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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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verschwundenen Anwalts gelesen und ein Rätsel gefunden. Lass dir erzählen, was da stand! Du liebst doch Rätsel.«
    Gunnarstranda hob das Glas zusammen mit den anderen: » Lüge mit Lüge begegnen in einer Zeile und das Wort unmöglich in der Zeile darunter.«
    »Unmöglich, Lüge mit Lüge zu begegnen? Und das soll wirklich ein Anwalt geschrieben haben?« Laurits runzelte skeptisch die Stirn.
    »Du hast Recht. Es wirkt seltsam.«
    Hilmar legte eine Hand an die Brust, als habe er einen Schock bekommen, und stieß hervor: »Und ausgerechnet du, Gunnarstranda, der du doch ein belesener Mann bist!«
    »Ich sollte es also selbst wissen?«
    »Der Mann, der die Worte geschrieben hat – was für ein Typ war er, hatte er Charakter?«
    »Er ist verschwunden und möglicherweise tot«, sagte Gunnarstranda. »Erinnerst du dich an Arne, Hilmar?«
    »Arne?«
    »Aus der Schule.«
    Hilmars Stirn legte sich in Falten wie ein Waschbrett, während er sein Gedächtnis anstrengte.
    »Sein Vater hat im Kiosk in Jordal Würstchen verkauft.«
    »An den müsstest du dich doch selbst erinnern«, fuhr Hilmar locker fort. »Ihr wart doch ständig zusammen, habt Blumen gepflückt und im Herbarium gepresst, habt im Wald Vogelskelette gefunden und der Lehrerin mitgebracht, Fräulein Hartmann.«
    Hilmar wandte sich zu Laurits um. »Fräulein Hartmann hat einen Lachkrampf nach dem nächsten ausgelöst, wenn sie uns von der Schönheit des Lebens am Busen der Natur vorschwärmte oder von ihrer Kindheit auf dem Lande, wo die Bachstelzen den Schwanz aufstellten und damit wippten.«
    »Ich war mit Arne befreundet?«
    »Hast du das vergessen?«, grinste Hilmar. »So viel ist dir also alte Freundschaft wert.«
    Gunnarstranda kniff die Augen zusammen. »Ich kann mich einfach nicht daran erinnern.«
    Hilmar sagte: »Aber jetzt ist Arne möglicherweise …?«
    »Vorläufig nur verschwunden. Vermisst gemeldet.«
    »Und wie lange schon?«
    »Eine Woche – vielleicht mehr.«
    Laurits öffnete den Backofen, um das Bratenthermometer abzulesen, fuhr aber zurück, als ihm der heiße Bratendampf entgegenschlug, und rief: »Es gibt etwas, das niemals stirbt! Das Urteil über einen Toten.«
    Hilmar hob irritiert das Glas gegen seinen Lebensgefährten, als wolle er ihm drohen. »Du sollst hier jetzt nicht helfen!« Er goss mehr Wein in die Gläser, diesmal aus einer neu geöffneten Flasche. »Probier den mal, mein Lieblingswein.« Dann bremste er sich und sagte: »Wie kann ich so etwas sagen? Kann man wissen, wie ein Wein schmeckt, bevor man ihn gekostet hat? Hm? Ich sage es nur so, apropos Spruchweisheiten, wie dein Anwalt sie aufgeschrieben hat. Ach ja, von wegen Spruchweisheit, du musst doch wissen, wo es steht, dass man die Frau erst loben soll, wenn sie verbrannt ist!«
    »Und du erzählst mir, ich soll keine Tipps geben«, sagte Laurits, die Nase tief in einem Topf.
    Hilmar überhörte den Einwurf. Er fuhr mit geschlossenen Augen fort: »Oder: Gib mit der Tochter erst an, wenn du sie verheiratet hast? Die Lunte brennt, was? Skål!«
    Gunnarstranda leerte das Glas. So war es immer bei Laurits und Hilmar. Es wurde einem schnell schwindelig. Er setzte das Glas ab. »Hávamál!«, rief er triumphierend.
    »Ich würde sagen, eine Spur säuerliche Walderdbeeren mit einer Nuance von schwarzen Johannisbeeren und einem feinen Honigaroma«, sagte Hilmar und ließ den Restschluck seines Weins im Glas kreisen. »Wusstest du, dass Hermitage vermutlich das älteste Weinanbaugebiet im Rhonetal ist? Die allgemeine Meinung – also unter Historikern und Önologen – ist die, dass die Phönizier, die im Jahr 600 vor Christus über das Meer kamen, von Marseille aus den Fluss hinaufruderten und an den Hängen Wein anbauten. Die Phönizier waren ja kultivierte Menschen, die garantiert Vergil gelesen hatten, der behauptet, dass Weinstöcke die Luft und die Aussicht von offenen Hängen lieben.«
    »Wenn man einmal davon absieht, dass Vergil etwas später geboren wurde, nämlich im Jahr 70 vor Christus«, warf Laurits ein. »Wollen wir zum Essen einen Chianti probieren, Hilmar?«
    »Brunello, Laurits, wenn wir schon unsere interne Nostalgie pflegen wollen.«
    Die beiden zwinkerten sich liebevoll zu.
    »Also gut«, sagte Gunnarstranda, um wieder zum Thema zurückzukommen. »Welhaven hat also einen Vers aus den Hávamál notiert. Aber weißt du, wie es mit Arne weiterging – als er erwachsen wurde?«
    »Das musst du doch wissen. Ich dachte, er wäre ein Fall für die

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