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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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und mit ihrer eigenen Dienstwaffe erschießen lassen und damit das Leben aller Anwesenden in Gefahr gebracht und ihm die Chance gegeben, sich durch einen der zahlreichen Ausgänge des riesigen Justizgebäudes aus dem Staub zu machen. Ich konnte jetzt lediglich versuchen, die Würde der Toten zu wahren, für den Fall, dass mit der Rettungsmannschaft auch die Reporter und Fotografen in den Saal hereindrängten.
    »Totalsperre?«, rief Gertz. »Ich will hier raus. Sofort.«
    »Gehen Sie bitte nach hinten in die letzte Reihe«, sagte der Polizist. »Dann holt man Sie raus, sobald man sich um Artie kümmert.«
    Gertz weigerte sich und zeigte auf seinen eigenen Ausgang. »Nein, ich gehe durch mein Amtszimmer. Ich brauche keinen Krankenwagen, ich will nicht, dass mich jemand sieht.«
    Elsies Blut hinterließ kobaltblaue Flecken auf dem türkisfarbenen Seidenstoff meiner Kostümjacke. Jonetta starrte unverwandt auf Elsies Kopf. Ihr Schluchzen verebbte, als ich meinen Arm um sie legte und sie zu einem Platz in der Nähe der Saaltür führte.
    Lern hockte noch immer neben Artie und versuchte ihn zu beruhigen. Artie wand sich vor Schmerzen, Schweiß rann ihm übers Gesicht, in seine Haare und seinen Schnauzbart. Je heftiger er sich wand, desto mehr Blut quoll unter seinem zerfetzten Jackenärmel hervor.
    Ich ging hinter Lern in die Hocke.
    »Der große weiße Wal«, sagte Lern.
    Artie brachte ein Lachen zustande.
    »Deshalb ist er entkommen, Artie. Brendan Quillian ist der große weiße Wal in diesem verdammten Strafrechtssystem. Wäre er ein Schwarzer oder einfach nur ein Penner von der Bowery, hätte man ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen. Diese ganze Attitüde, von wegen reicher Bengel von der Upper East Side, war nur eine Fassade. Keiner hat ihn ernst genommen. Niemand hat das Risiko erkannt.«
    Artie schlug die Augen auf. »Eins müssen Sie mir versprechen, Lern. Versprechen Sie mir, dass Sie diesen Scheißkerl nicht mehr verteidigen. Dafür, dass er mich angeschossen hat. Dass er Elsie erschossen hat. Okay?«
    »Ich glaube, Alex und mir sind da sowieso die Hände gebunden. Wir werden Ihre besten Zeugen sein.«
    Wir hörten ein lautes Klopfen, diesmal an der Tür zum Hauptkorridor. Das Walkie-Talkie in meiner Hand knisterte. »Aufmachen, Gerichtssaal 83. Artie, kannst du mich hören?«
    Ich hielt Artie das Gerät vor den Mund. Er schnappte nach Luft und stieß ein schwaches Ja hervor.
    »Mach auf, verdammt. Hier sind vier Cops und ein paar Sanitäter.«
    »Wissen Sie, wer das ist? Erkennen Sie die Stimme?«, fragte Lern. Artie nickte.
    Lern ging zur Tür und schob die Messingriegel zurück.
    Zwei Sanitäter kümmerten sich sofort um Artie, einer riss ihm das Polyesterhemd auf, um die Wunde zu untersuchen, während der andere die Vitalzeichen überprüfte.
    Die nächsten beiden fragten uns, ob wir verletzt wären, wir zeigten auf Elsies Leiche und Oscar, der noch immer ganz benommen und desorientiert wirkte.
    Vier Cops mit kugelsicheren Westen und Helmen lösten den Gerichtspolizisten an der Tür zu den Gerichtszellen ab. Von dort kam erneut ein Klopfen.
    »Wer ist da?«, fragte einer von ihnen.
    »Blakely. Captain Blakely, verdammt noch mal. Lasst mich rein.«
    Die Cops sahen uns an. Artie nickte Lern zu.
    »Sind Sie allein?«, fragte einer der Cops, während ein anderer Lern, Jonetta und mir signalisierte, uns flach auf den Boden zu legen, für den Fall, dass Blakely von dem Flüchtigen als Geisel gehalten wurde.
    »Ja.«
    Einer der Cops schloss die Tür auf, und als Blakely eintrat, bekamen wir grünes Licht aufzustehen. »Wo ist Artie?«
    Sie zeigten auf den Mittelgang des Gerichtssaals. Der barsche, weißhaarige Captain ging an Elsies Leiche vorbei und würdigte sie kaum eines Blickes.
    »Haben wir das Ihnen zu verdanken?«, sagte Blakely zu Lern Howell. »War das Ihre Idee?«
    »Ich weiß den Gedanken zu schätzen, Captain. Aber ich war drauf und dran, ganz ehrlich und anständig den Prozess zu gewinnen, also lautet die Antwort Nein.«
    »Hat man Quillian schon geschnappt?«, fragte ich.
    Blakely zog seine buschigen weißen Augenbrauen hoch und sah mich stirnrunzelnd an.
    »Um diese Zeit muss in den Gefangenenaufzügen einiges los sein«, sagte Lern. »Ich rechnete die ganze Zeit damit, dass er wieder hier hereinplatzt, weil er dort nicht weiterkommt.«
    »Von wegen Aufzüge. Er ist durch das Treppenhaus entkommen. Er muss ein paar Stockwerke nach unten gerannt sein. Wahrscheinlich ist er im vierten oder

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