Bluterde
lebend rauszukommen!«, brüllte McAllister. Mit eingezogenen Köpfen hasteten sie den Weg entlang, ohne die Bäume und Sträucher um sich herum aus den Augen zu lassen. Niemand kam ihnen in die Quere. Als sie schon fast bei der Stellung der Polizisten angekommen waren, riss McAllister plötzlich seine Waffe hoch, zielte kurz und schoss. Hundertfünfzig Meter vor ihnen, unmittelbar am Waldrand, kippte ein Mann in Tarnjacke wie Fallobst von einem Baum. Die Männer glotzten den Interpol-Mann verdattert an.
»Runter!«
McAllister schrie aus Leibeskräften und den Bruchteil einer Sekunde später pfiffen ihnen die Projektile um die Ohren.
»Tja, jetzt wissen die da drüben auch, dass wir hier sind.«
Die letzten Meter zur Stellung der Polizisten legten sie kriechend zurück.
»Ihr sichert nach hinten. Crocodile schickt bestimmt noch mehr Männer«, wies McAllister Femi an.
Aber Omari und Joseph lagen bereits hinter einem Baumstamm auf der Lauer, den Weg im Visier. McAllister war in diesem Moment extrem dankbar dafür, dass Femi und seine Männer offensichtlich eine gute paramilitärische Ausbildung genossen hatten.
»Deine Männer sind wirklich gut!«
Femi verzog seine Lippen zu einem schmalen Grinsen und verschwand hinter einem der Urwaldriesen. McAllister schaute sich um. Seiner Einschätzung nach hatten sie vier bis fünf Polizisten verloren. Es hätte viel schlimmer kommen können. Seine Augen suchten den Scharfschützen. Er entdeckte ihn weiter vorne, direkt beim Leutnant. Vorsichtig bewegte er sich in seine Richtung und ließ sich neben ihn auf den Boden fallen.
»Gib mir den Feldstecher.«
Der Scharfschütze sah McAllister irritiert an und reichte ihm das Fernglas. Der Interpol-Mann stützte sich auf seine Ellenbogen und suchte konzentriert den Waldrand ab, dort, wo er den Rebellen erwischt hatte.
»Elf Uhr! Reflexion knapp über dem Boden. Vermutlich eine verspiegelte Sonnenbrille.«
Der Scharfschütze blickte durch sein Objektiv, bis er das Zielobjekt erfasst hatte, und justierte das Gewehr. Der Knall war so laut, dass McAllister auf dem linken Ohr noch minutenlang ein helles Pfeifen hörte. Er klopfte dem Scharfschützen auf die Schulter und gab ihm den Feldstecher zurück. Der Beschuss war in der letzten halben Stunde dünner geworden. McAllister schloss daraus, dass sie den Rebellen empfindliche Verluste zugefügt hatten. Wenn sie hier wegwollten, war das jetzt ihre Chance, bevor die Verstärkung mit Raketenwerfern aus dem Camp anrückte. Er blickte nach oben und sah den Puma in einiger Entfernung kreisen. Auf den Knien kroch er zum Leutnant.
»Lassen Sie den Puma landen. Möglichst nahe an unserer Stellung. Wir versuchen einen Ausbruch.«
Der Polizeileutnant nickte und instruierte seinen Funker. McAllister informierte Femi und sein Team.
»Sie werden uns mit den Raketenwerfern runterholen, noch bevor wir über den Baumwipfeln sind«, motzte Joseph.
»Wenn sie Raketenwerfer hier in Stellung hätten, würde keiner von uns mehr lebend hier sitzen«, parierte McAllister. Dann drehte er sich zu Femi um.
»Ihr geht mit der ersten Gruppe, wir geben euch Deckung.«
Er zeigte auf die Polizisten, die Stellung bezogen hatten und bereit waren, loszusprinten. Femi und seine Männer positionierten sich neben den Polizisten und beobachteten, wie sich der Transporthubschrauber unter lautem Getöse dem Landeplatz entgegensenkte. Je näher der Puma kam, umso heftiger nahmen die Rebellen ihre Stellung unter Beschuss. Zweige und Blätter wirbelten um sie herum. McAllister rief Femi etwas zu, aber seine Worte gingen im tosenden Lärm unter. Der Primatologe spürte, wie sein Puls nach oben schoss, jeder Muskel in seinem Körper sich spannte.
»Du bleibst dicht bei mir!«, brüllte er Adolphe ins Ohr. Auf ein Zeichen des Leutnants eröffneten die Polizisten das Feuer. Maschinenpistolensalven siebten durch das Unterholz auf der anderen Seite des Landeplatzes, dort, wo sie den Gegner vermuteten. Im Schutz des Kugelhagels rannte Femi mit den anderen los. Der Puma schwebte mittlerweile knapp über dem Boden. Es waren keine hundert Meter bis zu der geöffneten Tür, aber nie zuvor war Femi eine Strecke so lang vorgekommen. Die Rotorblätter wirbelten Dreck auf, rechts und links von ihm schlugen Projektile im Sekundentakt ein. Er hörte einen Schrei und drehte sich um. Adolphes Augen waren weit aufgerissen und blickten Femi ungläubig an. Sein Körper schlug hart auf dem Boden auf.
»Neeein!«
Femi hechtete zurück
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