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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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einprägen, wie alles funktionierte.
    »Danke«, sagte ich, als ich mit der Kiste vor ihm her in die Küche ging.
    Die Kaffeemaschine gurgelte über den letzten Tropfen, und Pierce sah sie an. Zweifellos war ihm klar, was der wunderbare Geruch bedeutete, der die Küche inzwischen erfüllte. »Wenn das nicht allem die Krone aufsetzt«, sagte er und hätte fast den Tisch verfehlt, als er mir die Kiste abnahm und abstellen wollte. »Der Kaffee hat sich selbst gemacht.«
    »Ich bringe dir einen«, sagte ich und eilte zum Schrank. Es roch so wundervoll, dass ich zwei Tassen eingoss. Als ich ihm seine gab, berührten sich unsere Finger. Er lächelte, und in meiner Brust zog sich etwas zusammen. Gott, ich vergucke mich nicht in ihn. Er ist tot. Aber er hatte ein nettes, verschmitztes Lächeln.
    »Ich hoffe, ich begehe keinen Fehler damit, das zu trinken«, sagte er. »Wie real bin ich?«
    Ich zuckte die Achseln, und er nahm einen Schluck, während er mich über den Tassenrand hinweg beobachtete und dafür sorgte, dass mir der Atem stockte. Gott, er hatte wunderschöne Augen!
    Dann schossen seine Augenbrauen nach oben, er zuckte zusammen und fing an, heftig zu husten.
    »Oh, Menschenskind«, sagte ich und erinnerte mich rechtzeitig daran, nicht zu fluchen, als ich ihm die Tasse abnahm. »Es tut mir leid. Du kannst nichts trinken, hm?«
    »Stark«, keuchte er und seine leuchtend blauen Augen tränten. »Wirklich stark.«
    Ich stellte seine Tasse ab und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. Mein Mund zog sich zusammen, und ich zwang mich dazu zu schlucken. Dreck, meine Mom hatte den Filter gefüllt – der Kaffee war stark genug, um damit Katzen zu töten. »Trink das nicht«, sagte ich, nahm seine Tasse und brachte beide zur Spüle. »Das ist schrecklich.«
    »Nein, er ist gut.«
    Ich erstarrte, als er meine Hand ergriff. Ich drehte mich um, während ich seine sanfte und gleichzeitig starke Berührung fühlte. Ein Schauder lief mir über den Rücken, aber ich unterdrückte ihn, bevor Pierce es bemerken konnte. Plötzlich war mir deutlich bewusst, dass wir alleine im Haus waren. Alles konnte passieren. Und während der Moment sich hinzog, verrieten mir sein Schweigen und die möglichen Worte dahinter, dass auch er sich so seine Gedanken machte – fast wünschte ich mir, dass es so wäre. Er war anders. Stark, aber sicher. Fähig, aber verloren. Er wusste, dass ich krank gewesen war, und trotzdem behandelte er mich nicht wie ein kleines Kind. Ich mochte ihn. Vielleicht sogar sehr. Und er brauchte meine
Hilfe. Noch nie hatte jemand meine Hilfe gebraucht.Vor allem nicht jemand, der so fähig und stark war wie er.
    »Er ist untrinkbar«, sagte ich, als ich meine Stimme wiederfand, aber er nahm mir nur seine Tasse weg.
    »Wenn Ihr ihn gemacht habt, ist er göttlich«, sagte er und lächelte wie der Teufel selbst. Ich fühlte, wie mein Herz einen Sprung machte, obwohl ich genau wusste, dass er mich nur hochnehmen wollte.
    Seine Finger lösten sich von meinen, und mein Realitätssinn kehrte zurück. Ich war keine alberne Debütantin, die auf so einen Satz reinfiel, aber trotzdem war es irgendwie schmeichelhaft, dass ein Mann scheußlichen Kaffee trank, um mich zu beeindrucken. Ich zog die Augenbrauen hoch und fragte mich, wie weit er wohl gehen würde. Auf jeden Fall würde ich ihn das scheußliche Zeug trinken lassen.
    »Oh, danke dir, Pierce«, sagte ich mit einem Lächeln. »Du bist ein echter Gentleman.«
    Ich wandte mich der Kiste zu, um sie zu öffnen, und warf gerade rechtzeitig einen Blick zurück, um zu sehen, wie er mit einem melancholischen Seufzen in seine Tasse starrte. Ich wettete zehn zu eins darauf, dass er ihn gerne weggekippt hätte, aber ich hatte noch eine ganze Kanne, um seine Tasse wieder aufzufüllen.
    Der Staub kitzelte mich in der Nase, als ich die Kiste öffnete. Dann legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht, als ich die Sachen musterte und überall meinen Dad erkannte. Er hatte viele seiner Kraftlinienzauber für die Arbeit selbst gemacht, und da ich ja die meiste Zeit krank zu Hause verbracht hatte, drehten sich ein paar meiner frühesten Erinnerungen darum, wie er und ich zusammen
am Tisch saßen, während die Sonne unterging und er sich auf eine Nacht auf der Straße und die Jagd auf Bösewichte vorbereitete. Ich hatte meine Wachsstifte, er seine Kreide, und während ich Pixies und Fairys ausmalte, zeichnete er Pentagramme, goss Wachs in Kraftliniensymbole und verbrannte alle Arten von Mixturen,

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