Blutfehde
wehtut, warum gehst du dann nicht zum Arzt und lässt ihn untersuchen?«
»Ich leg ihn hoch, wenn ich nach Hause komme. Ich bin zu müde, um ewig in der Notaufnahme zu warten und dann einen Stützverband und Paracetamol verschrieben zu kriegen, die ich sowieso zu Hause im Apothekerschränkchen habe.«
Es war nicht Mikes Art, über geringfügige Schmerzen zu klagen. »Vielleicht ist es schlimmer, als du denkst. Ich komme auch mit zum Arzt.«
»Ein anderes Mal.« Ich folgte dem humpelnden Mike ins Büro des Lieutenants, wo Mercer auf uns wartete. Mike reichte ihm den Umschlag. »Könntest du das zur DANN-Analyse ins Labor bringen? Coop wird es dir erklären.«
»Kein Problem. Ich habe gerade noch eine Sache wegen Duke Quillian überprüft. Ich bat das Sloan-Kettering Hospital, seine Krankenakte rauszusuchen, damit wir Trishs ursprüngliche Aussage bestätigt bekommen.« Mercer ließ den Block auf den Schreibtisch fallen. »Duke ist auch aus dem Spiel. Er war fast zwei Monate als Patient dort, nach dem Mord an Bex lag er noch über eine Woche im Krankenhaus. «
»Klingt schlimm. Welche Art von Krebs hatte er?«, fragte ich.
»Akute Leukämie.«
»Danke, dass du angerufen hast«, sagte Mike. »Langsam fühle ich mich wie ein Jo-Jo. Diese Quillian-Sache ist ein ständiges Auf und Ab. Ich brauche eine Mütze Schlaf.«
»Und ich nehme mir den Rest des Nachmittags frei«, sagte ich.
»Dann komm. Ich fahr dich nach Hause und bring dann das hier ins Labor«, sagte Mercer.
Es war drei Uhr, als ich nach Hause kam, die Cops begrüßte, die ihre Nachmittagsschicht in der Eingangshalle verbrachten, und mit dem Aufzug nach oben in meine Wohnung fuhr. Ich freute mich darauf, zum ersten Mal seit Tagen einige Stunden allein zu sein, bis Ignacia zur Nachtschicht eintraf.
Ich legte leise Musik auf, rief meine Mutter und meine engsten Freunde an, um ihnen zu versichern, dass es mir gut ging, und hinterließ Luc eine Nachricht auf seiner Voicemail. Es war unwahrscheinlich, dass ich die Verabredung am Samstagabend einhalten konnte, solange Brendan Quillian auf freiem Fuß war.
Dann breitete ich alle meine Karten und Reiseführer von New York auf dem Wohnzimmerboden aus, um herauszufinden, ob irgendein Ort, der etwas mit Brendans Herkunft aus einer Tunnelbauerfamilie zu tun hatte, vielleicht als Zufluchtsort für ihn in Frage kam.
Als Ignacia kam, brachte sie Suppe und Salat mit, die wir zusammen vor dem Fernseher aßen. Nach den Ereignissen der Woche holte mich aber bald die Müdigkeit und Nervosität ein, und ich zog mich ins Schlafzimmer zurück, um noch in ein paar Zeitschriften zu blättern.
Da ich mich nicht einmal darauf konzentrieren konnte, schloss ich die Augen und dachte wieder an Luc - seine markanten Gesichtszüge, seinen sexy Akzent, seine aufregenden Küsse während unseres Strandspaziergangs vor knapp einer Woche. Ich fragte mich, ob ich jemals die Gelegenheit hätte, das Knistern dieser ersten Stunden wieder zu erleben. Und ich fragte mich, wie es wäre, wenn er jetzt hier bei mir wäre.
Ich schlief lange, und nachdem Ignacia um acht Uhr gegangen war, nahm ich ein Bad und zog eine Jeans und einen Pullover an. Da ich heute weder einen Gerichts- noch einen Zeugenvernehmungstermin hatte, rechnete ich nicht damit, mich lange im Büro aufzuhalten. Ich packte eine kleine Tasche mit meinen Ballettklamotten, in der Hoffnung, dass ich früher Schluss machen konnte, um ein paar Stunden an der Stange zu üben. Nach dieser so ereignisreichen und tragischen Woche freute ich mich auf das Wochenende.
Um halb zehn ging ich nach unten, wo ein Streifenwagen in der Auffahrt auf mich wartete.
Als wir von der 37. Straße auf den FDR Drive in südlicher Richtung einbogen, klingelte mein Handy.
»Wo bist du?«, fragte Mike.
»Auf dem Weg ins Büro. Und du?«
»Ich habe die halbe Nacht in einem Gewirr von U-Bahn-Tunneln voller Obdachloser verbracht, und die andere Hälfte in einer Art Kloake. Was trinkt Mattie Prinzer gern?«
»Scotch«, sagte ich. »Irgend so einen teuren Single Malt. Zweihundert Dollar die Flasche, wenn ich mich recht erinnere. Warum fragst du?«
»Kauf ihr einen Sechserpack. Sie hat sich die ganze Nacht mit meinem Wattestäbchen um die Ohren geschlagen.«
»Und die gute Nachricht lautet?«
»Der Speichel auf dem Wattestäbchen stimmt mit dem Blut auf Bex Hassetts Reißverschluss überein.«
Ich setzte mich auf. »Dieselbe DANN? Trish Quillians Blut ist auf dem Pulli, den ihre beste Freundin zum
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