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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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frühstücken wollte, bevor Femi sie abholte. Sie ging ins Badezimmer und drehte die Dusche auf. Das Wasser kämpfte sich hörbar durch die Rohre hoch in den zweiten Stock. Sie schlüpfte in die Kabine und seifte sich ein, wobei sie penibel darauf achtete, kein Wasser in den Mund zu bekommen.
    Der Frühstücksraum war gut gefüllt. Am hinteren Ende des langgestreckten Saals saß eine größere Gruppe Touristen, die aufgeregt diskutierten. Fast alle steckten in Khakis und sahen aus wie Indiana Jones. An der Fensterfront gegenüber erspähte sie einen freien Tisch. Im Gegensatz zu ihrem Zimmer war der Blick von hier aus überwältigend. Der Kivu-See schmiegte sich direkt an das Hotel. Die nahen Ufer schimmerten grün in der Morgensonne und umrahmten die alten Kolonialvillen, Holzbarken schaukelten gemächlich über das ruhige Wasser. Ein Junge in einer viel zu großen Kellnerjacke kam an ihren Tisch und redete in schnellem Französisch auf sie ein. Die einzigen Wörter, die Lea verstand, waren Café und Thé.
    Sie entschied sich für Kaffee und holte sich einen großen Teller mit frischen Früchten vom Buffet. Genüsslich sog sie den Duft von Ananas, Mango und Papaya ein. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen. Bisher hatte sie ihr großes Abenteuer gut gemeistert. Mit einem geübten Handgriff wischte sie Messer und Gabel mit der Papierserviette ab und machte sich über die gelb-orange Komposition auf ihrem Teller her. Der Junge kam wieder an ihren Tisch und stellte wie zufällig eine Thermoskanne ab. Lea freute sich auf ihren ersten Kaffee. Zu ihrer Überraschung war nur heißes Wasser in der Kanne. Verzweifelt versuchte sie, Augenkontakt mit dem Kellner herzustellen, doch die große Touristengruppe hatte ihn in Beschlag genommen.
    »Das erste Mal hier?«
    Der ältere Herr am Nebentisch lächelte sie freundlich an. »Ja. Und offensichtlich hat meine Kaffeebestellung nicht besonders gut funktioniert«, antwortete sie und schwenkte die Thermoskanne.
    »Mit Ihrer Bestellung ist alles in Ordnung. Zu Ihrem heißen Wasser gibt es in der Schale Tütchen mit Instant-Kaffee. Star Brand, aus Uganda.«
    »Klingt ja sehr verlockend!«
    »Und schmeckt genau so, wie er klingt.«
    Sie lachten beide. Lea zog die ovale Schale näher zu sich und fand darin Kaffee, Milchpulver und Zucker. Als sich die drei Zutaten im heißen Wasser zu einer graubraunen Brühe auflösten, war ihr die Lust auf Kaffee vergangen. Aber sie musste noch ihre Kopfschmerz-Tablette hinunterspülen und das konnte sie genauso mit diesem Gebräu. Immerhin war es Koffein, außerdem das Wasser abgekocht. Als sie aus dem Hotel kam, sah sie schon Femis Landrover in der Auffahrt stehen. Schmutzig und gesprenkelt von unzähligen Rostflecken, gab er ein trauriges Bild ab. Daran änderte auch das bunte Logo der Wildlife Protection Society nichts. Femi schälte sich aus dem Fahrersitz und hob die Hand lässig zum Gruß. Wie auch schon am Flughafen war Lea für Sekunden völlig von seiner physischen Präsenz gefangen genommen. Es war nicht allein seine Körpergröße, sondern auch die Art, wie er sich bewegte. Geschmeidig wie ein Raubtier kam er auf sie zu.
    »Gut geschlafen?«, fragte er sie.
    »Geht so.«
    Femi grinste und hielt ihr die Beifahrertür auf.
    »Der Kaffee im Hotel ist ein Albtraum!«
    »Star Brand?«
    »Woher weißt du das?«
»Ist Standard. Willst du einen genießbaren Kaffee?«
    »Du weißt wirklich, wie man sich Freunde macht!«
    »Im Bestechen sind wir Kongolesen eben unschlagbar.«
    Lea war der sarkastische Unterton nicht entgangen. Sie musterte sein ernstes Gesicht von der Seite.
    »Und was willst du dafür?«
    Sie schlug einen scherzhaften Ton an.
    »Zwei zusätzliche Ranger, damit Omari nach der Geschichte mit Malike endlich wieder auf Patrouille kann. Die Männer müssen raus in den Dschungel!«
    »Ich weiß, dass dir das unter den Nägeln brennt, aber trotzdem sollten wir solche Themen besser in unserem Meeting besprechen.«
    Schweigend fuhren sie aus der üppig bepflanzten Auffahrt des Hotels. Schon nach kurzer Zeit begann die Straße anzusteigen. Die Stadt Bukavu war außerhalb ihres Hotels eine einzige Baustelle – überall Stapel mit Ziegeln, wacklige Holzgerüste und schwitzende Männer, die auf ihren Köpfen Zementsäcke schleppten. Auf großzügigen Grundstücken prunkten Rohbauten für zwei- und dreistöckige Villen mit Luxusblick.
    »Nur damit du keinen falschen Eindruck bekommst. Das hier ist das Bukavu der Reichen.«
    Femi machte

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