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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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zu sehen. Und Sie müssen sich wirklich hinsetzen.«
    »Sie haben Alice gesehen?« Evi trat zurück, weil die andere Frau so dicht vor ihr stand, dass es unmöglich schien, nicht zurückzuweichen. »Hören Sie, Tom ist weg, wir müssen Leute losschicken, damit sie nach ihm suchen.«
    »Evi, beruhigen Sie sich, sie suchen ja schon. Hören Sie mir zu.«
    Evi zwang sich, Jenny anzusehen, in ihre ruhigen, haselnussbraunen Augen zu blicken. Irgendetwas an der Gefasstheit der anderen war ansteckend. Allmählich kam es Evi so vor, als habe sie ihre Atmung mehr unter Kontrolle.
    »Ein paar von uns haben gerade eben Alice auf der Straße getroffen«, erklärte Jenny. Sie sprach langsam, als wäre sie die Psychiaterin und Evi die hysterische Patientin. »Ich, Dad, Mike und einer von Mikes Männern. Sie sind alle losgezogen und helfen ihr suchen. Tom kann nicht weit gekommen sein.« Sie hielt inne und fuhr sich mit der Hand durch das lange blonde Haar. Es war offen, von Schneeflocken gesprenkelt, um den Scheitel herum ein wenig feucht.
    »Besonders wenn er mit Heather gegangen ist. Sie hat gar nicht die Kraft für weite Strecken. Und die Polizei wird jeden Augenblick hier sein.«
    Gott sei Dank. Was musste sie also jetzt tun? Nach Millie sehen. Evi wandte sich zur Treppe um, machte zwei Schritte und packte das Geländer. Hinter ihr drückte Jenny die Haustür zu.
    »Heather?«, wiederholte Evi und drehte sich abermals um, als Jennys Worte schließlich zu ihr durchdrangen. Heather … von einer Zweijährigen ausgesprochen … Ebba. »Das Mädchen, das Tom mitgenommen hat?«, fuhr sie fort. »Sie heißt Heather? Sie wissen, wer sie ist?«
    Harry drückte sich gegen die Tür der Hütte und sah zu, wie Gareth an dem Seil zu ziehen begann. Zuerst passierte gar nichts, dann fing die Diele, die die beiden Männer durchgemeißelt hatten, an zu beben. Noch ein Zerren, und der ganze Fußboden begann sich zu heben, abgesehen von einem dreißig Zentimeter breiten Streifen am Rand. Eine riesige, rechteckige Falltür, deren Scharniere sich nahe der gegenüberliegenden Wand befanden. Nachdem sie einmal in Bewegung war, ließ sie sich leicht heben, und binnen Sekunden hatte Gareth sie so weit, dass sie mit einem dumpfen Laut gegen die hintere Wand kippte.
    Harry trat vor, auf die unebene Steinfläche, die den ursprünglichen Boden der Hütte bildete. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Gareth das Seil festmachte und dann zu ihm herüberkam. Plötzlich machte ihm der Abgrund vor seinen Füßen Angst, und Harry ließ sich auf die Knie nieder und kroch auf allen vieren vorwärts.
    Ein Geruch, bei dem er an längst verlassene Kirchen denken musste, stieg aus der Erde auf. Er hatte erwartet, dass das Bohrloch – falls sie wirklich eins vorfinden sollten – kreisrund sein würde. Dieser Schacht hier war grob in den Boden getrieben worden und sah unfertig aus. Die Steine am oberen Rand waren derb zugehauen und kantig. Er konnte einen halben, vielleicht einen ganzen Meter weit in die Tiefe sehen. Danach lag dort eine so undurchdringliche Schwärze, dass er fast hätte darauf treten können. Mittlerweile kniete Gareth an seiner Seite.
    »Geben Sie mir mal die Lampe«, bat Harry, der den Blick noch immer nicht von dem Schacht abwandte. Gareth rührte sich nicht. »Ich brauche die Lampe, Kumpel«, versuchte Harry es noch einmal. »Ich komme nicht ran.« Er stupste den anderen gegen den Arm und zeigte dorthin, wo die Taschenlampe auf dem Boden lag. Wie ein Schlafwandler drehte Gareth sich um, streckte den Arm aus und reichte sie ihm.
    Trotz der Kälte waren Harrys Hände schweißfeucht. Er packte die Taschenlampe und schob sich vorwärts, bis er sich über den Rand beugen konnte. Der Lichtstrahl schien in den Schacht zu fallen wie ein Stein, stürzte von ihm fort in die Tiefen der Erde. Harry sah Mauerwerk, von bröckelndem Mörtel grob zusammengehalten, und konnte gerade noch die schleimigen Ablagerungen irgendeiner Pflanzenart erkennen, die ohne Licht existieren konnte. Er glaubte, vielleicht sogar Wasser sehen zu können, viele Meter tief unten. Das Einzige jedoch, dessen er sich sicher sein konnte, war das, wovon er den Blick nicht abwenden konnte: die rostige Kette, die fast einen Dreiviertelmeter unter dem Rand in den Stein getrieben war und tiefer unter ihm verschwand, als der Taschenlampenstrahl reichte.
    Rasch sah er sich um und wusste, dass Gareth die Kette auch gesehen hatte. Sprechen kam ihm vor wie lächerliche Zeit- und

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