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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Zeichensprache rüberzubringen.«
    Sie drehte sich wieder zu ihm herum, versuchte ernst zu bleiben, und schaffte es nicht ganz. »Neulich habe ich Sie ein Arschloch genannt.«
    »Sehr scharf beobachtet. So was gefällt mir bei einer Frau.«
    Sie ließ den Kopf sinken und sah ihn von der Seite her an.
    Es war eine verblüffend kindliche Geste für eine Frau, die Anfang dreißig sein musste. »Tut mir leid, dass ich so eine Zicke war«, sagte sie. »Aber ich habe platt mitten auf der Straße gelegen, Arme und Beine sonstwo und …«
    »Das sah bei Ihnen aber sehr gut aus … Entschuldigung, das habe ich jetzt nicht ganz so gemeint, wie’s sich angehört hat … Ich halte jetzt die Klappe. Vielleicht sollte ich mich wirklich mit Duchess verabreden.«
    »Ich glaube, dafür würde man Sie exkommunizieren.«
    »Nein, das ist auch erlaubt. Kommt öfter vor, als Sie vielleicht denken.«
    Evi lachte los, ein gedämpftes, fast lautloses Gelächter, das ihre Schultern beben und ihre Brüste unter ihrer Bluse hüpfen ließ. Er starrte sie schon wieder an. Harry lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schaute nach oben. Ein kleiner Schwarm Stare zog über den Himmel. Wie ein einziges Lebewesen änderten die Vögel die Richtung und bildeten den Bruchteil einer Sekunde lang etwas am Himmel, das nur ein Herz sein konnte, ehe sie erneut abschwenkten und von ihnen wegflogen.
    »Ich gehe nicht in die Kirche«, sagte sie nach einem Augenblick des Schweigens.
    Er zuckte die Achseln. »Niemand ist vollkommen.«
    »Ich meine es ernst.« Das stimmte. Sie hatte aufgehört zu lächeln. »Ich glaube wirklich nicht an Gott«, fuhr sie fort. »Wäre das nicht ein Problem? Während wir uns diese romantische Komödie anschauen oder Pizza essen oder was weiß ich?«
    »Ich schlage Ihnen einen Deal vor, Evi«, sagte er, obwohl er wusste, dass der Deal in Wahrheit längst so gut wie abgemacht war und er ihn bloß noch abzuschließen brauchte.
    »Noch einen?«
    »Der erste hat doch gut geklappt. Ich habe Sie wieder auf Ihr Pferd gesetzt, und Sie reden noch mit mir. Also, der neue Deal geht so, ich versuche nicht, Sie zu bekehren. Sie versuchen nicht, mich zu analysieren.«
    »Woher wussten Sie das?«, fragte sie. »Woher wussten Sie, wie ich heiße und was ich beruflich mache?«
    Harry zeigte zum Himmel empor. »Direkte Durchwahl zum Allwissenden«, erwiderte er. »Wie wär’s mit Freitag?«
    Sie tat nicht einmal so, als dächte sie darüber nach. »Okay, das wäre … ach, verdammt, ich meine, tut mir leid – da muss ich arbeiten. Ich habe einen Hausbesuch bei einer Familie in Oldham, da komme ich erst spät zurück.«
    »Na, dann Samstag … oh nein, tut mir leid, ich meine, verdammt – da habe ich diese Kirchensache. In Heptonclough – wo wir uns kennengelernt haben, Sie werden sich erinnern – findet der alljährliche Erntezinnober statt. Sie kennen so was sicher, feierliches Schneiden des letzten Weizens, bei Sonnenuntergang nackt herumtanzen und dann das Erntefest in einem von den großen Häusern.«
    »Klingt echt lustig.«
    »Na ja, schon. Sie haben mich gebeten, ein traditionelles Gebet über der Ernte zu verlesen und beim Abendessen das Dankgebet zu sprechen. Ich darf gern einen Gast mitbringen, aber vielleicht …« Harry stockte. Ein Date bei seiner ersten offiziellen Amtshandlung? War das wirklich eine gute Idee?
    »Ich glaube, das könnte Spaß machen«, meinte Evi. »Und ich kriege Sie mal in Aktion zu sehen.«
    Harry wurde klar, dass er wirklich nicht wollte, dass sein erstes Date mit Evi schiefging. Er deutete auf seine Kleider. »Ich werde in vollem Ornat sein, Sie wissen schon – Kragen, Zeremonienrobe. Zumindest bis der ganze förmliche Kram erledigt ist.«
    »Ich kann’s kaum erwarten.« Die Stare schickten sich an davonzufliegen, sie schwenkten alle paar Sekunden herum, wie um zu überprüfen, ob auch noch alles richtig klappte. Und es klappte ja auch. Nur dass er es vielleicht gerade vermasselt hatte.
    »Jetzt klingen Sie allmählich ein bisschen abartig«, bemerkte er.
    »Das sagt ausgerechnet der Mann, der sich mit meinem Pferd verabreden wollte.«
    »Dann also Samstag. Darf ich Sie zu Ihrem Wagen bringen?«
    Sie stemmte sich hoch. »Vielen Dank«, erwiderte sie. »Er steht da neben diesem blauen Angeberschlitten mit dem Faltdach und dem ganzen Chrom.«

15
     
25. September
    »Sie sehen viel besser aus, Gillian«, stellte Evi fest. »Ich hätte Sie fast nicht wiedererkannt.«
    »Danke. Ich fühle mich auch

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