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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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mit Wasserstoffblonden gesehen – war er überhaupt mit anderen zusammen?« Ich wippte auf meinem Stuhl auf und ab, als könnte ich die Zeit dadurch beschleunigen.
    »Nee, da sagst du was«, antwortete er langsam und tat so, als kaute er auf seiner Zunge herum. »Mit Vibeke hat er zwei Jungen. Sie arbeitet als Fußpflegerin und wohnt in Værløse. Die Jungs rufen mich einmal im Monat an. Meistens schnappt sich Vibeke bei diesen Telefonaten irgendwann das Telefon und sagt, dass sie bald mal vorbeikommen, aber das tun sie nie.« Vor meinem inneren Auge sah ich Vibekes geschminktes Gesicht und hörte ihr Schniefen in der Kirche bei Mutters Beerdigung. »Als der Kleine drei Monate alt war, haben sie sich scheiden lassen, weil Daniel eine neue blonde Schönheit getroffen hatte. War das nicht diese Hanne?«
    »Keine Ahnung. Und wie lange war er mit der verheiratet?«
    »Fast sieben Jahre – wie bei allen seinen Ehen. Sie bekamen zwei Mädchen und einen Jungen, doch die habe ich nie kennengelernt. Aber ich habe sie angerufen, als du mich gefragt hast, ob eines seiner Kinder tot ist. Sind sie nicht. Sie hatten allerdings keine Ahnung, wer ich war. Dann hat er eine getroffen, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Mit der hat er noch mal ein Kind bekommen, und sie sind in die USA gezogen, wo er dann eine geschiedene dänische Frau kennengelernt und geheiratet hat. Die verlassene Frau ist dann mit ihrem Kind, einem Mädchen, nach Dänemark zurückgekehrt.Sie haben sogar mal hier Station gemacht, als sie auf dem Weg nach Deutschland waren. Die Kleine war richtig süß.«
    »Weißt du, warum Daniel in die USA gezogen ist?«
    »Ich glaube, er hatte gehört, dass man da reich werden konnte.«
    Großvater grinste so breit, dass kleine Stückchen Curryhering in seinem Gebiss zum Vorschein kamen. »Und das wurde er dann ja auch. Schon verrückt, dass man sich an der Pisse anderer Leute eine goldene Nase verdienen kann, oder?« Er kicherte. »Urinmillionär. Haha.«
    »Und wie viele Kinder hat er dann insgesamt?«
    »Moment, dann hat er ja noch die Neue getroffen, mit der er vor zwei Jahren ein Kind bekommen hat, ein kleines Mädchen, das muss schon in Kopenhagen zur Welt gekommen sein. Denn Daniel ist vor gut zwei Jahren zurückgekommen und hat diese Oberarztstelle am Reichshospital angenommen – alles in allem müssten das dann sieben Kinder sein.«
    »Ist er ein guter Vater?«
    »Ein guter Vater?« Großvater brummte. »Was bitte ist ein guter Vater? Aber egal – nein, ich denke, er ist ein Scheißvater – ich meine, die meisten seiner Kinder sieht er ja schließlich so gut wie gar nicht. Er kam mit ihnen nicht zurecht und hat seine Vereinbarungen nie eingehalten. Er hat sie nicht zum vereinbarten Zeitpunkt abgeholt, ob er es vergessen hatte oder einfach keine Lust hatte, weiß ich nicht. Das ging so lange, bis seine Exfrauen dann darum gebeten haben, dass er sie gar nicht mehr sieht. Das war bei allen so, früher oder später. Du weißt ja, wie das mit Kindern ist, die sind immer schrecklich enttäuscht, wenn sie versetzt werden.«
    »Aber weißt du, ob er auch anderes gemacht hat, als sie bloß zu versetzen?«, fragte ich. »Hat er sie geschlagen oder in irgendeiner Weise misshandelt?«
    »Temperament hat er ja, aber von solchen Sachen hat er mir nie was gesagt. Na ja, das mit dem Versetzen und so, davon hat er auch nie was erzählt, jedenfalls nicht auf diese Weise. Aber man kann ja so seine Schlüsse ziehen. In seiner Version klang das alles natürlich viel besser. Warum willst du das eigentlich wissen?«
    »Weil er hier ist. Weil mich das etwas angeht. Und weil ich finde, dass ich ein Update verdient habe.« Ich konnte Großvater ja nicht erzählen, dass Daniel in eine geheimnisvolle Kindesmisshandlung verstrickt war. Die Schweigepflicht sollte man wirklich ernst nehmen, wenn man mit Schweinebauern aus Rødekro sprach. Leider wusste Großvater wirklich nicht viel über Daniel. Da war verdammt wenig Fleisch am Knochen. Vielleicht fand er ihn aber auch nicht so interessant wie die seltsamen Bewohner seines Dorfes, denn wenn er sich über die äußerte, fehlte es nie an Details.
    Nach dem Kaffee fuhren wir in den Supermarkt. Großvater kaufte neuen Hering und redete dabei unendlich lange mit allen möglichen Leuten. Ich begann unruhig zu werden, denn ich wollte losfahren, solange es noch hell war. Am Abend hatte ich eine Verabredung.

22
    Der Groschen fiel, als ich mit schwindendem Interesse das nächste Kapitel

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