Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
Vom Netzwerk:
schwebte.
    »Und jetzt raus hier!«, forderte sie Femi und McAllister mit strenger Stimme auf, ohne sie dabei anzusehen.
     
    Als sie ins Auto stiegen, klingelte McAllisters Telefon. Er ignorierte das Klingeln genauso wie Femis fragende Blicke, setzte sich auf den Beifahrersitz und massierte seinen steifen Nacken. Er musste nachdenken. Das, was der Junge gesagt hatte, veränderte die Situation völlig. Ruanda! Was zum Teufel …
    »Ian?«
    McAllisters Kopf fuhr herum.
    »Was ist?«, gab er unwirsch zurück.
    »Wohin fahren wir?«
    »Fürs Erste ins Büro.«
    Femi ließ den Motor an und steuerte auf das Tor zu.
    »Denkst du, sie haben sie schon nach Ruanda gebracht?«, fragte er mit brüchiger Stimme.
    »Keine Ahnung. Das müssen wir herausfinden. Und zwar möglichst schnell.«
    »Und wie?«
    »Herrgott noch mal, Femi, sehe ich aus wie ein Wahrsager? Ich weiß es nicht. Und wenn du nicht die Klappe hältst, kann ich auch nicht vernünftig darüber nachdenken.«
    McAllister hatte die Schnauze gestrichen voll. Crocodile war ihnen dank seines schier unendlichen Netzwerks wieder einen Schritt voraus. Und ihm blieben verdammt noch mal nur noch wenige Stunden, bevor das erste Meeting mit dem deutschen Sonderkommando anstand. Ohne belastbare Beweise, wo sie Lea hingeschafft haben könnten, konnte auch das beste Spezialkommando der Welt nichts ausrichten, egal, wie gut die Männer trainiert und ausgerüstet waren. Er musste den Operationsradius eingrenzen. Nur wie? Und vor allem ohne dass Crocodiles Informanten frühzeitig davon Wind bekamen.
    »Bekommen die Comptoirs in Bukavu gelegentlich Besuch von der Polizei?«
    Femi schielte skeptisch zu McAllister hinüber.
    »Du meinst, Razzien?«
    »So in der Art.«
    »Kommt drauf an. Hält jemand seine mächtige Hand über einen der Comptoirs – unwahrscheinlich. Vergisst einer, das Schmiergeld oder Anteile rechtzeitig zu bezahlen, oder ist sonst irgendwie im Weg, muss er sich warm anziehen. Wieso fragst du?«
    McAllister ließ Femis Frage in der Luft hängen und griff nach seinem Telefon. Dieses Mal ging Christopher Sikibi sofort dran. Was Femi zu hören bekam, ließ seinen Puls in die Höhe schnellen. McAllister wollte Comptoirs in Bukavu filzen! Völliger Wahnsinn, dachte er, auffälliger geht es kaum. Als auch noch das Wort »Durchsuchungsbefehl« fiel, hätte er sich fast an seiner Spucke verschluckt. Er nagte an seiner Unterlippe, den blank geputzten Himmel hinter der Windschutzscheibe nahm er nicht mehr wahr.
    »Kommando zurück. Wir fahren ins Polizeipräsidium und treffen Jean-Paul Okito.«
    Femi schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ganz großartige Idee! Okito wird bestimmt …«
    Die Sehnen an McAllisters Hals traten deutlich hervor, als er Femi mit mühsam beherrschter Stimme unterbrach.
    »Schluss jetzt. Wenn dir das nicht passt, kannst du im Büro auf mich warten.«
    Der Interpol-Mann sah ihn ungerührt an. Femi verzog spöttisch den Mund.
    »Wer wird denn gleich so ausflippen?«
    McAllister starrte aus dem Fenster und verfluchte den Tag, an dem er nach Bukavu gekommen war.
     
    Die Stimmung im Polizeipräsidium war eisig. Der Polizeichef war alles andere als erfreut, McAllister wiederzusehen.
    »Eines muss man Ihnen lassen, McAllister: Sie haben wirklich Chuzpe. Gestern musste ich vier Familien die traurige Nachricht vom Tod ihrer Männer und Söhne überbringen. Heute stehen Sie schon wieder in meinem Büro und wollen, dass ich Ihnen helfe. Bringt man euch in Europa keinen Anstand bei?«
    McAllister stand direkt vor dem korpulenten Polizeichef und ließ die Schimpftirade an sich abperlen. Als er den Eindruck hatte, dass Okito sich etwas beruhigt hatte, setzte er noch einmal an.
    »Sie haben völlig recht, es könnte der Eindruck entstehen, dass ich pietätlos bin. Trifft nur den Kern der Sache nicht. Ich bin hier, weil ich ein Menschenleben retten und diplomatische Verwicklungen verhindern muss. Und dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
    Ruhig blickte er in das runde Gesicht seines Gegenübers. Okitos Kiefer malmten.
    »Wie viele Comptoirs wollen Sie überprüfen?«, fragte er schließlich.
    »Ich habe drei im Visier. Bleibt die Suche ergebnislos, müssen wir die Überprüfung ausdehnen. Wir müssen sie finden, bevor sie von einer dieser Lagerhallen aus nach Kigali geschafft wird.«
    Der Polizeichef schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viel Staub das aufwirbeln wird?«
    »Wir haben keine Wahl. Oder haben Sie vielleicht eine bessere Idee, wie wir

Weitere Kostenlose Bücher