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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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jemals etwas von einer Schwester gesagt hat.«
    Gwen beugte sich vor und stellte ihren Becher auf den Couchtisch. »Sie sollten sie fragen.«
    »Ich weiß Ihren Rat durchaus zu schätzen«, entgegnete Evi, »aber wir reden nur über das, worüber Gillian sprechen möchte. Es wäre nicht fair, ihr unvorbereitet ein Thema vorzusetzen. Wenn Gillian eine Schwester hatte, dann muss ich warten, bis sie über sie reden will.«
    »Na, da können Sie vermutlich ganz schön lange warten«, brummte Gwen. »Mit mir wollte sie jedenfalls nie darüber reden. Aber vielleicht sollten Sie Bescheid wissen, vor allem, wenn …« Sie blickte auf den Tisch hinab, wo ihr Becher in einem weichen Aschefilm stand. »Gillian hatte eine kleine Schwester namens Lauren«, fuhr sie fort. »Sie ist mit achtzehn Monaten die Treppe runtergefallen. Irgendjemand hat die Babysperre oben an der Treppe offen gelassen – höchstwahrscheinlich Gillian, obwohl sie’s nie zugegeben hat. Lauren ist über die Leiste da unten dran gestolpert und die ganze Treppe runtergefallen. Hat noch drei Tage gelebt, aber sie ist nicht mehr aufgewacht. Ich habe ihre Augen nie wieder offen gesehen.«
    »Das tut mir entsetzlich leid«, beteuerte Evi. »Wie schrecklich für Sie beide, und dann auch noch Hayley zu verlieren.« Noch ein Kind war zu Tode gestürzt?
    »Aye. Und danach hat meine Ehe nicht mehr lange gehalten. John hat sie gefunden, verstehen Sie? Er ist nie drüber weggekommen.«
    Evis Handy piepste. Eine SMS . »Entschuldigen Sie«, sagte sie, fischte das Telefon aus der Tasche und schaute auf das Display. Der Vikar konnte simsen – gewissermaßen. Sechs Fragezeichen, gefolgt von zwei X und einem H.
    »Ich muss jetzt los«, sagte sie. »Danke für Ihr Vertrauen. Ich schaue später noch einmal vorbei. Vielleicht ist Gillian bis dahin ja wach. Dann sehen wir weiter. Ist das okay?«

56
     
    Am Kirchentor blieb Harry stehen und ließ die drei Polizisten vorausgehen. Die Reporter belauerten sie immer noch. Rushton und die beiden Detectives gingen an ihnen vorbei, ohne auf ihre Fragen zu antworten, und verschwanden im Haus der Fletchers.
    »Ist das wahr?«
    Harry drehte sich um. Der große, massige Mann tauchte wie ein Flaschengeist aus dem Nebel auf, hatte vielleicht hinter der Kirche auf eine Gelegenheit gewartet, Harry allein zu fassen zu bekommen.
    »Hallo, Mike«, sagte Harry. »Wie geht’s Ihnen und Jenny?«
    »Ist es wahr? Haben sie zwei andere Kinder in Lucys Grab gefunden? Beide mit eingeschlagenem Schädel?« Mike Pickup atmete schwer. Sein Gesicht sah noch röter aus als sonst, und die Muskeln seines Unterkiefers bebten. »Hat irgend so ein abartiger Dreckskerl das Grab meiner Tochter dazu benutzt …?«
    Harry legte ihm die Hand auf den Arm. »Kommen Sie«, sagte er. »In der Sakristei gibt es Kaffee.« Pickup machte keinerlei Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. »Ich erzähle Ihnen alles, was ich sagen darf«, fügte Harry hinzu. Das hatte die erwünschte Wirkung, und Mike ließ sich die letzten paar Meter den Weg hinaufführen und durch die offene Tür der Sakristei lotsen.
    Harrys Allerheiligstes war beschlagnahmt worden. Zwei Polizisten lehnten an der Wand und tranken Kaffee. Ein weiterer war in irgendwelche Pläne auf Harrys Schreibtisch vertieft. Christiana Renshaw wusch Kaffeebecher ab. Die Sakristei war zur Einsatzzentrale geworden.
    Harry nahm einen Kaffee von Christiana entgegen, nickte ihr zum Dank zu und ging dann voraus in den Altarraum. Er stieg die Stufen zum Hauptschiff hinunter und blieb bei den ersten Bankreihen stehen. Er und Mike setzten sich in die zweite Reihe.
    »Ich verstoße gegen die polizeiliche Schweigepflicht, indem ich Ihnen das erzähle«, meinte Harry, »aber ich finde, Sie haben das Recht, Bescheid zu wissen.« Der Kaffee war schon vor geraumer Zeit gekocht worden, besonders heiß war er nicht. Harry nahm zwei große Schlucke, mehr, um Zeit zu gewinnen, als dass er ihn wirklich hätte trinken wollen.
    »Gestern Nacht wurden die sterblichen Überreste dreier kleiner Kinder gefunden«, begann er. »Anscheinend haben sich alle drei in Lucys Grab befunden und sind durch den Einsturz der Mauer entdeckt worden. Eines ist mehr oder weniger eindeutig als Lucy identifiziert worden; das kommt jetzt noch auf den DNA -Test an. Ich glaube, Jenny hat heute Vormittag eine Probe abgegeben. Die Identität der beiden anderen ist noch nicht bekannt.«
    »Die kleine Megan, nach dem, was die Leute sagen«, brummte Mike. »Ich war

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