Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
Vom Netzwerk:
Leas Mienenspiel. In ihren Augen sah er Stolz aufblitzen. Gut, dachte er, das könnte helfen. Er fuhr fort:
    »Wir glauben jetzt zu wissen, wie sie ihre Geschäfte im Kongo abwickeln. Dieser russische Pilot, der dich aus dem Rebellencamp geflogen hat – Dimitri Beratov –, spielt dabei eine wichtige Rolle. Übrigens stammt der Zettel, den du in dem Lagerhaus gefunden hast, von ihm. Eine Bestellliste für Waffen. Es sieht so aus, als ob Beratov nicht nur das Coltan aus dem Dschungel nach Bukavu transportiert, sondern auch Beziehungen für Avomex zur russischen Waffenmafia geknüpft hat.«
    Er machte eine kurze Pause, damit Lea Zeit hatte, die Informationen zu verdauen.
    »Ein russischer Waffenschieber liefert über verschlungene Wege regelmäßig Waffen nach Ruanda, Avomex bezahlt einen Teil des illegalen Coltans aus dem Kongo damit. Das ist vermutlich das Herzstück des Deals. So kommt Crocodile an die Waffen, die er so dringend braucht, und Messner an das billige Coltan. Und nachdem die Demokratische Republik Kongo mit einem Waffenembargo …«
    Leas Augen waren groß wie Teller.
    »Stopp! Das heißt, die Waffen, die ich in der Lagerhalle gesehen habe, wurden an Crocodile geliefert?«
    »Sehr wahrscheinlich. Ein unglaublicher Glücksfall, dass du das alles beobachtet hast. Die Waffen, die Kiste mit den kyrillischen Schriftzeichen, all das.«
    Er machte eine kurze Pause.
    »Wir glauben, dass sie die Waffen unter dem anderen Zeug verstecken und sie mit den LKWs vorbei an bestechlichen Grenzposten in den Kongo geschafft werden.«
    Leas Gesicht zuckte, sie war blass, fast durchsichtig.
    »Ich habe also Spenden von einem Waffenschieber angenommen? Von einem Verbrecher, der gezielt die Konflikte im Kongo am Laufen hält, um an billiges Coltan zu kommen? Oh mein Gott!«
    Sie senkte die Augen und griff nach ihrer Tasse. McAllister sah, dass ihre Hände zitterten.
    »Alles okay?«, fragte er besorgt. Sie nippte an der Schokolade und starrte auf ihre Schuhe.
    »Ich kann das nicht glauben«, flüsterte sie.
    »Mach dir keine Vorwürfe. Du konntest das nicht wissen.«
    McAllister sah sie voller Mitgefühl an, doch in Wirklichkeit rotierten seine Gedanken um das heiße Eisen, das er gleich anfassen musste. Vorausgesetzt, der Mut verließ ihn nicht. Er griff nach ihrer Hand und umschloss sie mit seinen Fingern. Zart strich er ihr über den Handrücken, liebkoste ihr Handgelenk. Er sah in ihr Gesicht. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. Sie schien ihm in diesem Moment schöner denn je. Los jetzt, du elender Feigling!, trieb ihn die Stimme in seinem Kopf unbarmherzig an. Er gab sich einen Ruck.
    »Lea …«, sagte er mit leiser Stimme und umfasste ihre Hand noch fester.
    »Lea, ich weiß, du machst gerade eine schwere Zeit durch.«
    Zärtlich erwiderte sie den Druck seiner Hände.
    »Aber da gibt es noch etwas, worüber ich mit dir sprechen muss.«
    Er spürte, wie sich ihre Finger lockerten, bereit, sich jederzeit von ihm zu befreien. In ihre Augen schlich sich ein skeptischer Ausdruck.
    »Erinnerst du dich an Aletheia?«
    McAllister rutschte unruhig auf seinem Plüschsessel hin und her.
    »Ich hab dir auf deine eMail damals geantwortet, dass ich nichts über sie wüsste, erinnerst du dich?«
    Ein Nicken.
    »Das war gelogen.«
    Ihre Anspannung löste sich in Lachen auf.
    »Das ist alles? Vergiss es einfach, okay?«
    »Leider ist das noch nicht alles. Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht. Über mich und meine Gefühle für dich, über die Zukunft und …«
    McAllister hatte das Gefühl, einen Marathon zu laufen. Untrainiert. Er setzte wieder an:
    »Du bist mir wichtig, deshalb will ich reinen Tisch machen.«
    Das kam so sensibel wie ein Kinnhaken. McAllister fragte sich, wo seine umfangreich trainierten Fähigkeiten in Sachen Gesprächsführung abgeblieben waren. Augen zu und durch, raunte seine innere Stimme. Noch bevor sein Gehirn die Situation kontrollieren konnte, hatte er die drei Wörter ausgespuckt:
    »Ich bin Aletheia.«
     
    Leas Kopf arbeitete sehr langsam, als ob ihr ein paar Tropfen Kleber ins Gehirn gefallen wären. Sie sah, wie ein Mädchen am Nachbartisch einen Handspiegel aufklappte und sich die Lippen nachzog. Ein Mann starrte nachdenklich auf den Bildschirm seines Laptops. Ein kleines Kind zog einen Dackel an der Leine durch das Café. Ein Handy klingelte.
    »Lea …«
    McAllisters Stimme erreichte sie aus der Ferne. Sie entzog ihm ihre Hände und versteckte sie in den Ärmeln ihres Pullovers. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher