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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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egal. Ihr Anliegen war einzig und allein, Dr. Daniel Krause zu informieren.
    Ich las ihre letzte E-Mail noch einmal und dachte nach. Ihr Nachname war also Levine. E. Levine. Und Evas Name war ebenfalls Levine gewesen, bevor Daniel seinen Namen aus unerfindlichen Gründen in Sommer geändert hatte. Warum und wann hatte er das getan? Menschen, die sich noch aktiv im Berufsleben befanden, machten so etwas in der Regel nicht. Okay. Ein Schritt nach dem nächsten. Ich googelte Vital Statistics in New York und notierte mir die Telefonnummer. Alle Bundesstaaten der USA verfügten über eine Behörde namens Vital Statistics, über die man Menschen finden konnte, wenn sie denn existierten – in diesen Ämtern kannte man alle persönlichen Daten und wusste, wo wer geboren worden war. Ich schloss meine Tür und rief in New York an, um gleich wiederaufzulegen. Bei uns war es jetzt neun Uhr, drüben musste es also etwa Mitternacht sein.
    Am späten Nachmittag war ich verdammt müde. Schweinebacke hatte die Grippe, und ich musste ihm eine sehr schwierige und langwierige Obduktion abnehmen, dann die Obduktionen zweier junger Ärzte begutachten und zum Schluss eine nicht enden wollende Sitzung mit einem alten Mann über mich ergehen lassen. Als das Institut sich zu leeren begann, rief ich erneut bei Vital Statistics an. Eine freundliche Frau teilte mir mit, dass Eva Levine aus Rexville zwei Kinder bekommen hatte. Emily und John, Letzterer war aber kurz nach seinem ersten Geburtstag verstorben. Ich ließ den Hörer sinken und schloss die Augen.
    Emily!
    Mir wurde schwarz vor Augen, und für einen Moment musste ich wohl richtig weggetreten sein, denn irgendwann hörte ich die freundliche Frau etwas unwirsch rufen: Hallo? Hallo? Ich riss mich zusammen, fragte, ob sie mir die ehemalige Adresse von Eva und Daniel Krause geben könnte – irgendwo im Staat New York. Auch damit konnte sie mir dienen: Rochester, New York. Keine Kinder. 2008 hatten sie die Staaten verlassen. Zuletzt fragte ich, ob sie nachschauen könne, ob sie in New York einen gemeinsamen Eintrag für Eva und Daniel T. Sommer finden könne. Sie konnte mir zwei Daniel Sommer anbieten, aber ohne T. Einer war neun Jahre alt, der andere siebenunddreißig. Keiner dieser beiden lebte aber mit einer Eva Sommer zusammen. Ich bedankte mich für die Information und legte auf. Das mit dem Namen »Sommer« war mir egal, aber Emily ließ mich nicht los.
    Verdammt, Emily musste wissen, wem sie schrieb. Ich klickte auf »Antworten« und kniff die Augen zu. Wie sollte ich ihr dasmitteilen? Vermutlich las sie die E-Mails ja gar nicht. Deshalb schrieb ich in die Betreff-Zeile: »Ich bin nicht Daniel Krause!«, und hoffte auf das Beste.
    Liebe Emily,
    ich bin nicht der Dr. Krause, für den du mich hältst. Ich heiße Maria Krause und arbeite in der Rechtsmedizin in Odense. Der Dr. Krause, an den du schreibst, ist der frühere Daniel Krause, er heißt jetzt Daniel Sommer, warum er den Namen geändert hat, weiß ich nicht. Er ist Urologe am Odenser Universitätsklinikum, das gleich neben der Rechtsmedizin liegt. Daniel Sommer / Krause und deine Mutter, die jetzt Eva Sommer heißt, haben ein Kind. Das Mädchen ist zwei Jahre alt. Sie sind beide der Kindesmisshandlung angeklagt, verdächtigt, deine Halbschwester mit stark ätzender Flüssigkeit übergossen zu haben. Die Kleine heißt Josefine. Es geht ihr sehr schlecht, und sie wird ihr Leben lang entstellt sein. Ich bitte dich inständig, mir eine Telefonnummer zu schicken, damit wir darüber reden können. Es wird eine Gerichtsverhandlung geben, und sowohl deine Mutter als auch dein Stiefvater sind der schweren Körperverletzung angeklagt worden, trotzdem wird es nicht leicht werden, ihnen die Tat wirklich nachzuweisen und ein Urteil zu erwirken. Deine Zeugenaussage kann entscheidend sein. Bitte, sei so gut und schicke mir deine Telefonnummer, damit wir reden können.
    Herzliche Grüße, Maria Krause
    Warum schrieb ich das eigentlich?, fragte ich mich selbst. Das lag doch gar nicht in meinem Interesse. Als ich die E-Mail gerade abgeschickt hatte, kam noch eine Nachricht von Emily.

24
    Dr. Krause,
    in den Tagen vor Weihnachten hatte meine Mutter schrecklich schlechte Laune, diese Phase zog sich bis in den Januar hinein, und irgendwann begann sie, sich jeden Morgen zu erbrechen. In dieser Zeit sagte sie mir jeden Tag, dass ich innerlich verbrannte und Kopfschmerzen hätte. Immer wenn sie mit dem Erbrechen fertig war, übernahm ich die

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