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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Harry für eine Frau hielt, war mit einem Maßband zugange. Sie spannte es von der Mauer bis zum kleinsten der drei Leichname und fing dann an, etwas auf das Klemmbrett zu kritzeln oder vielleicht auch zu zeichnen, das um ihren Hals hing.
    »Die Spurensicherungsexperten, die Sie da sehen, sind gerade aus Manchester angekommen«, erklärte Rushton. »Hier haben wir solche Spezialisten nicht. Zum Glück war der erste Kollege, der am Tatort aufgekreuzt ist, ein heller Bursche. Er hat das Gebiet abgeriegelt, bis das Team da war. Dasselbe hat er oben auf dem Friedhof getan.«
    Harry schaute hoch. Auf der anderen Seite der Mauer waren noch mehr weiße Gestalten zu sehen. Auch dort oben bemühte man sich, dem Wetter zu trotzen. Ein Baldachin war über Metallstangen aufgespannt worden. Einer der Polizisten mühte sich damit ab, Plastikplanen an den Seiten des Gestells zu befestigen. Bei diesem Wind war das fast aussichtslos.
    »Was machen all die Leute da?«, wollte Harry wissen.
    »Der Fotograf dokumentiert den Tatort, bevor sich die Leute von der Spurensicherung an die Arbeit machen können«, erläuterte Rushton. »Er wird aus allen Blickwinkeln Aufnahmen machen, dann wird er auf den Friedhof hinüberklettern und dort dasselbe tun. Die junge Frau da drüben macht Skizzen. Sie vermisst, wie alles im Verhältnis zueinander platziert ist, und dann wird das Ganze in einen Computer eingegeben. Wir bekommen ein sehr akkurates Modell, das wir verwenden können, wenn wir jemals vor Gericht müssen. Die Hauptaufgabe wird heute Nacht darin bestehen, die Leichen zu bergen, wenn möglich intakt, und sie in die Pathologie zu bringen. Und außerdem alles andere, das vielleicht relevant sein könnte. Der Sarg natürlich und Kleidungsfetzen, Haare und so weiter. Und wir machen Abdrücke von sämtlichen Fußabdrücken. Sieht aus, als hätten sie schon damit angefangen.«
    Rushton zeigte auf eine Stelle nicht weit vom Haus. Ein Mann kniete auf einer Riffelblechplatte und goss eine Flüssigkeit auf den Boden vor ihm.
    »Die beiden anderen Leichen könnten doch aus Gräbern rechts und links von dem von Lucy stammen«, gab Harry zu bedenken. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wessen Gräber das waren, aber irgendwo gibt es bestimmt einen Plan von dem Friedhof.«
    »Den haben wir schon«, erwiderte Rushton. »Auf beiden Seiten sind Familiengräber, laut den Aufzeichnungen liegen in dem einen drei Tote, im anderen vier. Alles Erwachsene. Und soweit wir sehen können, sind diese Gräber noch intakt.«
    »Ist es möglich, das sie sehr lange in der Erde gelegen haben?« Harry wusste, dass es nicht so war. Von keinem der Leichname, die er gerade gesehen hatte, war nur noch das Skelett übrig. »In einem sehr viel früheren Grab, von dem niemand wusste? Dieser Friedhof ist Hunderte von Jahren alt. Auf diesem Hügel gibt es bestimmt überall uralte Gräber. Grabsteine werden entfernt, die Leute vergessen, wer da in der Erde liegt.« Er verstummte. Er redete wirres Zeug. Und klammerte sich an einen Strohhalm.
    »Na ja, fürs Erste können wir das nicht ausschließen«, meinte Rushton. »Aber ehrlich gesagt hält das Team es für unwahrscheinlich. Und man muss ihren Standpunkt verstehen. Fanden Sie, dass die Leichen aussahen, als wären sie uralt?«
    Harry warf einen Blick über die Schulter. »Wissen die Fletchers, was los ist?«, fragte er. »Sie haben in letzter Zeit sehr unter Druck gestanden, es wäre am besten –«
    »Oh ja, sie wissen Bescheid«, antwortete Rushton. »Die Jungen haben doch die Mauer eingerissen.«
    »Was?«
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit den Eltern zu sprechen, also kenne ich nur die halbe Geschichte«, meinte der Detective, »aber anscheinend waren die beiden Jungen bei diesem Wetter draußen und sind auf die Mauer geklettert. Allem Anschein nach hatten sie ihre kleine Schwester dabei, in einer Reisetasche. Sieht aus, als hätten sie irgendwie versucht, von zu Hause wegzulaufen. Das ist was für den Sozialdienst, wenn Sie mich fragen. Wo wollen Sie denn hin?«
    Harry marschierte den Plattenweg entlang auf das Haus zu. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. »Immer mit der Ruhe, mein Junge. Sie können da noch nicht rein. Der Hausarzt der Familie ist da, und die Jungen reden gerade mit einem von meinen Detective Constables. Lassen wir mal alle ihren Job machen, in Ordnung?«
    Harry wusste, dass man ihm keine Wahl ließ.
    »Kennen Sie sich auf diesem Teil des Friedhofs aus, Reverend?«, erkundigte sich Rushton, als sie

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