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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Mutter fuhr mit ihm zu ihrer Cousine nach Breezy Point. Mit ihm und Duke. Es war der vierte Juli, am Strand gab’s ein Feuerwerk. Als ich geboren wurde, redete schon niemand mehr groß darüber. Dad gab meiner Mutter die Schuld, sie hätte ihn zu nahe rangehen lassen und nicht gut genug aufgepasst. Er verlor sein Auge durch einen Stein, der durch das Abfeuern der Raketen in die Luft geschleudert worden war. Sie war zu hysterisch, um ihm zu helfen. Duke hat ihn aus der Gefahrenzone geschleift. Sonst wäre er vielleicht noch schlimmer verletzt worden.«
    »Dadurch hat er sein Augenlicht verloren?«
    »Das rechte Auge. Mama hat ihn danach schrecklich bemuttert und sich in den Kopf gesetzt, dass er es einmal besser haben sollte als wir. Er sollte viel lernen und auf eine bessere Schule gehen, damit er nicht ständig von den Rowdys in unserem Viertel gehänselt wurde. Mama liebte Bücher - lesend reiste sie in verschiedene Welten, ohne je das Haus zu verlassen. So lange Brendan noch ein Auge hatte, sollte er es auch zum Lesen benutzen. So hatte sie es beschlossen.«
    Das erklärte, warum er auf die Regis High-School gekommen war, die Konfessionsschule, die begabte Schüler von den Schulgebühren befreite.
    »Und Ihr Vater hat nie versucht, auch aus Brendan einen Tunnelarbeiter zu machen?«, fragte Mike.
    »Natürlich hat er das. Er hat ihn bei jeder Gelegenheit mit runtergenommen, aber der Junge vertrug es einfach nicht.« Trish stellte ihr Glas umgekippt auf den Tisch. »Ich erinnere mich, wie ich eines Tages nach Hause kam, Brendan muss so achtzehn gewesen sein, ich war knapp elf. Dad hatte ihm einen Ferienjob bei der Gewerkschaft besorgt, weil er dachte, er könnte noch Einfluss auf seinen Sohn ausüben, bevor er ans College gehen und sein eigenes Leben leben würde. Am zweiten Tag ließ Brendan den Job sausen und kam vorzeitig nach Hause. Mein Vater kam eine Stunde später und machte ihn vor uns allen zur Schnecke. Er nannte ihn einen Waschlappen und sagte ihm, er würde nicht dazu taugen, im Tunnel zu arbeiten.
    Wenn Duke nicht dazwischengegangen wäre, hätte er ihn wohl geschlagen.«
    »Klingt so, als hätte sich Duke gut um Brendan gekümmert«, sagte Mike leise.
    »Er dachte wie Mama. Er wusste, dass Brendan andere Möglichkeiten hatte.«
    »Wussten Sie, was an diesem Tag in der Arbeit passiert war?«
    »Sicher, wir Kinder wollten es natürlich herausfinden. Es war kein Geheimnis, dass Brendan es immer gehasst hat runterzugehen, weil es dort unten so dunkel war und er so wenig sehen konnte. Andauernd war irgendetwas los, es ratterte und krachte überall, und es machte ihm Angst nicht zu wissen, was um ihn herum vorging. Aber am schlimmsten waren die Sprengungen. Immer wenn Brendan diesen höllischen Lärm hörte, dann durchlebte er noch einmal das Feuerwerk, bei dem er sein Auge verloren hatte.«
    »Also ist er nie wieder in den Tunnel runter?«
    »Nicht ein einziges Mal. Duke, Richie und Marshall - die drei sind Tunnelbauer mit Leib und Seele. Brendan ist nun mal anders.«
    »Und dann bekam er ein Stipendium für die Georgetown-Universität?«, fragte Mike.
    »An dem Tag, als er ging, heulte ich mir die Seele aus dem Leib«, sagte Trish. »Mein Vater kam nicht einmal aus seinem Zimmer, um sich zu verabschieden. Er wusste, dass sein Sohn alles ablehnte, worauf er sein Leben gebaut hatte.«
    »Aber Brendan wohnte doch noch zu Hause, oder?«
    »Im ersten Studienjahr ja. In den Ferien und so. Danach trieb er sich nur noch mit seinen schicken Mitbewohnern herum, schlief bei ihnen in der Fifth Avenue oder reiste mit ihnen wegen irgendwelcher Sommerjobs durch Europa. Außerdem drehte sich sein ganzes Leben seit seinem Highschool-Abschluss nur noch um Amanda. Es war fast so, als hätte ihre Familie ihn adoptiert, und das noch vor ihrer Verlobung.«
    »Was war Amanda für ein Mensch?«, fragte ich.
    Trish sah mich verdutzt an. »Das fragen Sie mich?«
    »Sie müssen Sie gut gekannt haben«, sagte Mike.
    »Ich habe sie nur ein Mal getroffen.«
    »Wie das?«, fragte Mike. »Ich dachte, Ihre Familie hält so eng zusammen.«
    »Ich kann es mir nur so erklären, dass Brendan sich für uns schämte.« Trish holte tief Luft. »Er trieb sich mit all diesen feinen, reichen Leuten herum und wollte dazugehören. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass die Keatings etwas mit Leuten wie uns zu tun haben wollten. Es wurde nie darüber geredet, sie zu uns nach Hause einzuladen oder zusammen Urlaub zu machen. Wahrscheinlich dachten sie,

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