Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
standen. Harry folgte ihr auf dem Fuße und hielt den Stuhl fest, während sie sich darauf niederließ. Dann zog er einen zweiten Stuhl heran und setzte sich neben sie. Duchess’ Sabber trocknete allmählich auf seiner Handfläche.
    Auf dem Reitplatz vor ihnen arbeitete ein Reiter mit einem jungen Pferd, das dieselbe Farbe hatte wie Duchess, aber sehr viel feingliedriger gebaut war. Die Reitschule war von einer Buchenhecke umgeben, und die Blätter begannen bereits, die sanfte goldbraune Farbe frisch geprägter Münzen anzunehmen.
    »Ein wunderschöner Abend«, bemerkte Harry und sah zu, wie der Schein der untergehenden Sonne von der Buchenhecke zurückgeworfen wurde und goldene Reflexe auf das Fell des Pferdes malte. Es sah aus, als trüge das Tier ein Kettenhemd.
    »Woher wussten Sie, dass ich hier bin?«, fragte Evi.
    »Ich war jeden Abend hier, auf gut Glück«, antwortete Harry. Das Pferd schien fast auf der Stelle zu traben, den Kopf abgekippt, so dass seine Nase zum Boden zeigte. »Ist das ein Vollblut?«, erkundigte er sich.
    »Der kommt aus Irland«, erwiderte Evi. »Wirklich schön, aber viel zu jung und zu hippelig, als dass ich an ihn ran dürfte. Und jetzt mal ganz im Ernst?«
    Jetzt sah sie ihn an, nicht das schöne junge Pferd. Ihre Augen waren genauso blau, wie er es in Erinnerung hatte. »Ganz im Ernst«, sagte er, »habe ich am Montag im Stall angerufen und gefragt, ob ich bitte Dr. Oliver sprechen könnte. Ich habe behauptet, Montagabend wären Sie immer dort. Dann habe ich Duchess erwähnt, habe mich erkundigt, ob es ihrem geprellten Bein besser geht. Und gesagt, es wäre unheimlich wichtig, dass ich mit Ihnen spreche, und ob sie wirklich sicher wären, dass Sie nicht da sind, weil, ich wäre mir ganz sicher, dass Sie Montag gesagt hätten. Nachdem das ein paar Minuten so gegangen ist, haben die in den Kalender geschaut und mir gesagt, dass Dr. Oliver, auch bekannt als Evi, immer Donnerstag und Samstag reitet und manchmal auch am Sonntag.«
    Evi wandte sich wieder der Reitbahn zu. Sie hatte ein absolut vollkommenes Profil. Die Stirn gerade richtig lang, eine kleine, gerade Nase, volle Lippen, rundes Kinn. »Für einen Mann Gottes ist das ein ausgesprochen hinterhältiges Vorgehen«, stellte sie schließlich fest.
    Harry lachte. »Sie haben offensichtlich noch nie von den Jesuiten gehört. Wäre es unangebracht, Sie zu fragen, ob Sie mit mir etwas trinken gehen?«
    Ganz offensichtlich war es so, denn sie lächelte nicht mehr. »Entschuldigung«, sagte er. »Wenn Sie einen Mann haben oder einen festen Freund oder einfach nur Typen mit rotblondem Haar nicht ausstehen können, dann liege ich offenbar völlig falsch und werde … na ja, vielleicht hat Duchess ja Freitagabend nichts vor. Ich frage sie mal.«
    Er erhob sich halb. Er hatte die ganze Situation völlig falsch eingeschätzt, und jetzt musste er zusehen, dass er einen so würdevollen Abgang wie möglich hinbekam.
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich muss sehr starke Schmerzmittel nehmen«, sagte sie. »Und zwar ständig. Ich darf keinen Alkohol trinken.«
    Irgendwie fühlte sich das nicht an wie eine knallharte Abfuhr. »Nun ja, das ist okay, ich bin nämlich Geistlicher«, erwiderte er und setze sich wieder. »Wir dürfen uns nicht jeden Abend volllaufen lassen, Sie wären also gut für mich. In Rawtenstall zeigen sie Christopher-Lee-Filme. Mögen Sie Horrorfilme?«
    »Eigentlich nicht.« Die Hand löste sich von seinem Arm, aber das Lächeln war definitiv wieder da.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht. Ich kriege viel zu leicht Angst. Wie stehen Sie zu romantischen Komödien?«
    »Allmählich glaube ich, ich bin hier mitten in einer drin. Sollten Vikare nicht im Zölibat leben?«
    »Das gilt für katholische Priester«, antwortete er und schaffte es, keine Miene zu verziehen. »In der anglikanischen Kirche ist Sex definitiv erlaubt«, fuhr er fort, als sie sich von ihm abwandte und er sehen konnte, wie die Haut ihres Halses rot zu glühen begann. »Laut den Richtlinien sollen wir normalerweise erst ein paar Mal mit einer Frau ausgehen. Sie wissen schon, ins Kino oder Pizza essen, aber da könnte ich wohl flexibel sein.«
    Jetzt war ihr Gesicht sehr rosig, und sie blickte starr geradeaus, als würde das Pferd in der Bahn gleich etwas Spektakuläres tun. »Halten Sie bloß die Klappe«, knurrte sie schroff.
    »Na ja, das würde ich ja tun, aber Sie haben noch nicht Ja gesagt, und es ist wirklich schwer, so etwas in

Weitere Kostenlose Bücher