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Bluterde

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Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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besprechen. Je weniger Ohren zuhören, umso sicherer ist es.«
    »Drehst du jetzt völlig durch? Du glaubst doch nicht im Ernst, dass meine Männer mit der Scheiße zu tun haben?«
    McAllisters Augenbrauen schnellten nach oben.
    »Ich weiß im Moment überhaupt nichts. Ich denke, du schuldest mir ein paar Erklärungen.«
    »Was meinst du damit?«, wollte Femi von seinem Beifahrer wissen.
    Von der Rücksitzbank kam ein Stöhnen. McAllister drehte sich um und sah Adolphe prüfend ins Gesicht.
    »Später. Jetzt bringen wir den Kerl erst mal zu einem Doc.«
    Sie verfielen in Schweigen. In Femis Kopf wirbelten Gedanken durcheinander. Sein Herz konnte nicht akzeptieren, was sein Verstand schon längst wusste. Adolphe hatte Lea ans Messer geliefert. Er hatte sie, die Organisation und die Gorillas verraten. Der schüchterne Adolphe. Wie hatte er sich in dem Jungen nur so täuschen können?
    Kurz nachdem sie die Stadtgrenze von Bukavu hinter sich gelassen hatten, sahen sie den Blauhelm-Stützpunkt in der Ferne. Langsam fuhren sie den Hochsicherheitszaun entlang, der mit seiner Stacheldrahtkrone wortlos klarmachte, dass Fremde unerwünscht waren. Dahinter reihten sich containerartige Gebäude aneinander, beschützt von weiß getünchten Wachtürmen, die wie blasse Riesen in den Himmel ragten. Immer mehr weiße UN-Fahrzeuge schwirrten auf der Straße umher und schon bald hatten sie das Haupttor erreicht. Ein Bewaffneter in Uniform und blauem Turban stoppte sie. McAllister lehnte sich über Femi und hielt seinen Interpol-Pass aus dem Fenster.
    »Ian McAllister, Interpol, und Dr. Oranghi von der ›Wildlife Protection Society‹. Ich habe bereits mit Brigade-General Chander Kapur gesprochen. Wir haben einen Verletzten.«
    Der Mann blickte misstrauisch aus seinen schwarzen Augen auf sie herab.
    »Warten Sie hier!«
    Er ging zu dem Container am Rolltor und McAllister konnte durch die offene Tür sehen, wie er telefonierte. Mit gemessenen Schritten kam er zum Landrover zurück und reichte McAllister den Ausweis. Ein Zettel steckte zwischen den Seiten.
    »Ihr Besucherausweis. Fahren Sie fünfhundert Meter weiter geradeaus und biegen Sie an dem großen Funkmast rechts ab, dann können Sie das rote Kreuz auf dem Lazarettdach schon sehen. Dr. Singh erwartet Sie dort.«
    »Danke.«
    McAllister steckte Pass und Zettel ein, das Tor bewegte sich langsam zur Seite. Femi rollte im ersten Gang über die Schwelle. Noch nie war er in einem der Monuc-Stützpunkte gewesen und er staunte über die Betriebsamkeit. Menschen liefen und fuhren kreuz und quer, es ging zu wie in einem Ameisenhaufen. Alle trugen blaue Baretts, Turbane oder Helme, je nach Herkunft und Einsatzbereich. Gemessen an den Fahrzeugen, musste der Stützpunkt einen gigantischen Fuhrpark haben. Femi erspähte den Funkmast und bog ab. Am Ende der provisorischen Straße, etwas abseits von den anderen Containergebäuden, lag deutlich gekennzeichnet das Lazarett. Dr. Singh stand bereits davor, die Hände tief in den Taschen seines weißen Kittels vergraben.
    »Sie bringen mich um meinen Feierabend!«
    Er hätte das nicht betonen müssen, die dunklen Ringe, die seine Augen umschatteten, sagten mehr als tausend Worte.
    »Tut mir leid, Dr. Singh! Aber unser Kollege braucht dringend einen guten Arzt.«
    Noch während McAllister sprach, öffnete er die hintere Türe. Adolphes Oberkörper kippte ihm entgegen, er fing ihn auf.
    »Im Vorraum steht eine Trage.«
    Der Arzt deutete zum Eingang. Femi sprintete hinüber und kam mit dem sperrigen Gestell zurück.
    »Tragen Sie ihn hier rein!«
    Dr. Singh ging vor, seine Gummischuhe quietschten auf dem Linoleumboden. In einem spartanisch ausgestatteten Untersuchungsraum setzten sie die Trage vorsichtig auf ein Gestell mit Rollen. Adolphe war immer noch nicht bei Bewusstsein. Nachdem sich der Arzt die Hände gewaschen und Handschuhe angezogen hatte, schob eine Schwester einen stählernen Container mit OP-Besteck, Tupfern und Schalen in den Raum. Geschickt zog sie dem Patienten eine Manschette über den Arm und überprüfte seinen Blutdruck. Dr. Singh hatte währenddessen den Druckverband abgenommen und inspizierte die Wunde.
    »Wann wurde er angeschossen?«
    Femi rechnete nach.
    »Vor ungefähr vier Stunden.«
    Femi registrierte, dass die Schwester Adolphe eine Infusionsnadel in eine Vene am Handrücken schob. Ihm wurde leicht übel.
    »Wie ist das passiert?«
    »Rebellen. Sie haben uns einen Hinterhalt gelegt.«
    Dr. Singhs Kopf kam ruckartig nach

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