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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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Punkte?«
    »Kaum«, erwiderte er und sah sich neugierig meinen Arm an. Dann nahm er die Kamera, die ich ihm hinhielt, und drückte auf den Auslöser.
    »Vielen Dank«, sagte ich, schob mich schnell wieder zurück in mein Büro und schloss die Tür hinter mir.
    Das letzte Pflaster wollte ich eine Stunde auf der Haut lassen und die Zeit bis dahin nutzen, um bei Google Scholar nach Langzeitverätzungen zu suchen – das übliche Vorgehen, wenn man alles andere bereits versucht hatte. Ich nutzte die gleichen Suchworte: caustic burns, alcalic burns, caustic substances , alle möglichen Variationen des Themas, fand aber natürlich nichts.
    Als ich wieder auf die Uhr sah, waren eine Stunde und zehn Minuten vergangen. Die zehn Minuten zu viel waren kein Drama. Ich nahm das letzte Stoffstück ab, es war schon fast trocken. Auf dem Arm waren wieder nur zwei bis drei rote Punkte zu erkennen. Ich würde also andere, härtere Maßnahmen ergreifen müssen. Ich ging zu den Sekretärinnen und bat Ruth, auch das letzte wenig beeindruckende Resultat fotografisch festzuhalten.
    Nach dem Lunch würde ich wieder ans Werk gehen.

11
    Diesmal wollte ich mehrere Stoffbahnen verwenden, um sicherzugehen, dass die Haut wirklich in Rohrreiniger baden konnte, wie es bei dem Mädchen der Fall gewesen war. Auch sie war ja in mehrere Lagen Kleidung gewickelt gewesen. Der Stoff durfte nicht wie beim ersten Mal austrocknen. Außerdem wollte ich die Haut zwei Stunden exponieren, entsprechend der Zeit, die das Mädchen geschlafen hatte. Ich konnte natürlich nicht davon ausgehen, dass der Übergriff genau in dem Moment geschehen war, in dem sie schlafen gelegt worden war, aber von dem Moment an, in dem das Mädchen die Wohnung verlassen hatte, bis zu der Aufnahme der Fotografien in der Notaufnahme, waren zwei Stunden vergangen.
    Bewaffnet mit einem großen Glas, das halb mit Rohrreiniger gefüllt war, und einer Stoffwindel, die ich in einem der Schränke gefunden hatte, ging ich nach oben zu Nkem. Die Tür stand offen, und sie saß über ihr Mikroskop gebeugt da: Irgendeine obskure nigerianische Musik erklang aus dem Radio, das auf ihrem Regal stand. Mit einem Lächeln blickte sie zu mir hoch, als ich mich räusperte.
    » Kedu? Noch mal?«
    »Nur ein einzelnes Stück, aber dieses Mal richtig!«
    Ich stellte das Glas vorsichtig auf den Tisch. Nkem warf besorgt einen Blick darauf und nahm sich ein paar Papierservietten.
    »Hast du eine Schere?«, fragte ich und wedelte mit der Windel herum.
    Sie zog eine Schublade auf, nahm eine heraus und reichte sie mir. Ich schnitt einen zwei Zentimeter breiten Streifen von der Windel, faltete ihn dreimal, sodass er etwa zweimal zwei Zentimeter maß, und zeigte ihn ihr.
    »Passend?«
    »Wofür?«
    Nachdem ich sie kurz in meinen Plan eingeweiht hatte, runzelte sie die Stirn.
    »Und was, wenn du eine Narbe kriegst? Kannst du den Lappen nicht noch zuschneiden, damit der nicht so groß ist? It’s zooo biggggg! «
    Eigentlich war es mir egal, aber trotzdem verkleinerte ich das Stoffstück. Für das Resultat spielte das schließlich keine Rolle. Ich drückte den Stoff gründlich in den Rohrreiniger, bis er wirklich vollgesaugt war, ließ ihn kurz abtropfen und legte ihn dann auf die Innenseite meines Unterarms, sodass die Flüssigkeit über meinen Arm nach unten lief und auf den Boden tropfte. Nkem tupfte den Arm ab und wischte den Boden trocken, bevor sie das Stoffstück mit einem Streifen Pflaster befestigte, den sie um meinen ganzen Arm wickelte. Ich setzte mich auf den Besucherstuhl, legte den Arm mit der Unterseite nach oben auf den Schoß und sah auf meine Uhr: fünf Minuten nach zwei.
    »Willst du hier sitzen bleiben?« Offensichtlich gefiel ihr diese Vorstellung nicht.
    »Nur ein bisschen, okay?«
    »Wie lange? Ich hab viel zu tun.«
    »Ich mach auch keinen Mucks, versprochen!« Ich wollte einfach nur gerne bei ihr sitzen. Das konnte doch nicht so schlimm sein?
    Sie verstaute das Pflaster in der Schublade und wandte sich wieder ihrem Mikroskop zu. Kurz darauf notierte sie etwas auf einem Block, justierte die Einstellung, sah wieder hinein und notierte erneut etwas. Ich wollte sie gerade fragen, was sie machte, als mir in den Sinn kam, dass ich den Mund zu halten versprochen hatte. Also beobachtete ich sie. Ihre Bewegungen waren voller Sinnlichkeit, alles war so langsam, ruhig undweich, fast hypnotisch. Plötzlich spürte ich einen scharfen Schmerz unter dem Stoff.
    »Au, verdammt!«, rutschte mir über die Lippen.

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