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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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einatmete, der mich immer etwas schwindlig machte und ein Kribbeln in meinem Magen erzeugte, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als endlich mit ihm zu verschmelzen. Doch ich spürte, dass Jack sich gegen seine Gefühle für mich sperrte. Er wollte uns den Abschied nicht unnötig schwer machen, denn er hatte vor, mich in Otumi zu verlassen. Ich wusste es aus seinen Gedanken. Einerseits wollte er mich beschützen, andererseits würde er mich lieber bei MALVE sehen. Die würden wissen, wo ich sicher war.
    Und er?
    Ich lasse dich nicht gehen, Jack Sheridan!
, dachte ich, doch da war er schon wieder eingeschlafen.

    Der Wind pfiff mir in den Ohren und zerrte an meinen gefärbten Haaren. Hoch oben am Himmel wurde die Mittagssonne von einer Unmenge Wolken verdeckt, die dieselbe Farbe hatten wie Jacks Augen. Es war schwül und roch nach Regen.
    Ich war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren, denn während der wackeligen Überfahrt in dem motorisierten Schlauchboot, hätte ich mich beinahe übergeben. Unruhige See. Davon hatte ich erst einmal genug.
    Der Fischer, der uns in einer menschenleeren Bucht abgesetzt hatte, war schon wieder über das aufgewühlte Wasser verschwunden. Jack und ich standen allein, nur mit unseren Taschen, auf dem grobkörnigen Sand. Um uns herum ragten dunkelgraue Felswände fast bis in den Himmel. Es roch nach Seetang, den der Schaum der Wellenausläufer vor unsere Füße spülte.
    Wo war nur dieser Hill, von dem Ron gesagt hatte, er würde uns hier abholen? Weit und breit gab es nur Wasser, Sand und Klippen zu sehen.
    Ein pummeliges Mädchen von etwa vierzehn Jahren hüpfte wie ein bunter Gummiball die Stufen herunter, die vor ewigen Zeiten aus dem Fels geschlagen worden waren. Ihre knallpink gefärbten Haare flatterten im Sturm und sie pfiff irgendeine Melodie, die kaum an unsere Ohren gelangte, weil der Wind sie mit sich forttrug. Ansonsten war hier in dieser gottverlassenen Gegend, ein paar Meilen außerhalb der Stadt Otumi, kein anderes Lebewesen zu erkennen.
    »Na toll«, sagte ich leicht genervt, »jeden Moment fängt es zu regnen an und dieser Hill lässt uns hier sitzen.«
    »Lass uns die Stufen dort raufgehen. Vielleicht wartet er oben auf uns.« Jack schnappte sich meinen Rucksack sowie seine Tasche und stapfte durch den Sand voran in Richtung Treppe.
    »Zweihundertdreiundfünfzig!«, rief das mollige Mädchen, als es an der untersten Stufe angelangt war und wir an ihr vorbeigingen. Um ihre Stupsnase hatte sie zahlreiche Sommersprossen. Die Kleine strahlte uns aus ihren braunen Rehaugen begeistert an. »Verdammt, bin ich gut! Ich wusste es! Sind genau zweihundertdreiundfünfzig Stufen.«
    »Das freut mich für dich«, sagte ich und seufzte, weil mir gerade nichts Besseres einfiel. Wir liefen an ihr vorbei und machten uns an den Aufstieg.
    »Hey, wo wollt ihr hin? Wartet auf mich!« Schon hüpfte sie an mir vorbei nach oben.
    »Galaktischer Knackarsch!« Beim Vorbeilaufen schlug sie Jack auf den Hintern.
    »He!«, rief dieser verdutzt aus.
    Was für ein dreistes, frühreifes Ding!
    Die Göre baute sich ein paar Stufen über uns auf. Die Hände keck in die Seiten ihres bunten, viel zu kurzen Sommerkleides gestemmt, grinste sie uns frech an. Dabei fiel mir die Zahnlücke auf, in der sie mit ihrer Zunge spielte. »Ach du Scheiße! Ihr habt keine Ahnung, wer ich bin.«
    »Interessiert uns auch nicht«, murmelte ich hinter Jacks Rücken ungeduldig. Hoffentlich erlöste uns Hill bald von dieser Nervensäge.
    »Hey, das habe ich gehört!«, rief sie gespielt empört zu mir herunter.
    Ich dachte, meine Augen wollten mir erst einen Streich spielen, denn ihr kinnlanges Haar wurde von einer Sekunde zur anderen knallrot.
    »Also, Knackarsch, du musst Jack sein und die heiße Braut, die dir am Hintern klebt, ist wohl Torri.« Ihre Haarfarbe wechselte wieder von knallrot nach pink.
    »Oh, wie unhöflich von mir. Darf ich mich vorstellen: Hillary McKenzie, Superaudakt und Kapillarmutant, aber für meine Freunde einfach nur Hill.« Sie schüttelte dem verblüfften Jack und mir die Hand.
    Das war also
das
MALVE-Mitglied, das sich um uns kümmern sollte? Ein Kind? Rotzfrech und ordinär dazu?
    »Eure doofen Gesichter sprechen Bände.« Hill grinste vergnügt. »Hattet wohl jemand anderen erwartet, hä?«
    Jack und ich wussten nicht so richtig, was wir antworten sollten.
    »Was ist ein Superdidakt?«, fragte er.
    »S-U-P-E-R-A-U-D-A-K-T!«, buchstabierte Hill mit übertriebener

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