Blutfehde
Zeitpunkt ihrer Ermordung trug?«
»Freu dich nicht zu früh, Coop. Es ist vielleicht nicht so, wie du denkst.«
Normalerweise war ich diejenige, die Mikes Enthusiasmus dämpfte und ihn ermahnte, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, also dachte ich sofort an die Gegenargumente, die man berücksichtigen musste. »Ich weiß, ich weiß. Die Mädchen waren beste Freundinnen. Trishs Blut könnte an einem anderen Tag auf den Pulli gelangt sein.«
»Es ist nicht nur das -«
»Aber es ist doch schon fantastisch, den Abgleich zu haben. Stell dir vor - nach mehr als zehn Jahren! Egal wann und wie das Blut dorthin kam, Tatsache ist, dass Trish Quillian der einzige Mensch auf der ganzen Welt mit diesem genetischen Profil ist.«
»Lass dich von den Jungs in Blau so schnell wie möglich in Matties Büro bringen. Es gibt in der Tat zwei Menschen auf der Welt mit Trish Quillians DANN. Das ist unser erstes Problem. Von dem zweiten erzähle ich dir, wenn du hier bist.«
40
Matties kleines Büro befand sich am Ende des Flurs, neben dem Labor, in dem die forensischen Biologen dicht gedrängt an ihren Tischen saßen und die Daten auswerteten, die über Nacht in den Robotern - den riesigen Maschinen, die gleichzeitig Dutzende von DANN-Proben aufbereiten konnten - Gestalt annahmen.
»Ich wollte, dass Sie sich das selbst ansehen, Alex«, sagte Mattie.
Mike ging hinter ihr auf und ab, drei Schritte in jede Richtung, mehr gab das kleine Büro nicht her. Er blickte auf, als ich eintrat, hielt sich aber nicht damit auf, mich zu grüßen. »Das Schwein hätte keine Chance gehabt zu entkommen.«
Mike sprach mit Mattie über Brendan Quillian, aber ich verstand nicht, warum. »Was gibt’s Neues? Wie ich gehört habe, haben Sie großartige Arbeit geleistet, was Trish Quillians Speichel angeht«, sagte ich zu Mattie.
»Schnee von gestern, Coop. Du musst schon am Ball bleiben.«
»Letzte Woche, bei der Explosion im Wassertunnel, waren wir so stolz auf unser mobiles Labor«, sagte Mattie. »Das Team fuhr zum Tatort und hatte innerhalb von zehn Stunden die ersten Resultate.«
»Ihre Leute haben wirklich tolle Arbeit geleistet.«
»Ganz Ihrer Meinung. Sie konnten die beiden Tunnelarbeiter aus Tobago identifizieren, indem sie die Leichenteile mit Gegenständen in ihren Spinden und Wohnungen abglichen. «
»Entschuldigung. Ich hab mir bisher überhaupt keine Gedanken über diese Männer gemacht«, sagte ich. »Wir sind alle davon ausgegangen, dass sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren, nicht dass es der Mörder auf sie abgesehen hatte.«
»Durchaus möglich. Von einem fanden wir Taschentücher in seiner Jackentasche im Spind. Er hat sich ein, zwei Tage vor der Explosion an einem Metallstück geschnitten. Den anderen haben wir mit Hilfe seiner Zahnbürste identifiziert.«
»Und dann war da noch Duke Quillian«, sagte Mike und hakte seine Daumen in die Gesäßtaschen seiner Jeans.
Ich runzelte die Stirn und sah Mike fragend an. »Erzähl mir nicht, dass er gar nicht im Tunnel war! Er wurde doch auch identifiziert, oder?«
Mattie antwortete an Mikes Stelle. »Ja, Duke Quillian ist tot. Aber an dem Tag, an dem man ihn identifizierte, geschah das nicht mittels einer DANN-Analyse seines Blutes.«
»Warum nicht? Ich dachte -«
Mattie breitete die Berichte vor sich auf dem Tisch aus. »Zum einen hatten wir den Finger«, sagte sie und zeigte auf ein vergrößertes Foto des abgetrennten Fingers. »Wir brauchten nur Hautzellen abzuschaben, und außerdem hatten wir einen perfekten Fingerabdruck zum Abgleich.«
»Aber Duke Quillian war nicht vorbestraft. Seine Fingerabdrücke sind nicht in der Polizeidatenbank. Mike hatte damals gleich nachgesehen.«
»Ja, aber seit dem elften September speichert die Gewerkschaft die Fingerabdrücke von allen Tunnelarbeitern. Aus Sicherheitsgründen, wegen der Arbeiten in der Nähe von Ground Zero - U-Bahn-Neubauten und so«, sagte Mattie. »Die Fingerabdrücke wurden innerhalb weniger Stunden nach der Explosion in die Rechtsmedizin geliefert, sodass wir Dukes Tod bestätigen konnten.«
»Das bestätigte nur«, korrigierte Mike, »dass er größte Mühe gehabt hätte, ein Wählscheibentelefon zu bedienen. Es war schließlich nur ein Finger.«
Mattie schüttelte den Kopf. »Und sein Gebiss. Man fand am Tatort einen Teil von Quillians Schädel. Das Fragment wurde mit den Unterlagen seines Zahnarztes abgeglichen.«
»Also ist Duke tot, richtig?«, fragte ich.
»Mausetot«, sagte Mattie.
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