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Bluterde

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Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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vorgehen könnten? Ich bin für jeden Vorschlag offen, der sich bis heute Nachmittag realisieren lässt.«
    Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf McAllisters Lippen ab. Femi, der seitlich von ihm stand und die beiden Männer beobachtete, war klar, dass McAllister wieder einmal bekommen würde, was er wollte. Aber zu seiner Überraschung bäumte sich Okito noch einmal auf.
    »Wir brauchen einen Durchsuchungsbefehl. Das kann dauern – falls wir ihn überhaupt bekommen.«
    McAllister schüttelte den Kopf.
    »Kein Problem, läuft unter: Gefahr in Verzug. Überlassen Sie das ruhig meinen Kollegen aus Abidjan, die werden sich darum kümmern.«
    Mit einem Schlag wurde Femi klar, dass McAllister Okitos Verzögerungstaktik vorausgesehen und mit seinem Telefonat bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen hatte. Obwohl sein Groll noch nicht verraucht war, konnte er nicht umhin, den Engländer zu bewundern.
    »Gut. Aber dieses Mal machen wir es auf meine Art. Oder gar nicht.«
    Der Polizeichef straffte seine Schultern und atmete tief ein. Femi erwartete, dass ihm jede Sekunde ein Knopf von der Uniformjacke springen würde.
    »Einverstanden«, antwortete McAllister und streckte Okito die Hand entgegen.
     
    Als sie eine Stunde später das erste Lagerhaus verließen, trug Okito eine mürrische »ich hab’s ja gleich gewusst«-Miene zur Schau. Sie hatten nichts gefunden, nicht den geringsten Hinweis, dass Lea jemals einen Fuß in das Lagerhaus gesetzt hatte. Obwohl McAllister, Femi und die beiden Polizisten, die Okito mitgebracht hatte, jeden Winkel des weitläufigen Gebäudes inspiziert hatten. Noch schlimmer, sie konnten sich überhaupt nicht vorstellen, dass sie irgendwo hätte versteckt sein können, wenn es nicht irgendwo geheime Räume gab, die sie bei ihrer Durchsuchung übersehen hatten. McAllisters Instinkt sagte ihm, dass in der baufälligen Halle nichts zu holen war.
    »Schöne Scheiße!«, fluchte Femi leise. Obwohl er McAllisters Plan anfangs für bescheuert hielt, war er jetzt enttäuscht.
    »Was jetzt?«
    »Wir nehmen uns den nächsten vor, ganz einfach.«
    McAllisters Gesichtsausdruck war während der ganzen Zeit neutral geblieben und das änderte sich auch nicht, als sie zu ihren Autos zurückgingen.
    »Unsere nächste Station ist Intermet«, ließ er Okito wissen und stieg in den Landrover.
    Zur Lagerhalle des Comptoirs gehörte ein weitläufiger Vorplatz, der von einem hohen Zaun umgeben war. Während sie durch das offene Tor fuhren, scannte McAllister aufmerksam das Firmengelände. Die Halle wirkte von außen wesentlich solider als jene, die sie gerade durchsucht hatten. Zwei LKWs standen verwaist auf dem Vorplatz, ein alter Arbeiter kam mit einer Sackkarre durch eine Seitentür, sonst war alles ruhig. Sie parkten ihre Autos direkt vor einer Treppe, die zu einem Büro im ersten Stock führte. Okito, der immer noch schlechtgelaunt war, ging voraus, McAllister folgte ihm. Femi und die beiden Polizisten blieben unten bei den Autos. Okito klopfte an die Tür, ein unfreundliches »Herein!« ertönte. Hinter einem Schreibtisch, der von Papiertürmen, Gesteinsproben in Plastiktüten und einem überquellenden Aschenbecher bevölkert wurde, thronte der Geschäftsführer der Intermet. Sein Anzug und die protzigen Goldringe an seinen Fingern ließen keine Zweifel daran aufkommen, dass er dick im Geschäft war. Als er Jean-Paul Okito sah, erhellte sich sein Gesicht.
    »Aah, der Polizeichef von Bukavu! Was verschafft mir die Ehre?«
    Er lachte breit und machte eine ausladende Bewegung, als ob er die ganze Welt umarmen wollte. Für McAllisters Geschmack war der Empfang eine Spur zu jovial.
    »Vor ein paar Tagen ist eine weiße Frau entführt worden …«
    Okito konnte den Satz nicht beenden, weil ihm der Geschäftsführer sofort ins Wort fiel.
    »Schrecklich! Dass in unserem Land immer wieder so etwas passieren muss.«
    Bedauernd schüttelte er den Kopf.
    »Aber wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Der Händler verschränkte seine Arme hinter dem Kopf, lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und schaute Okito neugierig an. McAllister würdigte er keines Blickes.
    »Wir haben einen anonymen Hinweis bekommen, dass die Frau in einer Lagerhalle in Bukavu gefangen gehalten wird. Nicht, dass wir denken, Sie hätten etwas damit zu tun, aber wir sind leider gezwungen, jedem Hinweis routinemäßig nachzugehen. Egal, wie unwahrscheinlich er ist. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.«
    McAllister wurde fast übel beim

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