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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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Handbewegung schüttete Femi ihm Wasser ins Gesicht. Adolphes Kopf schoss nach oben, er schnappte nach Luft.
    »Also noch mal: Wie meinst du das?«
    Femis Stimme klang monoton, jegliches Mitgefühl war daraus verschwunden.
    Adolphe schnappte nach Luft. Wie paralysiert starrte er seinen Chef an, Wasser perlte von seinem Gesicht. Femi beugte sich nach vorne und brachte sein Gesicht bedrohlich nah an das von Adolphe.
    »Los! Rede!«
    Er richtete sich ein wenig auf. Tränen strömten aus seinen Augen, flossen ihm seitwärts über das Gesicht. Seine Lippen bebten. Er schluchzte:
    »Madame Lea. Sie wussten es von mir!«
    Die Ader an Femis Stirn trat jetzt überdeutlich hervor. Bevor er sich auf Adolphe stürzen konnte, umfassten ihn von hinten zwei Arme wie Schraubstöcke.
    »Lass das, das hilft uns nicht weiter!«, hörte er McAllisters Stimme an seinem Ohr. Femi saß für einen Moment stocksteif da, dann nickte er und der Interpol-Mann gab ihn frei. Femi konzentrierte sich wieder auf Adolphe.
    »Und? Weiter!«
    Der junge Mann würgte, als ob er einen Knäuel Federn im Hals hätte.
    »Ich habe angerufen, bevor ich mit ihr zu den Gorillas gefahren bin.«
    »Wen hast du angerufen?«
    Adolphe drehte den Kopf zur Seite und stöhnte leise.
    »Wen zur Hölle hast du angerufen?«
    Als Antwort kam nur ein Schluchzen. Ein neuer Weinkrampf schüttelte den schmalen Körper. Omari hatte sich näher an Adolphe herangeschoben und versuchte, ihn mit ruhiger Stimme zum Reden zu bringen.
    »Lass gut sein, Omari, ich weiß, mit wem er telefoniert hat«, murmelte Femi.
    Der Pilot rief irgendetwas aus dem Cockpit. Sie saßen alle zu weit hinten, um den genauen Wortlaut zu verstehen.
    »Wir landen gleich«, sagte McAllister, klopfte Femi auf die Schulter und bedeutete ihm, sich auf die Bank zu setzen. Gerade als Femi aufstehen wollte, krallte sich Adolphes Hand an seinem Hosenbein fest.
    »Ich glaube, sie haben Madame Lea schon aus dem Camp weggebracht«, flüsterte er so leise, dass Femi glaubte, sich verhört zu haben. Seine Hände gruben sich in Adolphes Jacke.
    »Was? Weggebracht? Wohin?«
    Er schüttelte den Ranger wie ein kaputtes Radio, aber seine Fragen gingen ins Leere. Adolphe war ohnmächtig geworden.
     
    Das Vibrieren war nichts Neues für Lea. Noch bevor sie die Augen aufschlug, wusste sie, dass man sie wieder in einen Helikopter verfrachtet hatte. War das Grund zur Freude oder zur Sorge? Sie war zu benommen, um sich darüber Gedanken zu machen. Lea spürte in sich hinein. Ihr Körper fühlte sich immer noch zerschlagen an, aber ihrem Kopf ging es etwas besser. Vorsichtig spähte sie durch ihre Wimpern. Der Preisboxer saß ihr gegenüber. Alleine. Er hatte sie also bis zum Hubschrauber getragen und sorgte jetzt dafür, dass sie an ihrem Bestimmungsort abgeliefert wurde. Wo auch immer der sein mochte. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper, sie öffnete die Augen. Irgendetwas hinter den aufgestapelten Säcken fesselte die Aufmerksamkeit des Mannes. Lea hob ihren Kopf vom Boden, um besser sehen zu können, aber seine breiten Schultern verdeckten die Sicht. Sie rollte sich auf die Seite und drückte sich hoch. Im Sitzen konnte sie sehen, womit er sich beschäftigte: In einem provisorischen Holzkäfig saß apathisch der junge Gorilla.
    Der Preisboxer hatte eine Banane in der Hand und versuchte, das Tier zu füttern. Lustlos schnüffelte der Affe an der Frucht, nahm sie in seine runzeligen Finger, um sie gleich darauf auf den Boden fallen zu lassen. Seine Augen wirkten matt, das Fell war stumpf und schmutzig. Er wird bald sterben, wenn sich niemand um ihn kümmert, dachte Lea. Sie hätte losheulen können. In diesem Moment drehte sich Francois um und starrte ihr ins Gesicht. Er knurrte etwas auf Französisch, aber Lea konnte nur mit den Schultern zucken. Mit einem Schritt war er bei ihr und machte ihr die Fesseln ab. Gebieterisch zeigte er auf den Käfig. Auf allen vieren kroch Lea hinüber und hockte sich vor den kleinen Affen. Langsam steckte sie die Hand zwischen den Stäben durch und kraulte ihm den Rücken. Misstrauisch rückte das Tier ein Stück von ihr ab. Kein Wunder, dachte sie, bei dem, was du schon alles erlebt hast. Sie wartete einen Augenblick, dann fing sie an zu brummen, so, wie Omari es ihr gezeigt hatte. Die Körperhaltung des Gorillas veränderte sich. Lea spürte, dass er sich entspannte. Langsam brachte sie ihre Hand wieder in seine Nähe. Er blieb sitzen. Ihre Finger berührten sein Fell, sie strich ihm sanft

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