vorliebe für Technologiewerte, aber ich glaube, der weiß immer schon vorher, was andere gleich kaufen oder verkaufen.«
»Du meinst, er zapft andere Rechner an und verfolgt die Entscheidungsfindung vor größeren Käufen und Verkäufen?«
»Frag mich nicht«, sagte Riehm. »Es geht meistens nur um Centverschiebungen pro Aktie, aber wenn man Millionen davon hält …«
»Und die Börsenaufsicht hat sich noch nicht gemeldet?«
»Nö«, meinte Riehm. »Da würden bei uns die Telefone heiß laufen.«
»Und warum das?«
»Er handelt in New York, Tokio, Singapur, Moskau und auf dem chinesischen und indischen Aktienmarkt. Und manchmal, o Wunder, wickelt er oder das Programm auch Handelsumsätze mit Frankfurt ab. Du hättest also praktischerweise gleich mit mehreren Börsenaufsichten zu tun.«
»Auf wen müssen wir uns hier einstellen?«, sagte Mangold. »Wer klopft zuerst an unsere Tür? Der amerikanische Geheimdienst, die Steuerfahndung oder die Börsenaufsicht?«
»Peter macht sicherlich nichts Illegales«, sagte seine Schwester. »Na ja, jedenfalls nicht mit Absicht.«
Mangold stöhnte auf und ging zu seinem Schreibtisch.
»Wirch anrufen«, stand auf einem Zettel, der auf seinem Notebook lag.
Klar, schließlich hatte er ihn gestern gleich per Mail darüber informiert, dass sein Bekannter Carolus früher in einem Heim unterrichtet hatte. Die Mail von Tannen, die darauf hindeutete, dass er von der ermordeten Tanja Binkel ins Visier genommen worden war, hatte er zunächst zurückgehalten. Ebenso wie die Beschuldigungen, die gegen ihn erhoben wurden.
Warum hatte dieser Mann eigentlich einen neuen Namen? Da musste es doch Vermerke, Hinweise bei den Einwohnermeldeämtern oder bei den Passbehörden geben!
Mangold wählte Wirchs Nummer.
»Mangold, sind Sie das?«
»Es geht um Carolus alias Arnfried
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