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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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Verletzungen noch einmal genauer an, dann nahm ich die Bilder aus der Mappe, schnappte mir den Fotoapparat und ging nach oben zu Nkem. Ich platzte einfach bei ihr herein, obwohl ich wusste, dass sie das hasste, und warf die Tür hinter mir zu. Sie stand vor dem Mikroskop und streckte sich aus.
    Ich hielt ihr wortlos den Arm hin.
    »Das sieht definitiv nicht gut aus.«
    Ich reichte ihr die Kamera. »Ich brauche noch ein paar Fotos davon.« Sie tat mir den Gefallen, und ich überprüfte anschließend, ob die Aufnahmen auch scharf und gut belichtet waren.
    Daraufhin ließ ich die Fotografien aus der Mappe vor ihr auf den Tisch fallen, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass siedie gar nicht sehen durfte. »Schau dir das mal an«, sagte ich und zeigte auf eines der Bilder, auf denen die Brust des Mädchens eingezoomt war. Sie starrte auf das Foto und musterte dann den Fleck auf meinem Arm.
    »Sieht genauso aus. Was heißt das jetzt?«
    »Wenn die Wundentwicklung ebenfalls übereinstimmt, deutet einiges darauf hin, dass auch die kleine Josefine über zwei Stunden in so einer Suppe gebadet hat. Morgen kann ich meine Wunde mit ihrer vergleichen, jeweils am zweiten Tag. Auf diese Weise kann ich den Zeitpunkt des Übergriffes eingrenzen.«
    »Und das wollte die Polizei von dir?«
    Ich nickte. »Sie wollten einen möglichst genauen Tatzeitpunkt, idealerweise in dem Zeitraum, in dem Josefine geschlafen hat. Den haben sie jetzt. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Nkem zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich weiß jetzt immerhin, dass es keine Spuren auf der Haut hinterlässt, wenn man die Hand kurzzeitig in Rohrreiniger taucht und dann wieder abtrocknet. Und dass kürzere Intervalle mit weniger Lösung nur zu einer leichten Rötung führen. Deshalb«, sagte ich, hockte mich mit den Fotografien hin und breitete sie am Boden aus, »kann ich daraus schließen, dass es sich um eine Art pattern injury handelt. Ein Muster gibt es da auf jeden Fall.«
    Nkem lachte laut. »Ihr und eure Muster!«
    Da war schon was dran, dachte ich, wir Rechtsmediziner fuhren wirklich auf pattern injuries ab. Aber das war durchaus verständlich, denn wenn die Verletzungen in ein gewisses Muster passten, konnte man leichter Schlussfolgerungen ziehen, was geschehen war. »Wir sehen ja, dass sie nicht vollständig in diesem Zeug gelegen hat.« Ich kauerte vor den Bildern auf dem Boden. »Man sieht ganz deutlich«, sagte ich und deuteteauf ein Übersichtsfoto, wo man erkennen konnte, dass die Brust grünschwarz war, während sich andere Stellen nur mehr oder weniger rot verfärbt hatten, »dass sie dort, wo sie die stärksten Verätzungen hat, also auf der Brust, zugedeckt war. Da ist die Flüssigkeit in die Kleidung gedrungen und hat so längere Zeit auf die Haut eingewirkt.« Ich wies vom Ohr über den Mund bis zur Schulter, an der eine leichte Rötung zu erkennen war. »Da und da und da ist die Flüssigkeit nur entlanggelaufen, bis sie von den Kleidern aufgesaugt wurde. Aber niemand hat die Lösung weggewischt, wie ich es auf meiner Hand getan habe. Schau dir mal ihren Mund an.« Ich reichte Nkem eine Nahaufnahme von Josefines sehr rotem Mund.
    »Uha, der sieht ziemlich mitgenommen aus«, sagte sie und schnitt eine Grimasse.
    »Wenn ich eine Theorie über den Handlungsverlauf abgeben sollte, würde ich auf Basis des Musters, das die Bilder wiedergeben, vermuten, dass jemand versucht hat, Josefine Rohrreiniger einzuflößen, vermutlich in der Absicht, sie umzubringen – den hat sie aber wieder ausgespuckt. In ihrer Mundhöhle gab es keine Verätzungen und in der Speiseröhre auch nicht. Sie muss eine ganze Menge von dem Zeug eingetrichtert bekommen haben, denn ihre Lippen sind feuerrot. Von dort ist die Suppe in ihre Kleider gelaufen.« Ich zeigte auf Josefines Kinn, wo ebenfalls rote Spuren zu erkennen waren, und weiter auf ihre Brust, wo die Flüssigkeit dann von den Kleidern aufgesaugt worden war. »Hier siehst du ganz deutlich den Rand«, sagte ich und zeigte auf die untere Grenze der grünbraunen Fläche auf ihrer Brust. »An der Art, wie die Flüssigkeit sich verteilt hat, kann man sogar ablesen, wie Josefine gelegen hat.«
    Schließlich stand ich auf, ging zum Fenster und setzte mich in den weichen Sessel, der dort stand. »Hör mal, ich muss dir etwas sehr Merkwürdiges erzählen.«
    Es war dunkel geworden, und mein Magen knurrte, als ich Nkem schließlich alles über meine Kindheit mit Daniel erzählt hatte, über unser Wiedersehen hier, nach zwanzig

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