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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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besser zusammen.«
    »Ich verstehe immer noch nicht …« Harry war bis zur Tür gegangen.
    »Der Hauptbestandteil dieser Reinigungsvliese ist Polyglykoläther«, sagte DI Neasden.
    »Was?«, fragte Alice.
    »Wenn wir mal den ganzen Schnickschnack weglassen«, erklärte Rushton, »dann reden wir hier von Äther. Wird schon seit einer Ewigkeit als ziemlich primitives Betäubungsmittel verwendet. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber es sieht so aus, als hätte jemand Millie ein mit Äther getränktes Vlies aufs Gesicht gedrückt. Bei einem Erwachsenen hätte das ziemlich sicher nicht funktioniert, wahrscheinlich nicht mal bei einem von Ihren Jungs, aber wenn man bedenkt, wie klein sie ist und dass sie sowieso schon geschlafen hat, hat es wohl gerade ausgereicht, damit sie benommen genug war, um sie in die Tasche zu legen.«
    Alice stieß einen kleinen Schrei aus und hastete auf Harry zu.
    »Ich gehe ja schon«, murmelte er und zog die Küchentür auf. Mit vier Schritten war er an der Wohnzimmertür. Er riss sie auf und wusste, dass Alice ihm dicht auf den Fersen war. Evi und die drei Kinder saßen auf dem Boden. Vier Gesichter wandten sich ihm zu; es war unmöglich zu sagen, welches das hübscheste war. Harry versuchte immer noch, sich zu entscheiden, als Alice sich an ihm vorbeidrängte.
    »’um, ’um«, rief Millie, und ihr kleines Gesicht strahlte, bevor sie empört aufquietschte, als ihre Mutter sie an sich raffte und fest an ihre Brust drückte.
    Rushton und Neasden traten ins Zimmer.
    »Also schön«, verkündete Rushton. »Grundschul-Superheld Tom und sein treuer Kumpan Joe der Unbesiegbare, ich glaube, wir müssen uns noch mal mit euch beiden unterhalten.«

59
     
    »Vielleicht bringen sie hier eine Gedenktafel für uns an, wenn wir mal tot sind«, sagte Harry. »Ist dir kalt?«
    »Warum?«, fragte Evi. »Bietest du mir jetzt deinen Mantel an?«
    Harry blickte weiter starr geradeaus. »Ich würde ihn mit dir teilen«, entgegnete er. Evi wartete darauf, dass er sich zu ihr umdrehte, sie angrinste. Er rührte sich nicht.
    »Du siehst müde aus«, stellte sie fest, obwohl er in Wirklichkeit nicht nur müde aussah. Er sah dünner aus. Älter. Der Mann, mit dem sie sich heute Morgen in der Klinik getroffen hatte, war nicht der Harry gewesen, den sie kannte. Jemand anderes hatte seinen Platz eingenommen. Jemand anderes war immer noch da.
    »Ja, na ja, die erste Hälfte der Nacht habe ich damit verbracht, an dich zu denken«, erwiderte er, den Blick noch immer starr auf das Haus auf der anderen Straßenseite gerichtet. »Dann hat das Telefon geklingelt.«
    An dem leeren Gefühl in ihrem Magen erkannte Evi, dass es Mittag sein musste, doch die Sonne hatte es noch nicht geschafft, durch den Nebel zu dringen. So hoch oben auf dem Moor konnte sie den Dunst fast fühlen, wie er sich kalt und klamm in ihre Lunge stahl.
    »Ich muss nachsehen, wie es Gillian geht«, sagte sie und wusste genau, dass in diese Wohnung zurückzukehren das Letzte war, was sie tun wollte. Sie schob sich auf der Bank nach vorn und blickte den Hügel hinunter. »Bringst du mich zu meinem Auto?«
    »Nein.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
    »Nein?« Gestern Abend hatte er sie geküsst, hatte mit ihr getanzt, und jetzt konnte er nicht einmal mehr höflich sein?
    »Du musst mal Pause machen«, sagte er und drehte sich endlich zu ihr um. »Wir müssen beide mal Pause machen. Ein kleiner Augenblick des Besinnens an einem sehr ungewöhnlichen Tag.«
    »Du machst hier doch nicht etwa auf Vikar, oder?«, spielte Evi auf Risiko. »Wenn du mir jetzt sagst, ich soll mein Haupt neigen, kriege ich das große Kichern.«
    »Wie deine Patienten dich ernst nehmen können, ist mir schleierhaft.« Wenigstens lächelte er wieder. Sie drang zu ihm durch.
    Eine Bewegung weiter unten am Hügel. Evi hob den Kopf, um über Harrys Schulter zu schauen, gerade als er sich umdrehte. Alices Auto setzte rückwärts aus der Auffahrt. Auf dem Rücksitz erkannte sie ein kleines Gesicht. Eine Hand winkte. Dann rollte der Wagen vorwärts, vorbei an der Polizeiabsperrung und den Hügel hinunter. Rushton und DI Neasden stiegen in einen dunkelblauen Kombi und fuhren den Fletchers nach.
    »Wird Millie wieder?«, wollte Harry wissen.
    »Bestimmt«, antwortete Evi rasch. »Die Rötung um die Augen und Nasenlöcher wird nicht viel länger andauern als diesen Tag. Schlimmstenfalls ist sie vielleicht in den nächsten Tagen ein bisschen müde und quengelig.«
    Jemand

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