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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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Bericht an, dass die Wunden vermutlich Verätzungen dritten Grades waren. Die Polizei wunderte sich, dass im ganzen Haus keine Reinigungsmittel gefunden werden konnten. Der Vater leugnete, irgendetwas weggeworfen zu haben. Auch die Mutter sagte, dass sich weder Rohr- noch Ofenreiniger im Haus befunden hätten. Wie aber konnten die Verletzungen von Lauge stammen, wenn sich im ganzen Haus nichts Ätzendes befand?
    Es waren keine anderen Menschen zu Besuch gewesen, als die Kleine ihren Mittagsschlaf gemacht hatte, und die Untersuchungen der Kriminaltechnik ergaben, dass die Flüssigkeit weder vom Garten noch vom Dach aus in den Kinderwagen gelangt sein konnte. Die Polizei stellte sich nun die Frage, ob dem Mädchen diese Verletzungen wirklich im Wagen zugefügt worden waren. Polizei und Staatsanwaltschaft waren kurz davor aufzugeben, sie hatten erkannt, dass sie dem eventuellen Verbrechen keinen konkreten Zeitpunkt zuweisen konnten, was jedoch nötig war, wollte man die Anzahl der möglichen Verdächtigen eingrenzen. Die Brandexperten erklärten bei ihrer Untersuchung überdies, dass die Verätzung mindestens acht Stunden alt war, durchaus aber auch schon eine Woche alt sein konnte. Obwohl weder die Mitarbeiter der Tagesstätte noch irgendwelche Besucher des Hauses oder die Babysitterin, die am vergangenen Abend auf die Kleine aufgepasst hatte, irgendeine Auffälligkeit an dem Kind bemerkt hatten, von einem Ausschlag dieser Art ganz zu schweigen, war die Polizei nach Konsultation des Staatsanwalts bereit, den Fall zu den Akten zu legen. Die Anzahl der möglichen Verdächtigen war einfach viel zu groß, sollte die Verätzung wirklich bereits eine Woche alt sein. Merkwürdig, dachte ich, denn die Eltern hatten ja selbst ausgesagt, dass die Hautschäden noch nicht da gewesen waren, als sie die Kleine schlafen gelegt hatten, und dass während ihres Mittagsschlafs sonst niemand im Haus gewesen war. Damit räumten sie doch ein, dass außer ihnen selbst niemand sonst als Täter infrage kam.
    Es gab einige konkrete Fragen an mich, die auf einer Extraseite dem Resümee angeheftet waren. Die Kernfrage lautete: Konnte ich als Verätzungsexpertin ( Blödsinn ) den Zeitraum eingrenzen, in dem das Mädchen derart misshandelt worden war?
    Puh, da hätte ich schon dabei sein müssen!
    Ich las weiter. Das alles war sehr merkwürdig. Beide Eltern wiesen jegliche Schuld von sich. Die Sache konnte jedoch nur vorgefallen sein, während sich beide angeblich im Wohnzimmer mit Blick auf das Kind aufgehalten hatten. Denn so, wie das kleine Mädchen ausgesehen hatte, mit all der dunkelgrünbraunen, toten Haut auf dem Oberkörper, hätten Mutter oder Vater es mitbekommen, wenn die Verätzung bereits Tage vorher stattgefunden hätte. Das hätte jeder gesehen, der nur einen flüchtigen Blick auf das Kind geworfen hätte. Und wie hatten sie oder die Nachbarn ihr Weinen nicht mitbekommen können? Sowohl Vater und Mutter als auch die Nachbarn, die befragt worden waren, hatten angegeben, die Kleine habe die ganze Zeit über nicht geweint, sondern sich erst beim Aufwachen gemeldet, was sie immer täte. Als die Mutter das Kind aus dem Wagen genommen hatte und in die Klinik gebracht hatte, war bereits nicht nur die Haut verätzt gewesen, sondern auch alle Nervenbahnen, sodass die Kleine eigentlich gar keinen Schmerz mehr empfunden haben konnte.
    Wo war das Kind gewesen, als es Schmerzen gehabt hatte? Und wer hatte es in dieser Zeit gehört? Diese Fragen stellte ich mir immer wieder.
    Ich trank noch etwas mehr Wein und sah schreckliche Bilder vor meinem inneren Auge: Daniel, wie er den Kinderwagen ins Bad schob und dann seine Frau zu sich in den Raum zerrte und abschloss. Wie er eine Flasche Rohrreiniger über das Mädchen schüttete, während die Mutter schrie. Ich schüttelte den Kopf. Er mochte ja krank im Kopf sein, doch so krank nun auch wieder nicht. Dann versuchte ich mich auf Säuren und Basen zu konzentrieren. Rohrreiniger hatte einen pH-Wert von vierzehn, alkalischer – oder basischer – ging es gar nicht mehr. Ein ph-Wert von null war typisch für eine extrem starke Säure, Wasser hatte einen pH-Wert von sieben, während vierzehn dasandere, das basische Extrem war. Das Chemielabor der Kriminaltechnik hatte einen pH-Wert von elf gemessen, auch wenn konzentrierter Rohrreiniger vierzehn hatte. Das war zu erklären, da die Flüssigkeit mit dem Gurt reagiert haben und dadurch auf einen ph-Wert von elf neutralisiert worden sein konnte. Rohrreiniger

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