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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Zentralheizung knistern hören, doch die Ereignisse dieser Nacht schienen die Kälte ins Haus gebracht zu haben.
    »Dafür gibt’s keinerlei Hinweise.« Gareth schüttelte den Kopf. »Haustür abgeschlossen, kein Fenster offen oder kaputt. Die Hintertür war offen, aber wir lassen den Schlüssel immer stecken, und man muss sie von innen nur aufziehen. Tom könnte sie allein aufgemacht haben.«
    »Wo hat er die Tasche her?«
    »Stand neben der Haustür. Ich hatte sie bereitgestellt, um sie morgen mitzunehmen.«
    Harry überlegte einen Moment, dreht sich dann um und ging den Flur entlang zur Tür. Unter dem Fenster konnte er Sportschuhe sehen, Shorts, Socken – Gareths Sportsachen waren ausgekippt und zurückgelassen worden. Schritte hinter ihm verrieten ihm, dass Gareth ihm gefolgt war. Durch das farbige Glas der Haustür konnte Harry zwei weiße Gestalten sehen, gespenstisch im orangefarbenen Licht der Straßenlampen. Sie gingen über die Straße und trugen etwas zwischen sich, das wie eine Bahre aussah. Als Harry sich wieder zu Gareth umwandte, fiel ihm grauer Staub um die Türklinke herum auf.
    »Was ist das?«, wollte er wissen.
    »Die Polizei hat schon nach Fingerabdrücken gesucht«, erwiderte Gareth. »Im ganzen Erdgeschoss und in Millies Zimmer. Ich glaube, die wollten sich nur absichern. Sie haben nichts gefunden.«
    »Was ist mit Joe?«, wollte Harry wissen. »Was sagt er denn, was passiert ist?«
    »Joe hat Tom schreien gehört und ist aufgestanden«, sagte Gareth. »Er hat es unten poltern hören, hat seinen Regenmantel angezogen – wirklich geistesgegenwärtig für einen Sechsjährigen – und ist rausgelaufen. Dann hat er Tom im Schlamm liegen sehen und ihm geholfen, die Tasche mit Millie drin zum Haus zurückzutragen. Ich war aufgestanden, weil ich pinkeln musste, hab’ gemerkt, dass die Hintertür offen war, und bin runtergegangen. Hab’ den Schreck meines Lebens gekriegt. Alle drei, nass bis auf die Haut und von oben bis unten voller Matsch. Tom hat angefangen, etwas von diesem Mädchen zu brüllen. Alice wollte unbedingt mit allen dreien in die Notaufnahme fahren, und ich habe rausgeschaut und kapiert, dass ich lieber die Polizei anrufen sollte. Was haben die denn da draußen gefunden?«
    »Wissen sie noch nicht genau«, log Harry. Man hatte ihn gebeten, kein Wort über das volle Ausmaß dessen zu verlieren, was im Garten entdeckt worden war. »Tut mir leid wegen der Mauer. Wenn ich geahnt hätte …«
    Gareth starrte die Hakenreihe neben der Haustür an. »Das ist ja komisch«, brummte er.
    »Was ist komisch?«, fragte Alice, auf halbem Weg die Treppe herunter. Harry drehte sich zu ihr um und wollte ihr zulächeln. Er brachte es nicht über sich. Das war kein Gesicht, das man anlächeln konnte.
    »Meine Schlüssel. Die waren doch vorhin weg, weißt du noch?«, sagte Gareth. »Hast du sie gefunden?«
    Alice schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich haben sie die ganze Zeit da gehangen.«
    »Nein, haben sie nicht. Ich hab’ nachgeschaut, als die Kinder im Bett waren. Ich musste für morgen meinen Ersatzschlüssel raussuchen. Wie können die denn wieder da hingekommen sein?«
    Alice sah erst Harry an und dann ihren Mann. »Tom könnte …«, setzte sie an.
    »Warum sollte Tom denn die Schlüssel seines Vaters verstecken?« Harry gab sich Mühe, seine Ungeduld zu zügeln. Sie wussten nicht alles, was er wusste. »Wenn er nachts die Haustür aufschließen wollte, dann gab es doch noch andere Schlüssel, die er benutzen konnte, oder?«
    Alice nickte. »Meine haben da gehangen«, meinte sie und sah zu den Haken hinauf. »Sind auch immer noch da. Und er hat die Haustür doch gar nicht aufgemacht. Die war abgeschlossen, als wir runtergekommen sind.«
    »Er hat heute Abend doch gedacht, es sei jemand ins Haus gekommen«, meinte Harry. »Er war oben, mit Evi, und ist in voller Panik runtergerannt gekommen. Wissen Sie noch? Er hat uns das ganze Erdgeschoss absuchen lassen.«
    »Genau«, sagte Gareth. »Wir haben alles abgesucht. Es war niemand im Haus.«
    »Stimmt«, pflichtete Harry ihm bei. »Die Frage ist, waren die Schlüssel im Haus?«

52
     
    »Drei menschliche Skelette«, sagte der Pathologe. »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die sterblichen Überreste dreier kleiner Kinder, aber dazu komme ich gleich.«
    Harry war heiß. Der Raum war kleiner, als er erwartet hatte. Als Rushton ihm angeboten hatte, der Untersuchung beizuwohnen – schließlich waren die Leichname auf Kirchengrund

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